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Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Titel: Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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hatte ich ihn schon zutiefst enttäuscht, bevor ich überhaupt nur meinen Mund aufgemacht hatte.
    »Oh, hey, Roy«, sagte ich und sein Gesicht wurde noch ein bisschen entgeisterter. Mein Vater sieht aus wie das menschliche Gegenstück zu dieser Hunderasse mit den extremen Hängebacken, also wirkt er grundsätzlich immer leicht griesgrämig, aber wenn er mit mir zusammen ist, wird die ganze Sache noch stärker betont, besonders wenn ich mich weigere, ihn Dad zu nennen. Ich meine, er ist ja auch gar nicht mein richtiger Vater. Er ist von dieser Rolle schon vor langer Zeit zurückgetreten, und ich lebe nicht mit ihm zusammen, ich rede nicht viel mit ihm, er würde es nicht wagen, mir Vorschriften zu machen, wann ich abends zu Hause sein muss, und er hilft mir nie bei meinen Hausaufgaben. Also, warum sollte ich ihn Dad nennen?
    Wie auch immer. Ich ließ zu, dass Roy vorsichtig und ungelenk einen Arm um mich legte und mich auf die Stirn küsste, und dann führte ich ihn in die Wohnung, und das Ende dieser kleinen Prozession bildete seine neueste Frau. Um fair zu bleiben: Es war diesmal dieselbe, mit der er auch schon drei Monate zuvor aufgekreuzt war, also war es offenbar etwas Ernsteres. Ich konnte mich nicht an ihren Namen erinnern, aber dann sagte Roy: »Und? Gibst du deiner Tante Sandra keinen Kuss?«
    Er spricht mit mir immer entweder mit bevormundender Stimme, als sei ich ungefähr sieben, oder aber auf eine schroffe, drohende Art und Weise, so als sei ich bereits längst erwachsen und solle mich gefälligst auch so benehmen. Trotzdem würde ich Sandra, die mich nervös anlächelte, ganz sicher keinen Kuss geben. Ich begnügte mich mit einem albernen halbherzigen Winken und führte die beiden ins Wohnzimmer.
    Sie sahen sich um, und mir war klar, dass sie nicht die zahlreichen Quadratmeter des Fußbodens wahrnahmen, die nichtvon sehr ordentlichen Stapeln von Zeitschriften bedeckt waren und auf denen ich sogar Staub gesaugt hatte. Sandra betrachtete genau die Stelle auf dem Sideboard, an der ich die DustCam installiert hatte, und als ich ihnen liebenswürdig eine Tasse Tee anbot und in der Küche verschwand, fuhr sie mit dem Finger über den Kamin und hielt Roy die schmuddeligen Indizien zum Beweis unter die Nase.
    Es war unerträglich, aber ich kannte es nicht anders. Ich machte mit Roy einen Rundgang durch die Wohnung, damit er sich selbst davon überzeugen konnte, dass ich keine Drogenabhängigen oder illegalen Einwanderer hatte einziehen lassen. Ich zeigte ihm einige meiner Kursarbeiten, obwohl er und Sandra mein Meerespanorama nicht wirklich mochten. »Du hättest den Strand von Margate malen sollen«, sagte Sandra mit gekräuselten Lippen. »Da hast du einen wirklich tollen Ausblick.« Dann gab ich Roy den Stapel Briefumschläge mit so langweiligen Absendern wie British Gas, und er wollte eine Erklärung von mir, wie lange ich denn eigentlich täglich die Zentralheizung laufen ließe.
    Als es halb sieben war und ich Sandra zum fünften Mal entgegnet hatte, dass ich tatsächlich nicht mehr vorhatte, mich noch umzuziehen, und dass dies, ja, wirklich, die Sachen waren, die ich zum Abendessen tragen wollte, schob ich die beiden aus meiner Wohnung. Wir mussten mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, denn Roy wollte mehr als einen Drink, und so nutzte er die Fahrzeit, um mich über Michael auszuquetschen.
    »Wie alt ist er? Woher kennst du ihn? In welchen Fächern macht er seine Abiturprüfungen? Hat er sich schon an einer Universität beworben? Was machen denn seine Eltern beruflich? Oh, da haben sie ja sicher immer mal ein Pfund oder zwei übrig, oder?«
    »Was treibt Michael denn so in seiner Freizeit?«, fragte Roy gerade, als wir am Leicester Square aus der U-Bahn-Station stiegen. Nach jahrelanger Erfahrung mit regelmäßigen Besuchen bei diversen Garfunkels fand Roy, dass die Filiale in der Irving Street die saubersten Toiletten, das freundlichste Personal und die bestbestückte Salatbar hatte. Wahrscheinlich hatte er das über eine Vergleichstabelle ermittelt. »Hat er die gleichen Hobbys wie du?«
    Das war Roys Art zu sagen: »Ist dieser Junge, der versucht oder auch nicht versucht, dich zu schwängern, die gleiche Art von idiotisch angezogenem Volltrottel mit genauso seltsamen Freizeitbeschäftigungen wie du?«
    »Er ist nur ein Freund«, wiederholte ich grimmig immer wieder. »Ein Freund, der durch einen seltsamen Unfall bei seiner Geburt völlig zufällig ein Junge geworden ist.«
    Als wir schließlich

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