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Äon - Roman

Titel: Äon - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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krachenden Durcheinander aus zerbrechendem Glas und schepperndem Metall die Orientierung verlor.
    Die Dunkelheit verdichtete sich, und eine Zeit lang sah Singerer nicht einmal den Schein der eigenen Lampe. Als die Finsternis schließlich ein wenig zurückwich und es dem Glühen der Notlampe im Flur erlaubte, ihn zu erreichen, begriff Singerer, dass er das Bewusstsein verloren hatte und gerade wieder zu sich gekommen war.
    Er war unter den umgestürzten, schweren Schränken eingeklemmt, konnte sich nicht bewegen und sah trotz der Düsternis ganz deutlich den langen Riss, der sich in seinem Visier gebildet hatte und durch den die Luft des Untersuchungsraums ins Innere des Helms geriet - er war der Kontamination ausgesetzt.

37
    Frankreich
    W arum halten wir hier?«, fragte Raffaele. »Der Tank ist noch mehr als halb voll.« Er deutete aufs Armaturenbrett.
    Die neben ihm im Fond sitzende Yvonne lächelte und strich ihm zärtlich übers Haar. »Wir wechseln hier den Wagen. Und wir nehmen Teile von uns auf.«
    »Teile von uns?«, wiederholte Raffaele verwirrt. »Sind wir denn nicht ganz?«
    »Nein«, erwiderte die Frau und wurde wieder ernst. »Nein, das sind wir nicht.«
    Graue Wolken hingen tief über der hügeligen Landschaft. Links, hinter den Bäumen und Büschen, rollte der Verkehr über die Autobahn in Richtung Paris. Rechts lag der große Rastplatz mit einem Restaurant und der Tankstelle. Viele Lastwagen und Autos standen auf dem Parkplatz, denn es war Mittag, und im Restaurant herrschte Hochbetrieb.
    Sie stiegen aus, auch der Fahrer, der nicht zu ihnen gehörte, wie Raffaele inzwischen wusste. Er hieß Albert, und das war sein einziger Name; er hatte keinen anderen, der wie das Rauschen von Wind und Meer klang. Gelegentlich gab Granville ihm Anweisungen, und Albert gehorchte sofort, wie jetzt.
Nachdem Granville einige leise Worte an ihn gerichtet hatte, nickte Albert wortlos und ging fort.
    Auf dem Weg zum Restaurant sagte Yvonne: »Das Wetter ist vertraut. Kalt, düster, grau.«
    »Der Sommer ist vorbei«, sagte Granville.
    Raffaele hörte ihnen zu, aber er vernahm mehr als nur ihre Worte. Jede Silbe steckte voller Bilder und Gedanken. Es war interessant, auf diese Weise miteinander zu sprechen; man verstand sich besser.
    »Damals in Paris gab es keinen Sommer, erinnerst du dich, Raffaele?«
    Fast zweihundert Jahre waren vergangen, aber er erinnerte sich tatsächlich: an kalte Tage selbst im Juli und im August, an Felder, auf denen kein Getreide wuchs, an die Not der Menschen. Aber es war ihre Not gewesen, nicht seine und die der anderen, die mit diesen Stimmen sprachen.
    »Weißt du auch, warum es damals keinen Sommer gab?«, fragte Yvonne.
    Raffaele schüttelte den Kopf. Damals hatte er es gewusst, da war er sicher, aber noch erinnerte er sich nicht an alles.
    »Weil im Jahr zuvor ein Vulkan ausgebrochen war«, sagte Yvonne. Sie lächelte wieder und gefiel sich ganz offensichtlich in ihrer Rolle als Mentorin. »Auf der anderen Seite des Planeten. Der Tambora auf der Insel Sumbawa. Die Asche verteilte sich in der Atmosphäre und hielt das Licht der Sonne fern. Es wurde kalt, selbst im Sommer.«
    Der mit französischem Akzent sprechende Granville sah Raffaele kurz an. »Damals haben wir die Vorbereitungen getroffen. Jetzt ist alles parat.«
    »Fast alles«, sagte Yvonne, und Raffaele erfuhr in diesen beiden
Worten von gewissen Dingen, die noch erledigt werden mussten. Tief in seinem Innern, ganz tief unten, reagierte etwas mit Abscheu und Entsetzen darauf, und die Frau schien es zu bemerken und strich ihm erneut übers Haar. »Das sind alte Empfindungen. Du wirst bald darüber hinwegkommen.«
    Sie saßen im Restaurant an einem Ecktisch und aßen etwas, das Raffaele kaum schmeckte - in den letzten Stunden hatte er seinen Appetit verloren -, als der Fahrer zurückkehrte. »Sie sind so weit«, sagte er, und bei ihm stellten die Worte nur das dar, was sie bis vor kurzer Zeit für Raffaele gewesen waren: Worte, bedauerlich leer, ohne zusätzliche Bedeutung.
    Als sie das Restaurant verließen, sah Raffaele zu Yvonne auf und fragte: »Was hast du mit den Teilen gemeint?«
    »Das erfährst du jetzt.«
    »Der neue Wagen steht dort«, sagte der Fahrer und deutete auf eine große Limousine, nicht dunkel wie die erste, sondern silbergrau; auf der Kühlerhaube trug sie einen Stern. Ein Mercedes, wusste Raffaele. Am Steuer saß jemand, und das wunderte ihn, denn sie hatten doch einen Fahrer.
    Sie gingen zur Toilette und

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