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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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unseren Fortpflanzungstrieb.
    Da lag er nun schlaflos, mit einer hartnäckigen Erektion, und konnte keinen klaren Gedanken fassen, hatte zum Masturbieren aber keine Lust. Allein schon der Gedanke war lächerlich. Er hatte seit einem Jahr nicht mehr masturbiert und tat es nur, wenn er absolut ungestört war.
    Ging es den anderen auch so? Heineman war über all das sicher erhaben. Nicht einmal hatte Lanier eine zweideutige Bemerkung von ihm gehört, es sei denn in Form eines harmlosen, trockenen Witzes.
    Und Farley?
    Versuchsweise hob er mit der Hand die dünne Thermodecke. Dann stoppte er die Hand. Wahnsinn.
    Nach einer Ewigkeit schlief er endlich doch ein.
    Bei 100000 Kilometern meldete der vorausgerichtete Radar des V/STOL ein massives Hindernis im Korridor. Heineman suchte in den wissenschaftlichen Unterlagen nach einem Radarecho in dieser Entfernung, fand jedoch nichts. »Sieht so aus, als hätten die Physiker nur entlang der Singularität ein Radarsignal ausgesandt«, sagte er. »Was wir da vor uns haben, scheint eine runde Wand mit einem Loch in der Mitte zu sein.«
    Die Wand versperrte den Korridor bis zu einer Höhe von einundzwanzig Kilometern; in der Mitte war eine etwa acht Kilometer große Öffnung ausgespart. Plasmaröhre und Singularität wurden nicht unterbrochen.
    »Fahren wir durch und sehen nach, was auf der anderen Seite ist«, schlug Lanier vor. »Dann entscheiden wir, wo wir landen möchten.«
    Mit lediglich sechstausend Kilometern pro Stunde bewegte Heineman den Röhrengleiter an der Singularität entlang. Die Wand war von schmutzig brauner Farbe, glatt, dünn und ohne Markierungen. Als sie sich der Öffnung näherten, richtete Carrolson ein Teleskop auf die obere Wand – und hatte einige Mühe dabei.
    »Sie ist nur ’nen Meter dünn oben«, erklärte sie. »Der Farbe nach zu urteilen handelt es sich wohl um das gleiche Zeug wie bei Schächten und Korridor.«
    »Das heißt – nichts«, erläuterte Farley. »Patricias räumlich konstruierte Batzen.«
    Heineman reduzierte die Geschwindigkeit auf tausend Stundenkilometer, und sie glitten durchs Loch. Auf der anderen Seite war der Blick auf den Talboden ohne den Dunst von Atmosphäre kristallklar. Der Boden bestand aus einem wirren Muster aus hundert Kilometer langen Kerben, schwarzen Markierungen und blanker bronzener Korridormaterie. Die Instrumente bestätigten ihre Vermutungen.
    »Keine Atmosphäre«, sagte Farley. »Die Wand ist ein Stöpsel.«
    Heineman bremste ab, bis sie zweitausend Kilometer hinter der Wand, die nun zu einem kleinen Flecken in der wüsten Korridorlandschaft geworden war, zum Stillstand kamen. »Was nun?«, fragte er.
    »Wir gleiten zurück und suchen, wie geplant, einen Schacht«, sagte Lanier. »Den sehen wir uns an, und dann fahren wir, ohne Zeit zu verschwenden, weiter. Wissenschaftliche Fragen sind wirklich zweitrangig.«
    »Jawohl«, erwiderte Heineman. Er schwenkte das V/STOL auf dem Röhrengleiter um 180 Grad. »Festhalten; gleich geht’s volle Kraft zurück.«
    Vierhundert Kilometer südlich der Wand entdeckten sie einen Zirkel von Schächten und bremsten ab, um das V/STOL auf den Abstieg vorzubereiten. Alle losen Gegenstände wurden befestigt, während Heineman das Flugzeug vom Gleiter ausklinkte. Mit einem sanften Stoß aus den Düsen lösten sie sich von der Singularität. Heineman richtete die Spitze des Flugzeugs auf den Korridorboden.
    Im Gegensatz zu den Kammern des Asteroiden, wo ein gewisser Schub notwendig war, um sich von der Achse zu entfernen, fiel das V/STOL von selbst langsam nach unten und beschleunigte dabei stetig, von der Singularität abgestoßen – oder vom Korridorboden angezogen, wie immer man das sehen mochte. Nachdem sie vier Kilometer gefallen waren, zündete Heineman dreimal hintereinander kurz den Düsenantrieb und richtete den Flieger nach Norden. »In ’ner Kammer würd ich nicht so landen«, sagte er, »aber im Korridor geht’s so am besten. Hier tauchen wir nicht spiralförmig in die Atmosphäre ein, sondern gehen im langgezogenen Gleitflug runter. Garry, schnapp dir das Steuer, und fühl selber, wie’s geht!«
    Lanier hielt das Steuer und spürte Heinemans Bewegungen, der die Flugzeugnase hochzog. Ein Rütteln ging durch die Maschine und kündete von der puffernden Atmosphäre; außerhalb der Hülle verlor das schrille Kreischen an Höhe und nahm an Lautstärke zu. Heineman versuchte, das Tempo abzubremsen und zog das V/STOL sachte nach rechts, wobei er die Nase senkte und die

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