Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aeon

Aeon

Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
wissen?«
    Er hob den Finger und deutete auf sie und schüttelte sich vor Lachen. Sein Gesicht war jetzt rot wie eine Tomate, und er röchelte, als würde er ersticken.
    »Das ist komisch.«
    »Nee-ee«, sagte er, nachdem er das Gelächter endlich abstellen konnte. » Verrückt ist das.«
    »Du warst bisher nicht an mir interessiert?«
    »Nein – ich meine, ja, du bist attraktiv und so, aber …«
    »Schluss damit!« Der Bremsvorgang hatte begonnen. Sie öffnete den Sitzgurt und fiel langsam in Richtung Cockpit, wobei sie sich an den Griffen an den Lehnen und der Gepäckablage oben vorwärtszog.
    »Warte!«, sagte Lanier und griff nach ihr, erwischte sie aber nicht. Er blickte über die Kopfstütze zurück. »Karen!«
    Farley hing nun in der Tür zum Cockpit. »Weck uns, wenn wir an der Wand sind«, sagte sie energisch und schob die Tür zu, bis sie einrastete. Dann hantelte sie durch den Gang zurück und klemmte sich mit dem Knie an seinem Sitz fest.
    »Tut mir leid …«, begann Lanier.
    »Unsinn«, sagte Farley. Sie öffnete den Reißverschluss ihres Overalls und zog ihn aus. Darunter trug sie ein T-Shirt mit dem chinesischen Aufdruck

    auf der Brust, der »Wal« bedeutete, wie der Stein bei den Chinesen hieß. Dann zog sie den weißen Baumwollschlüpfer aus.
    Lanier verfolgte das mit Entsetzen.
    »Du hättest schon eher was sagen sollen«, hielt sie ihm vor. »Alles, was dich davon abhält, klar zu denken, ist unserer Mission abträglich.« Damit schlüpfte sie aus dem T-Shirt und verstaute sämtliche Kleider in der Tasche an der Rücklehne.
    Er zog seinen Overall aus, wobei er nervös zur Cockpittür blickte. Sie lag auf dem Rücken auf den zwei einander zugewandten Sitzen. Die Bremsbeschleunigung des Röhrengleiters vermittelte ein komisches, aber deutliches Gefühl für die Richtung. »Du hast aber nie versucht, Kontakte zu knüpfen«, sagte Farley, ergriff seine Hand und zog ihn auf sich. »Doch nicht, weil du schüchtern bist, was?«
    Lanier bekam Herzklopfen, als er ihren Busen berührte. »Hab noch nie jemand dringender gebraucht«, keuchte er.
    »Na, dann los!«, sagte sie und öffnete sich ihm.
    Carrolson stieg über die Strickleiter den Mittelgang hinauf. Farley und Lanier hatten sich angezogen und gegenübergesetzt. »In zehn Minuten sind wir da«, sagte Carrolson mit undurchdringlichem Gesicht. Sie blickte zu Farley, drehte dann den Kopf zu Lanier, behielt aber den Blick noch kurz auf Farley. »Scheint die gleiche Wand wie die letzte zu sein, wobei diese allerdings höher über die Atmosphäre ragt und eine kleinere Öffnung – nicht mehr als hundert Meter – um die Singularität hat. Wir sollten jedoch die gleichen Tests wie das letzte Mal machen.«
    »Einverstanden«, sagte Farley.
    »Garry …«, begann Carrolson und musterte ihn gespannt.
    »Was denn?«
    »Ach nichts.« Sie stieg die Leiter hinunter und verschwand im Cockpit.
    »Herrgott, ist das peinlich«, flüsterte Lanier.
    »Was schämst du dich? Weil du nur ein Mensch bist?«, bemerkte Farley.
    »Ich habe eine Verantwortung«, erwiderte er.
    »Die hat ein jeder auf dem Stein«, sagte sie. »Trotzdem wurde viel getechtelgemechtelt, solange ich auf dem Stein war.«
    Trotz seiner Verlegenheit lachte er. »Getechtelmechtelt heißt das?«
    »Ja, ja. Sag bloß nicht, das ist dir nicht aufgefallen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, ehrlich nicht. Der Boss kriegt immer am wenigsten mit.«
    »Nur wenn er blind durchs Leben geht. Ich wette, Hoffman entgeht so was nicht.«
    »Also gut, ich bin also … was weiß ich. Ich bin nicht prüde, vielleicht ein bisschen unschuldig.«
    »Unschuldig schon gar nicht«, meinte Farley und berührte ihn am Arm. »Und keine Sorge. Du bist nach wie vor der Boss.«

39
    Vielgorski hatte Mühe, Fassung zu bewahren. Er schwitzte ordentlich und stank. Seine Stimme war heiser. Er tat Mirski fast leid.
    Der dunkle Eingang zur Bibliothek der dritten Kammer tat sich respektgebietend auf, und Pogodin und Pritikin trieben den Gefangenen vorwärts, indem sie ihn hin und wieder an empfindlicher Stelle mit dem AKV anstupsten. Mirski spazierte hintendrein.
    »Hier haben Sie also Ihre Zeit verplempert«, rief Vielgorski über die Schulter zurück.
    »Und Sie waren nie hier?«, fragte Mirski und tat erstaunt. »Eine gewisse Neugier hätte ich Ihnen unbedingt zugetraut.«
    »Ist sinnlos«, erwiderte Vielgorski. »Hier ist alles mit amerikanischer Propaganda durchsetzt. Es wäre schade um die Zeit.«
    Mirski lachte empört. »Sie

Weitere Kostenlose Bücher