Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aeon

Aeon

Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
uns in die Defensive gedrängt, nur um die eigene Haut zu retten«, sagte er. »Es war Ihre Pflicht, da draußen zu krepieren, nicht sich bei den Amis anzubiedern.«
    »Ich war erledigt«, sagte Pletnew. »Wir hatten keine andere Wahl.«
    »Dieser Fels könnte uns gehören!«, schrie Jazikow. »Und wo ist jetzt Mirski?«
    »Ich sagte doch, er ist in der vierten Kammer.«
    »Scheiße! Er steckt in seiner geliebten Bibliothek«, sagte Belozerski.
    »Dann werden wir ihn eben dort verhaften«, meinte Jazikow. »Wir sollten auch Garabedian und Annenkowski finden, die zu Mirskis Männern gehören. Genosse Pletnew, Sie werde ich persönlich an die Wand stellen, an die andere Wand der siebten Kammer. Dort werd ich Ihr Blut und kontrarevolutionäres Hirn verspritzen als sichtbaren Gegenbeweis für Ihre Leichtgläubigkeit.« Er warf entrüstet die Hände hoch. »Haltet ihn hier fest, bis wir die anderen haben.«
    Rimskaya ging mit der Mitteilung von Belozerski durchs Lager und stieg die Stufen zum ehemaligen Büro Laniers hinauf, das nun Hoffman gehörte. Er klopfte und wurde von Beryl Wallace eingelassen.
    »Nachricht von den Sowjets«, sagte er kurz und bündig. Sein Gesicht war blass, und er sah aus, als hätte er seit Tagen kein Auge mehr zugetan.
    »Was Wichtiges?«, fragte Beryl.
    »Beryl, spiel bitte nicht Vorzimmerdame mit mir! Wo ist Judith?«
    »Sie ist unten in einer Besprechung mit dem medizinischen Leiter. Ich will zwar nicht übertrieben diensteifrig sein, Joseph, aber sie hat alle Hände voll zu tun.«
    »Nun, die Sowjets legen auch nicht gerade die Hände in den Schoß. Ich glaube, es wird Ärger geben.« Er wischte sich die Augen aus und blinzelte eulenhaft.
    »Ich hole sie. Warte unten am Tisch der Sekretärin!«
    Rimskaya brummte irgendetwas und stapfte die Treppe hinunter.
    Hoffman kam aus dem Konferenzzimmer, nahm die Tafel von Rimskaya entgegen und überflog die Meldung. Sie sah auch erschöpft aus, aber es war nicht ganz so schlimm wie bei Rimskaya. Da sie unausgeschlafen war, hatte sie Ringe unter den Augen und glühende Wangen.
    »Was ist Belozerski?«
    »Ein Zampolit – politischer Offizier«, erklärte Rimskaya. Seine Hände zitterten. »Oberst. Ich habe ein-, zweimal mit ihm gesprochen.«
    »Was hattest du für einen Eindruck?«
    Rimskaya schüttelte den Kopf. »Er ist ein Linientreuer ohne Hirn und Fantasie. Die beiden anderen, Vielgorski und Jazikow, gefallen mir allerdings noch weniger. Sie sind schlauer, gefährlicher. Wenn sie sagen, sie haben Mirski abgesetzt, sodass wir jetzt mit ihnen direkt verhandeln müssen, so wird das schon stimmen.«
    »Dann vereinbare ein Treffen. Wir können die Gespräche nicht einschlafen lassen wegen ihrer internen Machtkämpfe. Und erkundige dich bei – wie heißen sie gleich? – Sinowiew oder Pritikin! Erkundige dich, was los ist, und ob es auch die russischen Zivilisten betrifft!«
    »Die kriegt man nicht zu sehen. Sind entweder unter Arrest oder tot.«
    »Ist es so schlimm?«, fragte Hoffman.
    »Ja, sie gebärdeten sich sehr russisch«, sagte Rimskaya achselzuckend.
    »Meine Besprechung wird noch eine Stunde dauern. Verabrede eine Begegnung in anderthalb Stunden.«
    »Besser wäre es, sie bestimmten die Zeit, und wir lassen sie eine Weile warten«, schlug Rimskaya vor.
    »Wie du meinst.«
    Sie sah dem hochgewachsenen, strengen Mathematiker nach, der durch die Tür verschwand, und blickte dann auf die blanke Wand hinter Anns leerem Schreibtisch. Die Sekretärin machte Lunchpause in der Cafeteria.
    »Einen Moment noch, bitte«, sagte Hoffman. Da stand sie nun, sah vor sich hin, atmete gleichmäßig und trommelte leise mit dem Finger auf die Schreibtischkante. Sie zählte die Sekunden gemäß einem inneren Takt. Nach einer halben Minute drückte sie fest die Augen zu, öffnete sie weit, atmete tief durch und marschierte durch den Gang zur Konferenzraumtür.

40
    Der Röhrengleiter stieß langsam durch die zweite Wand. Auf der anderen Seite befanden sich, einen Kilometer nach der Wand beginnend und parallel zu ihr entlang dem Korridorumfang ausgerichtet, eine Reihe dunkler, ziegelbrauner Strukturen, die auf dem blanken Korridorboden auflagen. Sie hatten jeweils ein quadratisches Fundament mit etwa zweihundert Metern Seitenlänge, das stufenförmig angelegt war, wobei die Stufen leicht seitlich versetzt waren, sodass eine abgerundete Pyramide in der Form einer halben Spirale entstand.
    »He!«, sagte Heineman und deutete in den Korridor. Auf dem Boden wimmelte

Weitere Kostenlose Bücher