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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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eine melodiöse Stimme setzte mitten im Satz ein:
    »… verstößt gegen das Gesetz des Weges. Ihr Fahrzeug verstößt gegen das Gesetz des Weges. Leisten Sie keinen Widerstand, sonst wird Ihr Fahrzeug zerstört. Sie unterstehen der Weisung des Hexamon Nexus und werden in sechs Minuten vom Defekt entfernt. Versuchen Sie nicht zu beschleunigen oder zu bremsen.«

41
    Belozerski stand steif hinter Jazikow am Konferenztisch und hatte die Hände am Rücken verschränkt. Jazikow saß mit gefalteten Händen am Tisch. Hoffman überflog die Forderungen und übersetzte sie rasch auf der Tafel für Gerhardt. Gerhardt las sie und schüttelte den Kopf.
    »Wir lehnen Ihre Forderungen ab«, erklärte Hoffman in Russisch. Auch sie hatte der Bibliothek der dritten Kammer einige Besuche abgestattet.
    »Diese Männer sind Verbrecher«, sagte Jazikow. »Sie haben einen Kollegen entführt und halten ihn in einer der Städte versteckt, wo wir ihn nicht finden können.«
    »Wie dem auch sei, wir haben uns geeinigt, die politischen und rechtlichen Systeme strikt zu trennen. Wir können bei der Suche dieser Männer nicht helfen, ohne unsere Abmachungen zu verletzen.«
    »Sie verstecken sich in Sektoren, die von Ihren Leuten kontrolliert werden«, sagte Belozerski. »Vielleicht halten Sie sie sogar versteckt.«
    »Wenn das der Fall ist, so habe ich noch nichts davon erfahren«, erwiderte Hoffman. »Ich bezweifle es sehr.«
    »Sicher unterstützen Sie unsre Bemühungen zur Bildung einer Zivilregierung«, sagte Jazikow.
    »Wir unterstützen es nicht und opponieren nicht dagegen«, erwiderte Hoffman. »Es ist ganz allein Ihre Sorge. Unsere Sorge in dieser Verhandlungsrunde ist allein die friedliche Koexistenz. Mehr nicht.«
    Jazikow erhob sich und nickte Hoffman flüchtig zu. Dann durchquerten die beiden die Cafeteria und verließen sie durch die Hintertür.
    »Was hältst du davon?«, wollte Hoffman von Gerhardt wissen. Der General schüttelte trübselig den Kopf und lächelte.
    »Mirski hat sich die Hauptperson geschnappt«, sagte er. »Offenbar hat er was geahnt und ist ihnen zuvorgekommen.«
    »Was hältst du von Mirski?«
    »Er ist mir jedenfalls lieber als Jazikow oder Belozerski.«
    »Also helfen wir ihm?«, fragte sie.
    »Mirski helfen? Aber nein. Der erste instinktive Gedanke ist immer der beste. Wir halten uns heraus aus der Sache, die sie unter sich ausmachen sollen. Außerdem wird Mirski keine Hilfe wollen . Hoffen wir, dass es nicht zu einem Kampf kommt. Dann können wir uns vielleicht nicht mehr heraushalten.«
    Mirski und Pogodin fuhren Vielgorski auf Umwegen von der Stadt der dritten Kammer in die zweite Kammer. Dort sah sich Mirski mehrere Gebäude an den Durchgangsstraßen an und wählte ein geeignetes aus. Es lag versteckt zwischen einem der riesigen, lüsterartigen Wolkenkratzer, die die Amis »Megas« nannten, und einem langen, hundert Meter hohen Asteroidgesteinwall, der keinem bestimmten Zweck zu dienen schien.
    Das Gebäude wies nur vier Etagen auf und hatte anscheinend früher als Schule gedient. Die drei Räume in jedem Geschoss waren gefüllt mit langen Reihen von Schulbänken, die jeweils auf eine schwarze, mit silbrigem Glas eingefasste Wand zeigten.
    Im östlichen Raum des obersten Stockwerks breiteten sie ihre Vorräte aus, und Mirski setzte sich zu einem stillen, ernsten Vielgorski. Pogodin ging den Laster verstecken.
    »Ich danke Ihnen nicht«, sagte Vielgorski. Er legte sich auf eine Bank und starrte auf die goldenen Sterne an der dunkelblauen Decke. »Mein Vater starb in Afghanistan. Ich erfuhr nichts über seinen Tod. Staatsgeheimnis. Ich weiß noch immer nichts. Aber dass das Ganze ein regelrechtes Manöver war, um die Streitkräfte im Einsatz zu erproben …« – er schüttelte verdutzt den Kopf. »Eine zehnjährige Übung!« Er hustete sich in die Hand. »Und dann zeigt sich, dass alles, was man geglaubt hat, eine großangelegte Lüge ist …«
    »Nicht alles«, wandte Mirski ein. »Viel, aber nicht alles.«
    »Trotzdem bin ich Ihnen nicht dankbar, dass Sie mir die Augen geöffnet haben.«
    »Das eine oder andere haben wir immer mitgekriegt, nicht wahr?«, fragte Mirski. »Die Korruption, die ineffizienten, inkompetenten und käuflichen Bosse … Der Staat, der auf Kosten der Ideale der Revolution besteht.«
    »Jeder muss sich zwangsläufig damit befassen. Aber dass man unsre besten Athleten und Tänzer als Konkubinen benutzt …«
    »Scheinheiligkeit gepaart mit Dummheit.«
    »Um wie viel schlimmer bei

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