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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Bohrlöchern und Plasmaröhren, recht viel weiter nicht. Die Plasmaphysik gilt allgemein als ihre Spezialität, also sitzen sie an der Achse. Die Amerikaner haben keine Ahnung, was für hervorragende Archäologen die haben. Was ihre Soziologen angeht …« Sie schüttelte wehmütig den Kopf. »Ich bin als Marxist geboren und aufgewachsen, bezweifle aber, dass die Steinpopulation sich unter einer streng leninistisch orientierte Lehre einordnen ließe.«
    »Garry hat mir nichts über die geltenden Abmachungen gesagt. Ich habe daheim darüber gelesen … Aber ich weiß, dass man nicht alles erfahren hat.«
    »Die Eurospace-Schiffe der NATO kamen als Erste auf den Stein und begannen mit seiner Erforschung. Durch die ISCCOM -Übereinkünfte hat die NATO die Schürfrechte. Natürlich wird die NATO von den USA beherrscht. Die Russen haben eingewandt, dies sei ein Sonderfall, sind aber bisher nicht durchgekommen. Die Chinesen waren nie besonders interessiert am Weltraum und folglich einverstanden mit dem wenigen, das ihnen eingeräumt wurde. Auf unsere stille, unterwürfige Art sind wir allerdings viel weiter gekommen als die Russen. Es sind keine Russen in der siebten Kammer, wie dir auffallen wird.«
    »Man hört nicht, dass du Chinesin bist.«
    Farley lachte. »Danke. Jeder lobt meine Aussprache. Manchmal hapert’s mit den Wörtern … Tja, was du eigentlich meinst, ist wohl, dass ich nicht wie eine Chinesin aussehe. Ich bin kaukasische Immigrantin in der zweiten Generation. Meine Eltern waren britische Ausgebürgerte aus der Tschechoslowakei. Sie waren Agrarspezialisten, sodass sie von China mit offenen Armen aufgenommen wurden, als sie 1978 einwanderten. Ich wurde dort geboren.«
    »Ich kam nie über die Grenzen Kaliforniens hinaus«, gestand Patricia. »Im Gegensatz zu dir fühle ich mich behütet, geborgen. Abgeschnitten von der großen Welt.«
    »Der Welt der Intrigen und internationalen Politik? Ich auch. Ich verbrachte die meiste Zeit auf einem landwirtschaftlichen Anwesen in Hopeh. Recht abgeschieden. Und jetzt … sind wir beide hier!« Sie blickte kopfschüttelnd vor sich auf den Boden. »Aus verschiedenen Gründen sind da viele Dinge, über die wir nicht sprechen dürfen. Garry vertraut mir, und ich schätze sein Vertrauen. Wir haben uns Mühe gegeben, zuvorkommend und vertrauenswürdig zu sein. Deshalb sind wir so weit gekommen. Technische Angelegenheiten, die sich unmittelbar auf unsere Arbeit beziehen, das ist in Ordnung. Aber alles andere, das für Wu, Chang und mich tabu ist … darüber wird nicht geredet. Kein Wort.«
    »Okay«, sagte Patricia.
    Farley blickte nach Norden, direkt in den Schlund des Korridors. »Die Steinmenschen haben das gemacht. Es waren Menschen wie du und ich. Ansonsten tappen wir im Dunkeln. Eines Tages aber werden wir ihnen begegnen – ihnen oder noch fremdartigeren Wesen.« Sie lächelte kurz. »Ist das ’ne griffige Prognose?«
    Patricia nickte. »Noch ein paar Details, und ich krieg das große Flattern.«
    Farley klopfte ihr auf die Schulter. »Muss zurück. Garry wird gleich bei dir sein.«
    Sie verschwand im Zelt.
    Patricia stand da und strich ihren Pullover glatt. Dann ging sie los und schlenderte einige Dutzend Meter über den Sand. Sie bückte sich und strich mit der Hand durch die Halme eines Grasbüschels.
    Die Länge des Korridors war so verblüffend, so atemberaubend, dass ihr buchstäblich die Luft wegblieb. Er war rationell, wirtschaftlich, unglaublich schön. Die gleichmäßige Beleuchtung, die allmählich in der Ferne verschwindenden, aber nichtsdestoweniger klaren Details; der Sand, die Büsche, die Seen und Flüsse, die das Kondenswasser von der südlichen Kappe abführten …
    Trotz der Worte von Farley fühlte Patricia sich sicher, als sie noch einmal ein gutes Dutzend Meter westwärts ging. Und nachdem sie so weit gegangen war, wobei sie freilich nur ein paar Minuten vom Zelt entfernt war, schien es keine große Sache zu sein, noch einmal um das gleiche Stück weiterzugehen. In zehn Minuten erreichte sie den Zwergwald, wo sie sich umwandte, um sich am Zelt und an der Rampe vom Kappentunnel zu orientieren.
    Die Bäume glichen kleinen Kiefern, waren keine zwei Meter hoch und bildeten mit ihrem knorrigen Astwerk ein undurchdringliches Dickicht. Derartige Bäume hatte Patricia auf der Erde noch nicht gesehen; ihre Nadeln glichen allerdings den Douglastannen, die daheim als Christbaum gedient hatten, bevor man sich mit einem Ersatz aus Aluminium begnügte.
    Sie

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