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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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bückte sich und warf einen Blick unter die Zweige, entdeckte aber keine Spur von Leben.
    Wie seltsam, dass die Steinbewohner alles Lebendige mitgenommen und den Stein dermaßen ausgeschlachtet hatten. Wohin sind sie nur alle?
    So viel stand inzwischen fest. Patricia spürte ihn jedes Mal, den Drang, den Zwang wenn sie in den Korridor blickte. Sie strebten endlos nordwärts, falls der Korridor wirklich ohne Ende war.
    »Patricia!«, rief Lanier vom Zelt aus. Sie fuhr hoch und bekam ein schlechtes Gewissen, obwohl in seiner Stimme keinerlei Vorwurf oder Dringlichkeit lag.
    »Ja?«
    »Die Arbeit ruft.«
    »Bin schon unterwegs.« Sie kehrte zum Zelt zurück.
    Sie setzten sich an einen Klapptisch unter dem Zeltvordach. Lanier nahm eine Tafel, steckte einen Memoblock ein und legte das Gerät zwischen sie beide. »Du solltest inzwischen eine gewisse Ahnung haben, warum wir dich hier brauchen. Wir haben einige Rätsel zu lösen, wovon das …« – er deutete in den Korridor – »… nicht einmal das größte sein dürfte.«
    »Scheint mir schon so«, bemerkte sie.
    »Ich habe einen ersten Zeitplan für dich entworfen. Man wird dir die Stadt in der dritten Kammer zeigen – bevorzugt die dortige Bibliothek. Diese Stadt hieß Thistledown, wie der Stein selbst. Sie ist ein paar Jahrhunderte jünger als Alexandria. Zudem stattest du auch der Bibliothek in der zweiten Kammer noch einige Besuche ab. Insgesamt wirst du ein, zwei Wochen beschäftigt sein, nur um dich einzuarbeiten.« Er deutete auf die Tafel und drückte auf RUN . Text lief auf dem Sichtgerät ab. »Hinweise zur U-Bahn-Benutzung mit Fahrplan und Vorsichtsmaßnahmen. Wi e’s aussieht, werde ich dich nicht ständig, nicht einmal oft begleiten können. Berge von Arbeit. Außerdem werde ich für kurze Zeit zur Erde fliegen. Währenddessen meldest du an Carrolson. Das meiste, was du in Bezug auf Sicherheit wissen musst, findest du in diesem Block. An wen du dich wenden kannst, an wen nicht, Protokoll, dergleichen. Farley, Wu und Chang sind nette Leute, aber sieh dich vor. Hüte dich vor jedem, der nicht die gleichen Vorrechte genießt wie du!«
    »Mit wem außer dir kann ich noch reden?«
    »Carrolson. Mit ihr kannst du alles besprechen – außer was du in den Bibliotheken erfährst. Ich bin dabei, ihr auch eine Zulassung dafür zu besorgen, aber das dauert noch. Du wirst in einigen Tagen mehr Leute kennenlernen. Der eine oder andere davon wird ’ne Bibliothekszulassung haben, sodass ihr gemeinsam das Material erarbeiten könnt. Klar? Die nächsten Wochen heißt’s also studieren, studieren, studieren.«
    »Wie weit kann ich mich vom Lager entfernen?«
    »So weit du gehen kannst, aber nimm ein Funkgerät mit! Wir haben einen Sicherheitsstützpunkt ungefähr fünfzig Kilometer weit drin im Korridor und Sensoren, die alle Vorgänge in den nächsten paar hundert Kilometern kontrollieren. Wenn zum Rückzug aufgefordert wird, dann kehrst du so schnell wie möglich in den Tunnel zurück.«
    »Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür?«
    »Gering«, antwortete Lanier mit einem Achselzucken. »Vielleicht nicht gegeben. Ist noch nicht passiert. Ich hoffe, es stört dich nicht, dass wir dich mit Glacéhandschuhen anfassen. Falls dir was zustoßen würde, dann würde die Präsidentenberaterin hier mit einem eisernem Besen auskehren.«
    Patricia lächelte. »Und wer ist meine Anstandsdame?«
    »Farley – bis Carrolson hier ist. Noch Fragen?«
    »Lass mich erst mal anfangen, dann fallen mir schon Fragen ein.«
    »Einverstanden.« Lanier ließ sie allein am Tisch sitzen. Sie schnappte sich die Tafel und nahm den ersten Memoblock in Angriff.

6
    Lanier brach in der nächsten Schicht auf und sagte, er werde in zwei Tagen zurück sein, um den nächsten Schritt ihrer Unterweisung anzugehen. Carrolson kam einige Stunden später an und brachte einen Stapel Speicherblöcke und einen leistungsfähigeren Prozessor mit, der von der Erde heraufgeschafft worden war. »Wenigstens kann ich viel von meiner Arbeit überallhin mitnehmen«, sagte sie. Farley, Wu und Chang machten sich sofort daran, dem neuen Prozessor einen Teil ihrer Probleme zu unterbreiten.
    Patricia studierte die Würfel, die Information über den Korridor lieferten. Die Länge des Korridors war unbekannt, aber vor vier Monaten aus dem Bohrloch abgeschickte Radarsignale waren noch nicht zurückgekehrt. Entweder, so wurde angenommen, habe der Korridor kein Ende, oder aber die Signale seien auf eine bisher unerklärliche

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