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Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holgate John
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könn’ nich richtig Englisch sprechen, sie könn’ kein’ richtigen Haferbrei kochen und — was am schlimmsten ist — es sind keine Schotten...« Dabei klang sein schottischer Akzent in jedem Wort mit.
    »Sonntags morgens essen wir Haferbrei!« rief Nicholas entrüstet, der mit mir in Old Lil den Weg hinaufgefahren war.
    »Nein, mein Kleiner, du bildest dir ein, richtigen Haferbrei zu essen, aber in Wirklichkeit ist es irgendein Papp. Bei mir zu Hause, als ich so’n kleiner Junge war wie du, blieb der Löffel in dem Brei senkrecht stehen, den meine Mutter kochte.«
    Nachdem der Laster davongerattert war, kletterten Nicholas und ich oben auf den Stand, um die Landschaft zu betrachten. Von unserem vorteilhaften Aussichtspunkt aus fiel das Gelände zunächst langsam ab, bevor es zum Berg hin wieder anstieg.
    Das ganze Gebiet war in einen dichten Morgennebel eingehüllt. Dachgiebel von Bauernhöfen schienen ohne Fundament und Stützen zu schweben, hier und da tauchten einige hohe Baumkronen auf, Heckenlinien, die auf etwas erhöhtem Boden standen, zeichneten sich ab, und die Turmspitze einer weit entfernten Dorfkirche war so schwach erkennbar wie eine halbfertige Kohlezeichnung.
    Doch dieses Bild zeigte sich nur vorübergehend. Zwei Stunden später hatte die Sonne den Nebel vertrieben. Die Welt war frisch und grün und voller Farbtupfen. Die Wegränder wurden durch leuchtenden Huflattich und Löwenzahn geschmückt, rosa erstrahlten die Blüten des Holzapfels, und die Hecken wurden von Geißblatt verziert.
    Die Schwalben waren zurückgekehrt; in pfeilschnellem Schwung flogen sie über den Viehhof und belegten wieder ihre alten Nester in den Ecken und Ritzen der Gebäude. Es brachte uns echte Freude, sie wiederzusehen. Wir hätten gern erfahren, wie viele von ihnen die Reise hin und zurück nach Afrika überlebt hatten.
    Das wärmere Wetter wurde von Shirley begeistert begrüßt. Nachdem sie die Kälber gefüttert hatte, kam sie mit einem Armvoll Kirschblüten ins Haus gestürmt, die sie von dem Baum vor dem Küchenfenster abgeschnitten hatte. Sie war mit sich selbst zufrieden.
    »Wie findet ihr das?« frage sie, nachdem sie die Zweige in einer hohen, unförmigen, blauen Vase untergebracht hatte — einem Relikt aus ihrem Töpfereikursus, den sie in London besucht hatte.
    »Es wird keine Früchte geben, wenn du die Blütenzweige abschneidest«, belehrte ich sie überflüssigerweise und war mir bewußt, daß ich mich ziemlich kleinlich anhörte.
    Eine unhöfliche Geste war ihre Antwort. »Im letzten Jahr haben die Hühner sowieso das meiste davon gefressen.«
    Das stimmte zwar nicht ganz, aber tatsächlich waren die Hühner erstaunlicherweise sehr gierig nach den Kirschen: Sie sprangen sogar hoch, um an die tiefhängenden Zweige zu kommen.
    Die sorgfältig arrangierten Blütenzweige sahen wunderschön aus und paßten sehr gut zur Inneneinrichtung des Bauernhauses, zu den weiß getünchten, unebenen Wänden, den niedrig hängenden dicken Balken. Aber am nächsten Morgen war der Teppich von den herabgefallenen Blütenblättern übersät.
    Ein paar Tage darauf fuhr ich mit der Kettenegge über die unteren Weiden, um die abgestorbenen Pflanzen herauszureißen, damit Sonne und Luft an das neue Gras darunter gelangen konnten. Ich hatte den Traktor abgestellt und war auf dem Weg ins Haus zum Mittagessen, als ich den Kuckuck von seinem Platz in der großen Esche rufen hörte. Klar wie ein Glockenschlag und unverkennbar kam das Echo über die Wiesen zurück. Da war er also wieder! Er war zwar ein Nassauer, aber als Besucher auf unserem kleinen Anwesen immer willkommen.
    Wir hatten viel zu tun, doch das strahlende Wetter gab uns die Energie dafür. Weiden mußten zugeteilt und zum Heumachen bestimmt werden. Durch unsere Erfahrungen aus dem letzten Jahr waren wir diesmal besser dran. Mit Pfählen und Stacheldraht verstärkten John und ich die Zäune der Weiden und Felder, um habgierige Vierbeiner abzuschrecken. Im großen und ganzen waren wir die Sieger in diesem alljährlichen Kampf, aber die Schafe hörten nicht auf, gierige Blicke auf das zarte, saftige Futter zu werfen und an den Hecken auf und ab zu marschieren auf der Suche nach einer schwachen Stelle zum Durchschlüpfen.
    Eines Sonntags fuhren Shirley und ich zusammen mit den beiden Kleinen nach Wales hinein in Richtung Borth, um einen Tag am Meer zu verbringen. John blieb auf der Farm, um dort nach dem Rechten zu sehen.
    Die Straße führte hoch in die Berge hinauf, wo

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