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Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holgate John
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der Vogel die Winterräuber nicht überlebt. Der rote Fuchs, der in dieser Gegend sein Revier hatte, würde ihn sich früher oder später aufs Korn genommen haben. Nach diesem Zwischenfall stellten wir uns die Frage, woher der Hund wußte, daß dieser Vogel ein Handicap hatte und von ihm gejagt werden konnte; normalerweise hätte er erst den Schuß abgewartet, bevor er losgerannt wäre, um seinen Teil der Arbeit zu übernehmen.

    Der Sommer war heimtückisch in den Herbst hinübergeglitten, so daß die andere Jahreszeit fast unbemerkt Einzug gehalten hatte. Doch die Schwalben verrieten es. Sie fingen an, sich auf den Telefondrähten zu versammeln, zunächst dutzendweise, dann in größerer Anzahl, und zum Schluß waren es Hunderte kleiner Vögel, die aufgeregt auf ein geheimnisvolles Zeichen warteten, das ihnen den Startschuß für ihren Abflug geben würde.
    Während des ganzen Tages behielten wir sie im Auge. Dennoch verpaßten wir den Abflug; erst als wir das Zwitschern vermißten, wurde es uns bewußt, daß sie fort waren. Doch da flogen sie bereits hoch in der Luft über der Farm. Sie stiegen immer höher in ihrem Flug, um sich einem anderen Zug anzuschließen, der aus dem Norden gekommen war. Gegen den blauen Himmel mit den Federwolken nahmen sie sich wie winzige Punkte aus.
    »Die ziehen in den Süden, nach Afrika, um dort zu überwintern«, belehrte uns Nicholas, der aus irgendeinem Grund an dem Tag nicht in die Schule gegangen war. »Im nächsten Jahr kommen sie wieder.«
    »Wie können sie wissen, wenn sie angekommen sind, wo immer sie hinfliegen möchten?« fragte ich ihn scherzhaft.
    »Ihre Herzen werden es ihnen sagen«, entgegnete er mir mit der Weisheit eines Kindes.

    In einer kleinen Dorfkirche wurde der Erntedank-Gottesdienst abgehalten. Diese Kirche war für uns zwar nicht die naheliegendste, aber wir zogen sie vor, weil sie klein und gemütlich war und ganz versteckt hinter dem dichten Laubdach von Eiben lag, umgeben von nicht mehr als einem Dutzend Häuser. Der Pastor war ein alter Mann, groß und gebeugt, mit einem gutmütigen, zufriedenen Gesichtsausdruck und geduldigen Augen. Er schien es nicht zu bemerken, wie selten wir kamen, obgleich doch nie mehr als zwanzig Seelen an seinem Gottesdienst teilnahmen.
    Das Kirchenschiff hatte man mit Blumen, Gräsern und Immergrün geschmückt. In dem gewölbten Eingang stand ein langer Tisch aus Rüsterholz, auf dem die verschiedensten Gaben lagen und standen. Früchte, Gemüse sowie Honig- und Marmeladentöpfe gab es dort. Wir legten unsere Gaben dazu. In der Mitte lag ein großer, selbstgebackener Laib Brot, der so geformt und geflochten war, daß er einer Getreideähre glich. Geschickt hatte jemand aus Gerstestroh kleine, gesichtslose Männchen gebastelt und sie gegen die vollgehäuften Teller und Platten gelehnt.
    Bevor der kurze Gottesdienst begann — der alte Mann hielt nichts von langatmigen Predigten — , wurde noch ein Baby getauft. Der Vater, ein großgewachsener Landarbeiter, der sich sichtbar unwohl fühlte in seinem besten braunen Anzug, hielt das Kind mit seinen von der schweren Arbeit schwieligen, harten Händen, während seine Frau, ein kleines Wesen mit rundem Gesicht und großen Augen, ängstlich zusah.
    Doch es bestand kein Grund zur Sorge. Liebenswürdig gestaltete der alte Mann die Zeremonie, doch dann wich er von dem festgelegten Ritual ab und hob plötzlich das Baby hoch über die Köpfe der anwesenden Familienmitglieder. »Kein Wunder, daß der liebe Gott sie so liebt, sie sind ja so niedlich!« rief er aus; dann küßte er das Kind zärtlich und gab es der erleichterten Mutter zurück.
    Als wir die Kirche verließen, berührte jemand von hinten meine Schulter. Als ich mich umdrehte, erblickte ich Old Jonathon mit seinem Bruder Matthew. »Wußte gar nicht, daß ihr hierher kommt«, sagte er.
    Der Pastor befand sich in Hörweite.
    »Nicht oft genug«, erwiderte ich verlegen.
    Der alte Mann hielt mir seine Hand hin und sagte: »Sie sind hier immer willkommen.«
    Jonathon ließ nicht locker. »Dies ist unsere eigene Kirche.
    Wir kamen schon her, als wir noch Jungen waren und Mutter noch lebte.« Er zeigte auf die Strohpuppen. »Siehst du die, Jacky? Wenn du so eine bei dir im Haus aufstellst, hast du im nächsten Jahr kein Unglück. Stimmt’s, Herr Pastor?«
    »So hab’ ich’s sagen hören, Jonathon«, antwortete der alte Mann lächelnd. »Aber ich glaub’ nicht, daß ich das glauben würde.«

26

Das Epos um Chanticleer

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