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Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holgate John
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iemand von uns hatte es tatsächlich gesehen, wie Chanticleer, unser chauvinistischer Hahn, sich auf den roten Fuchs stürzte, auf den gerissenen alten Räuber mit dem auffallenden Fell, der unsere Gegend unsicher machte. Aber die auf dem Kampfplatz hinterlassenen Spuren gaben genug Material, um sich einen heroischen Kampf auszumalen, wie er oft die Barden grauer Vorzeit inspirierte.
    Er fand in dem Gerstefeld statt. Hervorgerufen wurde er eigentlich durch die Rinder, im besonderen durch Ferdinand, das rotbraune Stierkalb, seinen Freund, den kohlrabenschwarzen Taffy, sowie durch sechs andere, die sich unbedingt irgendwo kratzen und schubbern wollten.
    Nachdem wir das Feld abgeerntet hatten, durften sie auf den zwei Hektar nachlesen, was noch eßbar war und die Ränder abgrasen, wo das Gras gewuchert hatte. Offensichtlich fanden sie in den Hecken auch noch Schmackhaftes, denn wir beobachteten, wie sie selbst dort an Zweigen rissen, um bestimmte Blätter oder zarte Schößlinge zu ergattern.
    Das Hühnerhaus, in dem Chanticleer mit seinen zwei Dutzend Ehefrauen wohnte, stand auf einem dreieckigen Brachland, dessen eine Seite das Gerstefeld begrenzte. Das führte zu der fatalen Auseinandersetzung.
    Chanticleer war ein schöner weißer Hahn, dessen Federn leicht golden und rötlich schimmerten und der bestimmt einige Kampfhähne zu seinen Vorvätern zählte. Auf einer Auktion hatte ich genau zwanzig Pence für ihn bezahlt. Eigentlich war er für den Kochtopf bestimmt gewesen, aber er wurde dann durch das Bilderbuch der beiden Kleinen davor gerettet, weil darin von einem Hahn als Held, Chanticleer, erzählt wurde, der dem von mir gekauften genau aufs Haar oder, besser, auf die Feder, glich. Daher steckten wir ihn zu den zwei Dutzend Leghornhennen, für die er den Ehemann zu spielen hatte. Wahrlich entmutigende Aussichten für jedes männliche Wesen, aber er ging an die Aufgabe mit einem derartigen Eifer heran, daß sich in meiner Frau frauenrechtlerische Empfindungen bemerkbar machten.
    Die jungen Stiere mischten sich eigentlich nicht direkt in das Leben des Hahns und seines Gefolges ein, aber hin und wieder scheuerten sie sich an der scharfen Kante des Hühnerhauses. Wahrscheinlich war der Effekt stärker als bei den Bäumen, die sie sonst benutzten. Es waren schwere Tiere, wodurch das Schloß aufsprang und den roten Fuchs hineinließ.
    Es passierte in einer kalten, ruhigen Nacht, der Mond schien hell. Ich schlief, als die Gänse mit ihrem Gegacker anfingen und die Hunde, besonders der Jack Russell Terrier, anfingen, wie wild zu toben. Der Lärm holte mich aus meinem Schlaf, und ich kletterte unwillig aus dem Bett, um nachzusehen.
    Es war unmöglich, den Krach zu ignorieren und weiterzuschlafen. Bei dem letzten Aufruhr dieser Art entdeckten wir, daß eine der jüngeren Säue es geschafft hatte, ihren Schädel zwischen die Eisenstangen der Tür zum Schweinestall zu zwängen. Nur mit dem Brecheisen bekamen wir sie wieder frei.
    Ich zog mir also Kleidung für draußen über, fand ein Paar Gummischuhe und einen Anorak in der Diele und ging mit dem hellen Schein einer großen Taschenlampe hinaus. Als erstes ließ ich die Hunde aus ihrem Zwinger. So schnell ihn seine kurzen Beinchen tragen konnten, schoß Peter der Terrier schnurstraks hinüber zum Gerstefeld. Die Hirtenhündin hielt sich etwas mehr zurück; sie lief zwar winselnd in dieselbe Richtung, wartete aber auf meinen Befehl, was sie zu tun habe.
    Von Peter war nichts zu sehen, als wir ankamen, aber die weit offen stehende Tür zum Hühnerhaus sagte mir alles. Ich ging hinein, voller Beklemmung, was mich wohl erwarten würde; ich rechnete damit, dort überall Federn und tote Hühner vorzufinden. Man sagt, daß Füchse aus Freude am Töten alle Hühner reißen, wenn sie in deren Gehege gelangen können. Doch ich fand keine toten Hühner. Sie waren wahrscheinlich um ihr Leben gerannt, als der Eindringling auftauchte. Vielleicht lagen sie direkt vor dem Stall.
    Ein paar Meter von der Stalltür entfernt fand ich in einem Graben die kopflosen Überreste einer Henne. Weiter nichts, bis ich Chanticleer erblickte, der an einer freien Stelle weiter draußen auf dem Feld lag. Er war tot, übel zugerichtet, aber kein Körperteil fehlte.
    John gesellte sich zu mir und stand zitternd davor. »Der verfluchte Fuchs!« sagte er wütend und hob den noch warmen Körper auf.
    »Mensch! Weißt du was? Der alte Hahn hat mit dem Fuchs gekämpft!« rief er aus. In seinen kräftigen Krallen

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