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0696 - Im Bann des Verfluchten

0696 - Im Bann des Verfluchten

Titel: 0696 - Im Bann des Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Die Nacht war weich wie Samt und Seide, aber Bernd Assow wusste genau, dass dies nicht lange anhielt. Schon am nächsten Tag würde der Mistral mit gewaltiger Kraft über das Land fegen und auch in jeden noch so kleinen Ort eindringen, in jedes Loch, in jede Spalte, in jedes Versteck.
    Jetzt aber war es ruhig.
    Die Tageswende lag zurück. In La Rostelle rührte sich nichts. Tiefe Schatten hüllten das Dorf ein, hinzu kamen die Berge, die wie düstere Wächter über den Hügeln standen.
    Der Himmel zeigte eine ungewöhnliche Bewölkung. Da sahen die Wolken aus wie lange, schwarze Zungen, die über einen etwas helleren Hintergrund hinwegleckten und an den Rändern blasse Streifen zeigten, wenn sie vom Licht des Mondes berührt wurden.
    Es war Frühling, auch wenn hoch in den Bergen noch Schnee lag. Aber hier hatte der Mai die kalte Jahreszeit vertrieben, die Erde schien sich geöffnet zu haben, um die lang ersehnte Pracht der Blüten hervorzubringen, deren Duft auch in der Nacht die Luft erfüllte.
    Bernd Assow liebte diesen Duft, er liebte das unvergleichliche Licht in der Provence, das zahlreiche Maler an diesen Ort gezogen hatte und noch immer zog.
    Davon war nichts mehr zurückgeblieben, denn in dieser Nacht quälten ihn andere Sorgen.
    Eigentlich hatte sein Auftrag ganz anders gelautet, aber dann war er einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur gekommen. Ob die Dorfbewohner davon wussten, war ihm unbekannt. Wenn ja, dann hatten sie es verstanden, dieses Geheimnis vor ihm zu verbergen.
    Aber er wollte es lüften, er musste es lüften, das war er sich und seinem Job schuldig.
    Einmal Polizist, immer Polizist, da konnte man nicht die Augen schließen, auch wenn, man sich in einem fremden Land aufhielt und einen ganz anderen Auftrag zu erfüllen hatte.
    Deshalb hatte er genau beobachtet und nur wenige Fragen gestellt, weil es sich einfach nicht lohnte.
    Die Einheimischen hätten ihm die Antworten verweigert.
    Sein kleines Ferienhaus lag sowieso etwas außerhalb des Ortes. Man hatte die Neubauten bewusst dorthin gesetzt, damit die Fremden einen nicht zu engen Kontakt mit den Einheimischen bekamen.
    Er aber war in der Nacht in den Ortskern geschlichen und hatte sich einen bestimmten Punkt ausgesucht, der sich für ein Beobachten hervorragend eignete.
    Oben im Kirchturm!
    Er hockte dicht hinter einer der offenen Luken und konnte La Rostelle wunderbar überblicken. Ihn hinderte keine Scheibe, denn der Klang der alten Glocke sollte durch nichts gedämpft werden, wenn er zu den vollen Stunden und an Feiertagen den Ort überflutete.
    Glockentürme hatten ihre Vorteile. Es gab noch die alten Treppen, die ungefähr so angelegt worden waren wie die Feuerleitern an den Rückseiten der alten New Yorker Häuser.
    Zum Glück war Assow gegen Staub nicht allergisch, sonst hätte er sich noch die halbe Lunge aus dem Körper geniest. Und er hatte auch keine Angst vor Tauben, die sich den alten Kirchturm aus Bruchstein als Nistplatz ausgesucht hatten.
    Mensch und Tier hatten sich aneinander gewöhnt und einen Kompromiss geschlossen. Die Tauben nahmen andere Fenster und überließen ihm den Ausguck.
    Nach seinem ersten Verdacht war Assow bis hinunter nach Cannes gefahren und hatte sich dort ein gutes Nachtglas mit Restlichtverstärker besorgt, um sein Ziel auch in der Dunkelheit unter optischer Kontrolle halten zu können.
    Es lag zwar relativ weit vom Kirchturm entfernt, aber der Blickwinkel war äußerst günstig, und darauf kam es ihm an.
    In Verdacht hatte er einen bestimmten Mann. Eine Person, die sich kaum blicken ließ, die aber unbedingt etwas mit dem Verschwinden der Mädchen zu tun haben musste.
    Sie waren zwar nicht gefunden worden, doch für Bernd Assow gab es keine Zweifel, dass man sie kurzerhand umgebracht hatte. Grausam, teuflisch, rücksichtslos…
    Der Schweiß brach ihm aus, als er daran dachte. Auf seiner Stirn schwoll eine Zornesader an. Er hasste die Ungerechtigkeit, er hasste das Verbrechen, und er hasste die Verbrecher.
    Es war seine Pflicht, den Mörder zu fangen und hinter Gitter zu bringen, und er wollte diesen Job bis zum bitteren Ende ausführen, sodass man ihm nichts nachsagen konnte.
    Nur kurz dachte er an seinen eigentlichen Auftrag, der ihn nach La Rostelle geführt hatte. Bernd Assow war Beamter des BKA, und sein Chef hatte ihm diesen »Urlaub« verordnet, weil sich nach La Rostelle eine Frau zurückgezogen hatte, die in Verdacht stand, ein dicker Fisch im internationalen Rauschgifthandel zu sein.
    Der

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