Aerzte zum Verlieben Band 41
und schlitterte über das Deck. Minuten später wurde er an Bord des Hubschraubers gehievt, in jedem Arm eine kleine Gestalt, die sich fest an ihn klammerte.
Kurz darauf war er wieder unten, um eine dritte Person aus der lebensbedrohlichen Lage zu befreien. Abby beugte sich vor. Der verletzte Steuermann war immer noch an Bord. Konnte er gerettet werden, bevor das Schiff sank?
Das Meer schien zu kochen, dort wo die Rotorblätter das Wasser aufwirbelten. Ganz in der Nähe kämpfte sich ein Rettungsboot der Küstenwache durch die hohen Wellen, jedoch ohne Chance, an das havarierte Boot heranzukommen.
„Der Arzt wird auf die Jacht hinabgelassen“, verkündete die Reporterin.
Das Seil schwang wild hin und her, während der Pilot versuchte, seine Maschine in Position zu halten. Eine Welle hob das Boot an, doch dann tauchte es wieder ab. Die Gestalt am Seil pendelte nach rechts, dann nach links, während das Deck unter ihr wegsackte. Abby wusste, dass auch die Retter ihr Leben riskierten.
Jetzt hatte er es geschafft. Der Arzt stand an Deck, befreite sich rasch aus dem Geschirr, und das Seil wurde wieder hochgezogen. In der leuchtenden Jacke mit dem Namenszug der Luftrettung gut zu erkennen, tastete er sich an Deck vorwärts, verlor fast das Gleichgewicht auf dem heftig schwankenden Boot. Keine Minute später landete ein zweiter Mann mit einer Trage. Den ersten hatte Abby inzwischen aus den Augen verloren. War er über Bord gegangen?
Emma kam ins Zimmer. Als sie sah, wie Abby auf den Bildschirm starrte, nahm sie die Ohrstöpsel ihres MP3-Players heraus und setzte sich neben sie. „Musst du in deinem neuen Job auch so etwas machen?“, fragte sie.
„Bestimmt.“ Allerdings hoffte Abby inständig, dass sie nicht gerade an solchen spektakulären Aktionen teilnehmen musste. Es war etwas völlig anderes, sich bei ruhigem Wetter von einem Hubschrauber abzuseilen als dies hier.
Emma warf ihr einen bewundernden Blick zu. „Cool.“
Zum Glück schien ihre Tochter sich der Gefahr für die Männer nicht in vollem Umfang bewusst zu sein. Abby wollte nicht, dass Emma sich Sorgen um sie machte.
Was ihr wie Stunden vorkam, waren in Wirklichkeit nur wenige Minuten, dann wurde die Trage mit dem Verletzten mit der Winsch verbunden. Noch war die Situation jedoch kritisch. Die Jacht sank immer tiefer.
Schließlich hatte die Hubschrauberbesatzung Retter und Trage geborgen, und sobald sie sicher an Bord waren, drehte die Maschine ab. Sekunden später wurde das Boot von den aufgepeitschten Wellen verschluckt. Nur wenig früher, und es hätte die drei Männer mit sich gerissen.
„Mutter und Kinder stehen unter Schock und leiden an Unterkühlung“, vermeldete die Reporterin. „Sie werden im Krankenhaus behandelt. Über den Zustand des Familienvaters lässt sich nichts Genaues sagen, nur so viel, dass er stabil ist. Aber wir konnten zwei der Akteure, die an der dramatischen Rettungsaktion beteiligt waren, vor die Kamera holen.“
Für Emma war das Drama vorbei, sie stöpselte sich die Kopfhörer wieder in die Ohren und verließ das Zimmer. Abby wollte gerade umschalten, da schwenkte die Kamera auf zwei Männer. Der eine war um die fünfzig, gekleidet in einen Overall der Royal Navy, und der andere trug die signalfarbene Jacke eines Notarztes. Beide lächelten breit, so als hätten sie gerade etwas Erheiterndes erlebt, nicht gefährlicher als eine Routineübung.
Doch als die Kamera näher heranzoomte, machte Abbys Herz unwillkürlich einen Satz. Die Adlernase, das verwegene Lächeln des Jüngeren kamen ihr bekannt vor, trotz des Bartschattens, der Kinn und Wangen bedeckte. Bevor sie jedoch genauer hinsehen konnte, richtete sich die Kamera auf seinen Kollegen.
„Hier ist Sergeant Lightbody, der sich auf das havarierte Boot abgeseilt hatte“, erklärte die Reporterin. „Sergeant, können Sie unseren Zuschauern zu Hause vor den Bildschirmen beschreiben, wie Sie diese Rettungsaktion erlebt haben? Nach allem, was ich gesehen habe, konnten Sie die kleine Familie in letzter Sekunde vom Boot holen.“
Sergeant Lightbody schien nicht zu den Männern zu gehören, die gern im Rampenlicht standen. „Nun, es war ein bisschen windig dort draußen. Einer der schwierigsten Einsätze seit Langem.“
„Ein bisschen windig? Sie untertreiben sicher, Sergeant. Ohne Ihren beherzten Einsatz hätte der Ausflug für die vier Segler in einer Katastrophe enden können. Dass sie noch am Leben sind, verdanken sie ausschließlich dem Mut und der
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