Aerzte zum Verlieben Band 41
fühlte sich verraten, und Zorn stieg in ihm auf. „Nonna hätte dir nichts von alledem sagen sollen!“
Sein heftiger Ton befremdete sie. „Sie hat nur gesagt, dass du draußen bei der Lagune sein könntest. Ich versuchte nur, die Puzzleteile zusammenzufügen. Deine merkwürdige Reaktion bei Zacs Versorgung, dass du den Kanutrip abgelehnt hast, dass deine Großmutter am Siebenundzwanzigsten unbedingt zu Hause sein muss …“
Leo fühlte sich in die Enge getrieben. Langsam drehte er sich zu Susan um, die im Schneidersitz auf dem Bett saß und ihn liebevoll anschaute. Irgendetwas berührte sein Herz, etwas, das so mächtig und wundervoll war, wie er es noch nie erlebt hatte. Er legte sich wieder zu ihr und nahm sie fest in die Arme. Wenn er ihr seine Seele öffnen wollte, musste er ihr ganz nahe sein.
„Heute Morgen hast du eine Bemerkung darüber gemacht, dass ich mir einen Bruder gewünscht hätte. Ich … ich hatte einen. Dom.“ Der Hals wurde ihm eng, und Leo musste sich zwingen, die schrecklichen Worte auszusprechen. „Er ist vor meinen Augen ertrunken, als ich neunzehn war.“
Für Susan war es wie ein Schock. Sie empfand tiefstes Mitgefühl für Leo, der so etwas Schreckliches erleben musste. „Ich kann mir vorstellen, wie schlimm das für dich gewesen sein muss“, sagte sie und legte ihre Stirn an seine.
„Als Kinder waren wir unzertrennlich“, begann er leise zu erzählen. „Wir schliefen in einem Zimmer, fuhren auf unseren Rädern durch die Gegend und unternahmen auch sonst alles zusammen. Zumindest so lange, bis ich auf die Universität ging.“ Er presste kurz sein Gesicht in ihr Haar, bevor er weiterredete.
„Als ich in den ersten Semesterferien nach Hause kam, lernten wir Christina kennen. Sie war eine Verwandte einer befreundeten Familie und gerade von Italien gekommen, um ein Jahr in Australien zu verbringen. Anfangs war sie ein bisschen naiv und unsicher, weil hier alles so anders war, deshalb wollten meine Eltern, dass wir uns etwas um sie kümmerten. Wir nahmen sie also zu Ausflügen mit und stellten sie unseren Freunden vor.
Wir hatten eine schöne Zeit, und sie war wohl in mich verliebt, aber ich hatte nur mein Studium im Kopf. Ich kehrte wieder in die Stadt zurück und dachte kaum mehr an sie.
Als ich dann in den Sommerferien wieder nach Hause kam, waren Dom und Christina ein Paar. Für mich war es ein Schock. Nicht, dass ich in Christina mehr als eine gute Freundin gesehen hätte, aber es war für mich ein merkwürdiges Gefühl, dass mein jüngerer Bruder eine Freundin hatte.“
„Warst du eifersüchtig?“
„So ungefähr. Dom hat immer zu mir aufgeblickt, obwohl ich nur ein Jahr älter war. Wenn er Probleme hatte, kam er zu mir und sprach sich aus. Jetzt war Christina seine Vertraute, und mein Bruder schien mich nicht mehr zu brauchen.“
„Aber er hatte dich gebraucht?“ Auf Susans Stirn standen Sorgenfalten.
„Ja, und als er mich um Hilfe bat, habe ihn im Stich gelassen“, erwiderte er rau.
Sie spürte seinen Schmerz und hielt Leo eng umschlungen.
„Es war ein besonders heißer Tag, und wir fuhren hinaus zur Lagune. Der Vorschlag war von Dom gekommen, nachdem er mir den ganzen Sommer über aus dem Weg gegangen war. Wir schwammen und schwangen uns von dem Seil, das wir vor Jahren an einem der riesigen alten Eukalyptusbäumen angebracht hatten, die im Wasser standen.
Wir plauderten wie in alten Zeiten, und ich merkte, wie sehr ich Dom vermisst hatte. Dann sagte er mir, dass Christina schwanger war. Er hatte ein italienisches Mädchen verführt, deren konservative Familie sie verstoßen würde, wenn er sie nicht heiratete.“
Susan konnte sich das Bild gut vorstellen, wie zwei kaum erwachsene junge Männer versuchten, mit diesem Dilemma fertig zu werden. „Eine schlimme Situation für einen Achtzehnjährigen.“
Leos Blick war voller Qualen. „Ich war so wütend auf ihn, dass er sich in diese Lage gebracht hatte, dass ich ihn anschrie und beschimpfte. Ich nannte ihn einen schwachsinnigen Idioten, und Dom schrie zurück, dass er es gleich Dad hätte sagen können, wenn ich nichts weiter als Beschimpfungen für ihn hätte. Dann rannte er ins Wasser und schwamm davon.“
Er machte eine kurze Pause. „In meiner Wut nahm ich mein Handtuch und wollte gehen, als Christina kam. Ich konnte unmöglich mit ihr sprechen und ging wortlos an ihr vorbei. Plötzlich hörte ich ein gewaltiges Knacken und Krachen. Christina schrie, und als ich mich umdrehte, sah ich, wie
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