Aerzte zum Verlieben Band 41
ein riesiger Ast von einem der Eukalyptusbäume direkt auf Dom herunterstürzte und ihn unter sich begrub.
Ich weiß noch, wie ich seinen Namen schrie, ins Wasser rannte und nach Don tauchte. Aber in dem verdammten Schlamm konnte ich kaum etwas sehen. Ich verletzte mich an den Zweigen, aber ich gab nicht auf und tauchte immer wieder nach ihm, bis ich endlich seine Beine zu fassen bekam.
Fieberhaft versuchte ich, ihn hervorzuziehen, doch sein Körper war unter dem Baum eingeklemmt. Ich konnte ihn nicht bewegen.“ Ein leerer Ausdruck trat in seinen Blick. „Ich habe ihn sterben lassen.“
Susan zerriss es förmlich das Herz. „Nein, Leo, du hast ihn nicht sterben lassen“, sagte sie eindringlich. „Es war ein tragischer Unfall. Der Ast hat ihn vermutlich vorher schon getötet, bevor er unterging.“
Leo blickte zur Seite. „Dom geriet nur deshalb unter diesem Baum, weil ich ihn weggestoßen habe, statt ihm zu helfen. Ich bin schuld an seinem Tod.“
Sie umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und drehte es wieder zu sich her. „Es tut mir sehr leid, dass die letzten Worte zwischen dir und deinem Bruder im Streit fielen. Aber Eukalyptusbäume sind dafür bekannt, dass sie bei großer Hitze Äste und ganze Baumteile ohne Vorwarnung verlieren. Es war nicht deine Schuld.“
Leo zuckte nur die Schultern, und Susan fragte sich, ob ihre Worte überhaupt zu ihm durchgedrungen waren. Nur mühsam konnte sie die Tränen zurückhalten.
„Dom starb am siebenundzwanzigsten Februar“, fuhr er emotionslos fort. „Deshalb möchte Nonna bis dahin zu Hause sein. Jedes Jahr zu Doms Todestag geht sie hinaus zum Billabong.“
„Hast du noch Kontakt zu Christina?“
„Nein. Nach unserer Scheidung kehrte sie nach Italien zurück.“
„ Du hast Christina geheiratet?“, fragte Susan entgeistert.
Sein Körper versteifte sich. „Was blieb mir anderes übrig? Dom hätte sie geheiratet, aber durch meine Schuld konnte er es nicht mehr. Wir flogen nach Melbourne und heirateten dort in aller Stille. Wenig später verlor sie das Baby, das Einzige, was mir von Dom geblieben wäre.“
Er schwieg einen Moment lang. „Seit dem Unglück bin ich nicht mehr beim Billabong gewesen“, redete er dann weiter. „Jedenfalls nicht bis heute. Keine Ahnung, warum es mich plötzlich dorthin zog.“
Plötzlich wurde Susan klar, warum Leo sie so hartnäckig zu erobern versucht hatte. Warum er sie heute Nachmittag am Billabong so verzweifelt geliebt hatte. Ihr Herz krampfte sich zusammen, doch sie ignorierte es.
Was spielte es schon für eine Rolle, wenn er sie nur dazu benutzte, um zu vergessen? Benutzte nicht auch sie ihn, um dieses brennende Verlangen in ihrem Körper zu stillen und ihr seelisches Gleichgewicht wiederzufinden? Keiner von ihnen wollte eine Beziehung eingehen. Einen Monat lang würden sie einander gegenseitig stützen und dann wieder auseinandergehen. Mit diesem Bewusstsein glitt sie über ihn und küsste ihn.
„Erzähl mir etwas von dir, Leo.“ Stefano legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter, als sie durch die Reihen der Rebstöcke gingen, um die Trauben zu inspizieren. Die letzten Wochen vor der Weinlese waren immer ein gespanntes Warten und Hoffen. Hoffen, dass das Wetter mitspielte und die idealen Bedingungen für das Wachstum der Trauben bot, und Warten auf den richtigen Zeitpunkt, zu dem die Trauben die perfekte Reife erreichten. Wenn es dann so weit war, würde die Lese Tag und Nacht im Gang sein, um die Trauben so schnell wie möglich zu verarbeiten. „Wie läuft es so bei dir?“
„Ich bin mit meinem Leben völlig zufrieden.“ Leo zuckte die Schultern. „Ich habe meine Arbeit, und ich habe auch meine Freunde.“
„Und schöne Frauen fürs Bett, aber nicht für die Seele.“
Leo warf seinem Vater einen kurzen Blick zu. Seit seiner Scheidung hatte er kein einziges Mal mehr nach seinem Privatleben gefragt. Da er in Melbourne lebte, war es auch nicht schwer gewesen, die Frauen zu verheimlichen, die in seinem Leben kamen und gingen. „Ich bin glücklich und zufrieden, okay?“, versetzte er beinahe abweisend. „Die meisten Eltern wären stolz, wenn ihr Sohn so viel erreicht hätte.“
„Darum geht es nicht.“ Missbilligend presste sein Vater die Lippen zusammen. „Ich wünschte, du würdest die Frauen mit dem Herzen sehen, nicht mit deinem …“
„Dad!“, fiel Leo ihm empört ins Wort. „Ich bin fünfunddreißig, nicht …“ Der Klingelton seines Handys unterbrach ihn. „Entschuldige, es
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