Aerzte zum Verlieben Band 42
Kochsalzlösung.“
„Dr. Bartlett, soll ich Sie mal ablösen?“
Anna ließ sich auf die Fersen zurücksinken und nickte erschöpft. Wissenschaftliche Untersuchungen hatten belegt, dass bei Herzdruckmassagen nach zwei Minuten die Kräfte erlahmten und die Wirkung damit nachließ. Sie blieb allerdings in der Nähe und sah zu, wie Luke arbeitete. Sein Tempo und die Präzision, mit der er jeden Handgriff ausführte, waren bewundernswert.
Aber das war nicht das Einzige, was ihr auffiel. Er hatte silbrige Strähnen in seinem dunkelbraunen Haar, was ungewöhnlich früh für sein Alter schien. Da er nur wenige Jahre älter war als sie, konnte er noch keine vierzig sein. Und seine Hände … groß, mit schlanken Fingern und schön geformten, kurz geschnittenen Nägeln. Ohne OP-Handschuhe sahen sie anders aus, sehr männlich und geschickt, wie sie jetzt beobachten konnte, als er den intravenösen Zugang legte.
Und er war schnell, schien die ganze Zeit den Überblick zu behalten. Viel wichtiger fand sie jedoch noch etwas anderes: Ohne Mühe war es ihm gelungen, ein skeptisches Ärzteteam so in die Rettungsaktion einzubinden, dass alle beteiligt waren wie die Rädchen eines perfekt funktionierenden Uhrwerks.
Der Erfolg stellte sich ein, noch bevor Luke sich zu einer Intubation entschließen musste. Nach dem letzten Elektroschock mit dem Defibrillator kam Bewegung in die Flimmerwelle auf dem Monitor.
„Sinusrhythmus“, verkündete einer der Helfer triumphierend und stieß die Faust in die Luft. „Ja!“
„Haben wir eine Rollliege da?“ Luke war schon einen Schritt weiter. „Bringen wir den Mann in die Notaufnahme. Oder gleich auf die kardiologische Intensivstation.“
Charlotte hatte sich ihren Weg durch die Küche gebahnt. „Gute Arbeit, Dr. Davenport. Möchten Sie, dass ich jetzt übernehme?“
„Luke, bitte“, meinte er abwesend, den Blick auf das Überwachungsgerät gerichtet. Aber das Herz behielt den Rhythmus bei, und Roger atmete wieder selbstständig. Dann ertönte ein leises Stöhnen, seine Lider flatterten.
Anna sah, wie Lukes grimmige Miene sich ein wenig glättete. Er beugte sich vor und legte die Hand auf Rogers Schulter – genau wie vorhin. Diesmal jedoch rüttelte er ihn nicht, sondern drückte ihn beruhigend.
„Keine Sorge, Roger“, sagte er. „Wir kümmern uns um Sie, es wird alles gut.“
Er blickte auf und nickte Charlotte zu, ein stummes Zeichen, dass er die Verantwortung an sie übergab. Die blonde Kardiologin trat näher, um mit dem Patienten zu sprechen, und Luke sah zu Anna hinüber.
In dem Augenblick passierte etwas mit ihr. Es war ein seltsames Gefühl, schwer zu beschreiben, so als löste sich etwas in ihr und schmolz wie Schnee im Sonnenschein.
Von Anfang an, seit sie den Aufschrei in der Küche hörten und Luke blitzschnell reagierte, hatte dieser einsilbige, verschlossene Mann die Lage mit einer bewundernswerten Ruhe und Umsicht unter Kontrolle gehabt. Er handelte geistesgegenwärtig, besonnen und schnell. Und jetzt, als alles überstanden war, zeigte er, dass ihm der Patient auch wirklich am Herzen lag.
Keine Spur von Selbstgefälligkeit war zu erkennen, nicht einmal eine Andeutung, dass Luke triumphierte. Stattdessen meinte Anna in dem Blick, der ihren festhielt, so etwas zu lesen wie: Wir haben es geschafft. Diesmal wenigstens.
Und sie begriff, dass sie einen Arzt vor sich hatte, der sich seiner Machtlosigkeit durchaus bewusst war. Nicht immer konnten sie Menschenleben retten, nicht immer ging es gut aus. Trotzdem barg Lukes Blick ein Versprechen, eine Entschlossenheit, immer sein Bestes zu geben und um jeden Patienten zu kämpfen.
Damit gewann er sie für sich.
Ich kann mit diesem Mann arbeiten, dachte sie. Ihn respektieren, ja, sogar mögen.
Mehr als das, musste sie sich eingestehen, als ein erwartungsvoller Schauer sie überrieselte, wie von zärtlichen Fingerspitzen, die ihr über den Rücken strichen.
Gütiger Himmel, fühlte sie sich etwa zu Luke Davenport hingezogen? Deshalb also war sie sich ihrer äußeren Erscheinung so deutlich bewusst gewesen, als sie mit Charlotte in der Schlange stand. Unbewusst war sie einfach nur Frau gewesen, eine Frau, die die Blicke eines attraktiven Mannes auf sich zog und sich unwillkürlich fragte, wie er sie sah.
Sofort unterdrückte sie den Gedanken. Solche Gefühle hatten in einer beruflichen Beziehung nichts zu suchen. Gerade deshalb hatten Frauen Schwierigkeiten, als gleichberechtigt anerkannt zu werden. Bei einer
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