Aerzte zum Verlieben Band 42
Blutdruck, glaube ich.“
„Nein, fürs Herz“, fügte ein anderer hinzu.
Luke tastete nach dem Puls, fand keinen und auch keine Anzeichen, dass Roger atmete. Anna kniete schon an der anderen Seite des Patienten, als Luke die Faust hob und mit Wucht auf die Brustmitte niedersausen ließ. Anna bezweifelte, dass der präkordiale Faustschlag in diesem Fall etwas ausrichten konnte. Allerdings war es einen Versuch wert.
Bereit, mit Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen, erstellte Anna im Geiste schnell eine Liste der Dinge, die sie brauchen würden. Aber Luke war ihr schon weit voraus.
„Holen Sie einen Notfallwagen!“, verlangte er. „Finden Sie einen Alarmknopf, alarmieren Sie das Reanimationsteam. Verständigen Sie die Notaufnahme. Anna, fangen Sie mit der Herzmassage an.“ Er sah auf in die Gesichter der stumm dastehenden Zuschauer. „Beeilung!“
Da kam Bewegung in die Menge. Anna hörte, wie jemand Richtung Kantine brüllte, dass der Notfallknopf gedrückt werden sollte. Falls nicht im Speiseraum, so war bestimmt einer im Flur installiert. Sie legte die Hände auf Rogers Brust, drückte die Ellbogen durch und begann mit den Kompressionen. Der Mann war groß und schwer, und sie fand es nicht so einfach, genug Druck auf sein Sternum auszuüben.
Zehn … zwanzig … dreißig Mal. Wenigstens würde bald jemand mit einem Beatmungsbeutel auftauchen, sodass Anna sich keine Sorgen zu machen brauchte, bei einem Fremden ungeschützte Mund-zu-Mund-Beatmung vornehmen zu müssen.
Luke schien nicht einmal daran zu denken, dass er sich vielleicht mit Hepatitis anstecken könnte. Oder es störte ihn nicht.
„Stopp“, befahl er knapp, kniff Roger währenddessen die Nase zu und bog ihm den Kopf zurück. Ein tiefer Atemzug, und er presste dem Mann die Luft in die Lungen. Und noch einmal.
Danach fuhr Anna mit der Herzdruckmassage fort, in Gedanken bei dem Bild, wie Luke seine Lippen auf den Mund des Patienten presste. Der Kuss des Lebens … Sie hatte so etwas schon gesehen, obwohl die direkte Mund-zu-Mund-Beatmung im medizinischen Alltag selten geworden war. Fand sie den Anblick deshalb so verwirrend?
„Siebenundzwanzig, achtundzwanzig, neunundzwanzig, dreißig …“, zählte sie laut weiter, um Luke den Zeitpunkt für die nächsten Atemstöße anzusagen.
Nachdem sie die Prozedur noch ein Mal wiederholt hatten, waren Stimmen zu hören und das metallische Rattern des Notfallwagens.
„Reanimationsteam“, sagte eine Männerstimme. „Wir übernehmen.“
„Danke, ich schaffe das“, antwortete Luke.
„Aber deshalb sind wir doch …“
„Wir brauchen nur die Ausrüstung“, unterbrach ihn der Herzchirurg. „Und etwas Unterstützung.“
Nur widerstrebend, so schien es Anna, fügten sich die Kollegen. Aber dann wurde ein Defibrillator herübergereicht, ein Beatmungsbeutel, alles Nötige für einen Venenzugang und eine tragbare Sauerstoffflasche.
Anna machte weiter und unterbrach ihre Anstrengungen nur, als Luke Rogers Jacke und Unterhemd aufriss, um die Elektroden zu befestigen. Auf seine Anweisung hin sicherte ein Arzt aus dem Team den Atemweg und führte Sauerstoff über die Beatmungsmaske zu, sobald Anna die Druckmassage unterbrach.
Flüchtig fragte sie sich, ob sie die anstrengende Arbeit jemand anderem überlassen könnte. Sie war ins Schwitzen gekommen, und die Bluse klebte ihr auf der Haut. Nein, entschied sie. Es war ihre Aufgabe, Luke zu helfen.
Und er schien nicht daran zu denken, die Verantwortung für seinen Patienten aus der Hand zu geben. Sicher nicht an die Assistenzärzte, die heute im Reanimationsteam Dienst hatten.
„Herzmassage unterbrechen“, befahl er, ohne den Monitor des Defibrillators aus den Augen zu lassen. „Kammerflimmern“, verkündete er wenig später. „Lade auf dreihundert. Alle zurück!“
Die jungen Ärzte wichen zurück, tauschten Blicke aus.
„Wer ist das?“, hörte Anna einen von ihnen leise fragen.
„Luke Davenport“, kam die geflüsterte Antwort. „Du weißt doch, der Chirurg, der gerade aus dem Irak zurück ist.“
„Oh …!“
In der kurzen Zeit, in der Luke den Patienten drei Mal schockte, hatte sich die Atmosphäre verändert. Waren sie gerade noch ziemlich verschnupft gewesen, dass sie sich nicht am Patienten bewähren konnten, so überboten sich die Assistenzärzte jetzt mit Hilfsangeboten.
„Brauchen Sie Intubationsbesteck, Dr. Davenport?“
„Soll ich Adrenalin aufziehen? Oder Atropin?“
„Hier ist eine Sechzehner-Kanüle. Und
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