Aerzte zum Verlieben Band 42
die Woche im Dienst. Sie war fast siebzig, was man ihr aber nie anmerkte. Wenn er mal einen schlechten Tag hatte, sagte er sich, wenn Fiona das kann, kann ich es auch.
Sie ging sofort ans Telefon.
„Entschuldige, dass ich dich wecke, Fi“, meldete er sich, „aber ich habe ein Problem.“
Das Morphin begann zu wirken. Endlich ließen die Schmerzen in ihrem Fuß und ihrer Schulter etwas nach. Es war herrlich warm, und sie hätte sofort einschlafen können.
Ich sollte Charles und meine Eltern anrufen, dachte Erin schläfrig. Sie machen sich bestimmt Sorgen.
Oder auch nicht. Vielleicht nahmen sie an, dass sie bei der Arbeit aufgehalten worden war. Mit Sicherheit waren sie nicht außer sich vor Sorge. Wütend wären sie sowieso auf sie. Womöglich rechneten sie sogar damit, dass sie gar nicht kam.
„Das würde sie umbringen.“
Dom klang erschrocken. Bis jetzt hatte Erin sich auf ihre Schmerzen konzentriert, aber jetzt drangen seine Worte zu ihr durch. Dom telefonierte.
„Wenn du meinst … Ich vermute, der Welpe steckt schon seit Stunden fest. Ja, du hast recht, es gibt keine andere Möglichkeit. Okay, Schritt für Schritt. Ja, ich habe die nötige Ausrüstung. Erklär es mir langsam, und ich schreibe mir dabei die Dosierungen auf.“
Stille.
Erin spähte in den Flur und sah, wie er sich Notizen machte. Schließlich legte er auf und ging weg. Dann hörte sie im Bad Wasser laufen. Nachdem er zurück war, platzierte er verschiedene Gerätschaften auf den Fußbodendielen. Gerade außer Sichtweite.
„Ich weiß, Mädchen“, sagte er leise. „Das ist nicht der beste Operationstisch, aber ich will dich nicht mehr bewegen als absolut nötig.“
Erin hielt es nicht länger aus. Vorsichtig bewegte sie ihren verletzten Fuß. Das schlimmste Pochen hatte aufgehört. Kurz entschlossen wickelte sie die Decke um sich, glitt vom Sofa und rutschte auf dem Po über den Fußboden zur Tür. Ihre Schultern beschwerten sich, aber darauf konnte sie jetzt keine Rücksicht nehmen. Sie hatte sich zu sehr geschunden, um diesen Hund zu retten, um jetzt aufzugeben.
Dom konzentrierte sich auf das Tier. Er hatte eine große, biegsame Lampe aufgestellt und baute einen Tropf auf.
Erin beobachtete die Szene. Dank des Morphins, das ihre Schmerzen dämpfte, konnte sie sich jetzt auf ihre Umgebung konzentrieren und betrachtete den breiten, altmodischen Flur, die hohen Decken mit den massiven Unterbalken. Und den Arzt, ihren Retter. Dominic Spencer.
Er ist ziemlich jung, dachte sie. Mitte dreißig? Seine dunklen braunen Haare fielen ihm wellig ins Gesicht. Er trug verwaschene Jeans, uralte Turnschuhe und ein altes Baumwollhemd mit aufgerollten Ärmeln und einem zerschlissenen Kragen. In dieser Kluft wirkte er eher wie ein Künstler als ein Arzt.
Er sieht attraktiv aus. Diese Einschätzung musste am Morphin liegen. Normalerweise reagierte sie recht unbeeindruckt auf gut aussehende Männer. Bis jetzt.
Glücklicherweise war er zu beschäftigt, um das zu bemerken. Als der Tropf lief, wandte Dom sich seiner Ausrüstung zu.
„Was tun Sie da?“, fragte sie neugierig.
Dom sah sie kurz an, bevor er sich wieder auf seine Arbeit konzentrierte. „Bewegen Sie sich lieber nicht so viel, sonst handeln Sie sich neue Schmerzen ein“, sagte er kurz. „Legen Sie sich wieder aufs Sofa.“
„Ich glaube, ich nenne die Hündin Marilyn“, sagte sie, ohne auf seine Bemerkung einzugehen.
„Marilyn?“
„Wie die Monroe. Wundervoll und unverstanden.“
Er verzog den Mund zu einem kleinen Lächeln. Ein sehr anziehendes Lächeln, wie Erin fand.
„Dann also Marilyn.“ Dom wurde wieder ernst. „Ich fürchte, sie wird es nicht schaffen.“
„Wie konnte ich übersehen, dass sie trächtig ist? Ich hielt sie einfach für fett.“
„Sie sind selbst verletzt“, meinte er abwesend. „Gehen Sie zurück zum Sofa. Bitte. Das wird nicht gerade schön.“
„Sie schläfern sie doch nicht ein?“
„Noch nicht.“ Dom deutete auf den Tropf. „Ich versorge sie mit Flüssigkeit. Sie hat immer noch leichte Wehen. Ich vermute – und die Tierärztin, mit der ich eben gesprochen habe, stimmt mir zu –, dass die Wehen schon eine ganze Weile dauern. Wir denken, ein Welpe steckt fest. Vielleicht wurde sie deshalb entsorgt. Eine trächtige Hündin zum Tierarzt zu bringen, kostet Geld.“ Er spannte sich an. „Sie auszusetzen, ist einfacher. Es ist nur eine Vermutung, aber Menschen können grausam sein.“
Das klang, als wüsste er, wovon er sprach. „Also,
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