Aerzte zum Verlieben Band 47
sie übte rhythmisch und mit aller Kraft den nötigen Druck aus.
„Ich bin drin.“ Linton überprüfte mit dem Handultraschallgerät die Lage der Kanüle in der Drosselvene und verband sie dann mit einem weiteren Beutel Plasmaexpander. „Er bekommt jetzt etwas mehr Flüssigkeit, hoffen wir, dass sein Herz sich darüber freut.“ Dann griff er zu den Elektroden des Defibrillators. „Weg vom Bett!“
Emily wich zurück.
Bens Körper bäumte sich unter dem Stromstoß auf. Vier Augenpaare hefteten sich auf den Monitor. Langsam verwandelte sich die gerade grüne Linie in eine zögernde Wellenbewegung.
„Adrenalin?“ Emily zog eine Schublade am Instrumentenwagen auf.
„Halten Sie es bereit. Seine Sinuskurve sieht im Moment gut aus, wir bringen ihn in den OP.“ Linton löste die Bremsen der Rollliege.
„Hier sind Eis und Blutkonserven.“ Jason kam angerannt.
„Nehmen Sie es mit und holen Sie den Fahrstuhl zum OP. Wir sind direkt hinter Ihnen.“ Er drehte sich zu Emily um, um ihr einige Anweisungen zu geben.
Nicht nötig. Sie hatte bereits den mobilen Defibrillator auf den Wagen gelegt und stand am Kopfende der Liege, Beatmungsmaske und Beutel in der Hand. „Bereit?“, fragte sie.
Es war fast unheimlich, wie sie seine Gedanken erahnte. „Fertig.“
Als sie um die Ecke bogen, hörten sie das Fahrstuhlsignal. Jason hielt ihnen die Türen auf, während sie die Liege hineinrollten.
Drückendes Schweigen breitete sich in der Kabine aus. Die Medizinstudenten hielten sich angespannt im Hintergrund. Emily ließ den Monitor nicht aus den Augen, während sie unbewusst tröstend Bens Kopf streichelte.
Linton verspürte ein verräterisches Ziehen im Bauch. Er atmete einmal tief durch. Emily Tippett, die jede Woche ihre Haarfarbe wechselte, mit ihrer sommersprossigen Stupsnase, der weiten Kleidung, die wahrscheinlich eine wenig aufregende Figur verhüllte, hatte mit seiner Idealfrau ungefähr so viel gemein wie ein Nachtschattengewächs mit einer Sonnenblume. Lächerlich, sie attraktiv zu finden! Linton versuchte, das unerwünschte Gefühl zu vertreiben.
Aber sie ist eine verdammt gute Krankenschwester. Der Arzt in ihm konnte dem nur zustimmen.
Die Fahrstuhltüren glitten auseinander. Linton manövrierte die Liege in den Flur. „Ben, wir bringen Sie jetzt in den OP. Dr. Fallon wird sein Bestes geben“, sagte er zu dem benommenen jungen Mann. „Sie sind in guten Händen.“
Ben nickte. Wegen der Maske war sein Gesichtsausdruck nicht zu erkennen, aber die Furcht in seinen Augen schon.
Emily drückte ihm die linke Hand und trat von der Liege zurück. Das OP-Team übernahm den Patienten.
Nachdem sich die Türen hinter ihm geschlossen hatten, fragte Jason: „Was passiert mit ihm?“
„Amputation im oberen Armbereich.“
Die Antwort kam wie aus einem Mund. Emilys rauchige, sanfte Stimme klang Linton in den Ohren.
Vor seinem inneren Auge sah er einen schummrigen, verrauchten Nachtklub mit einer Sängerin, deren üppige Kurven durch das lange, seidig glänzende Kleid reizvoll betont wurden. Linton war bisher nie aufgefallen, was für eine sexy Stimme Emily hatte.
Er verscheuchte das verlockende Bild und konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe. Warragurra war ein Lehrkrankenhaus, und er hatte die Verpflichtung, seinen Studenten etwas beizubringen.
„Die Röntgenaufnahmen werden zeigen, ob noch eine Chance besteht, den Arm zu retten, aber bei diesen massiven Verletzungen ist das eher unwahrscheinlich. Oberarmknochen, Speiche und Elle sind völlig zerschmettert.“
„Und was machen wir jetzt?“ Zum ersten Mal zeigte Jason einen Anflug von Enthusiasmus.
„Jetzt wird sauber gemacht und aufgeräumt.“ Emily drehte sich um und drückte den Fahrstuhlknopf.
„Ist das nicht Aufgabe der Schwestern?“ Jason klang empört.
Linton unterdrückte ein Lächeln und zählte stumm einen Countdown von fünf abwärts. Die Explosion würde nicht lange auf sich warten lassen. Jeder Medizinstudent machte den gleichen dummen Fehler, die klugen nur einmal.
Emily wirbelte so schnell herum, dass die pinkfarbenen Strähnen flogen. „Aufgabe der Schwestern ist es unter anderem, die Medizinstudenten bei dieser Tätigkeit zu überwachen. Wie wollen Sie sonst lernen, wie ein Schockraum organisiert ist? Wie wollen Sie sonst lernen, wo alles seinen Platz hat, damit Sie es im Notfall sofort zur Hand haben?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn Sie Glück haben und es schaffen, den Raum tipptopp in Ordnung zu
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