Aerzte zum Verlieben Band 47
„Tut mir leid, ich habe gleich eine Sitzung. Außerdem machen Sie das viel besser als ich.“ Über ihren Kopf hinweg zwinkerte er den beiden Studenten zu. „Emily setzt so feine Stiche, dass sie wahrscheinlich schon als Kind die schönsten Kreuzstichbilder gestickt hat.“
„Falsch, Dr. Gregory.“ Sie ordnete ihre Unterlagen. „Als Teenager war ich viel zu sehr damit beschäftigt, Kälber zu brandmarken und Schafe zu tränken, um Zeit fürs Sticken zu finden.“ Zu ihrem Bedauern traf sie den gewünschten Ton nicht. Was locker und ironisch herauskommen sollte, hatte bedauernd geklungen.
Sie blickte auf und begegnete Lintons fragendem Blick.
„Meine Mutter starb, als ich zehn war, und Dad hatte für Handarbeiten nicht viel übrig“, fuhr sie fort, ehe sie die Worte zurückhalten konnte. Sofort ärgerte sie sich darüber. Emily räusperte sich und wandte sich wieder an die beiden Studenten. „Da kommt Jodie. Machen Sie Pause.“
Die beiden verschwanden, und Emily fuhr fort, weiter aufzuräumen. Dabei spürte sie deutlich, wie Linton sie musterte.
Er lehnte sich gegen die Schreibtischkante. „Tut mir leid, ich wusste nicht, dass Sie Ihre Mutter so früh verloren haben“, sagte er sanft.
Sie nickte stumm, weil sie nicht darüber reden wollte. Jedenfalls nicht hier in der Notaufnahme. Entschlossen zog sie die Aktenschrankschublade auf. „Es ist fast zwei, Sie kommen zu spät zu Ihrer Sitzung.“
„Wollen Sie mich von meiner Station vertreiben, Emily?“
Sein herausforderndes Lächeln machte sie ganz schwach, und Sehnsucht überschwemmte sie wie eine riesige Woge, schwappte gegen die Mauern, die sie errichtet hatte, um dem Verlangen nach ihm zu widerstehen. Ihm widerstehen? Was für ein Witz!
Energisch riss sie sich zusammen. „Ja, ich werfe Sie hinaus“, gab sie sich kratzbürstig. „Als Sie mich eingestellt haben, wussten Sie doch, dass ich es nicht leiden kann, wenn die Ärzte sich hier herumdrücken, oder? Wir haben keine Patienten, Sie werden also nicht gebraucht.“
Mit Trauermiene sah er sie an. „Das ist ganz schön hart.“
Jetzt musste Emily lachen. „Verschwinden Sie endlich zu Ihrer Sitzung, bevor ich Sie entstaube und abhefte.“
Seine Augen wurden dunkel. „Könnte Spaß machen.“
Er flirtet mit mir! Sie spürte, wie ihre Wangen brannten. Glücklicherweise klingelte in diesem Moment das Telefon.
Während sie den Hörer abnahm, deutete sie zur Tür und formte mit den Lippen: „Gehen Sie.“
Er salutierte übertrieben und verschwand fröhlich pfeifend.
„Notaufnahme, Emily Tippett am Apparat.“
„Em, ich bin es, Trix Baxter.“ Trix war Lehrschwester an der Highschool. „Ich habe Samantha Joseph bei mir. Sie hat während eines Korbballspiels einen Schwächeanfall erlitten und sich das Fußgelenk gezerrt. Kannst du mit einem Rollstuhl nach vorn kommen?“
„Bin schon unterwegs.“ Emily legte auf, schnappte sich einen Rollstuhl und eilte zum Eingang.
Auf Trix gestützt, kam ihr ein Teenager humpelnd entgegen.
„Du bist bestimmt Samantha“, begrüßte Emily sie. „Komm, setz dich in den Rollstuhl.“
Atemlos und blass ließ sich Samantha hineinsinken. „Danke.“
„Ich muss zurück in die Schule, Emily“, sagte Trix. „Sams Mutter konnten wir leider noch nicht erreichen.“
„Mach dir keine Sorgen, darum kümmern wir uns.“
„Danke.“ Trix beugte sich über Samantha. „Sam, du bist hier in guten Händen. Ich bin zwar sicher, dass es nur eine Zerrung ist, aber der Fuß sollte besser geröntgt werden.“ Sie tätschelte dem Mädchen den Arm.
„Danke, Mrs Baxter.“ Erschöpft schloss Samantha die Augen.
„Na, dann wollen wir mal“, erklärte Emily munter und schob mit Samantha los. „Auf welcher Position hast du gespielt?“
„Verteidiger.“
Emily half ihr auf die Rollliege. „Wir müssen dir fürs Röntgen eins dieser schicken Krankenhaushemden überziehen.“ Sie lächelte freundlich. „Aber zuerst besorge ich Eis für dein Gelenk.“
„Okay.“
Rasch holte Emily eine blaue Eispackung aus dem Kühlschrank, wickelte sie in ein Handtuch und kehrte in die Kabine zurück. „So, das kommt auf dein Gelenk“, sagte sie und wollte Samanthas Trainingshose hochschieben.
„Lassen Sie sie unten, mir ist kalt.“ Das Mädchen hielt das Hosenbein fest. „Kann man es nicht einfach auf den Fuß legen?“
„Sicher.“ Emily war überrascht, welche Energie der vorher so schwache Teenager plötzlich entwickelte. „Okay, nun brauche ich ein paar
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