Aerzte zum Verlieben Band 47
sauber, manche standen offen, und zarte weiße Batistgardinen wehten in der milden Abendbrise. Auch im Garten war jemand fleißig gewesen, denn überall blühten duftende Rosen in prächtigen Farben.
Es sieht aus … wie ein richtiges Zuhause, dachte Tori überwältigt, als Jake ihr aus dem Wagen half. Er ließ ihre Hand nicht los, während er sie zum Haus führte und schweigend mit ihr von Zimmer zu Zimmer ging.
Warum sind wir hier?
Es war wunderschön.
Nirgends waren Möbel zu sehen. Es war, als wartete das Haus auf jemanden, der es mit Leben füllte. Eine Familie … wieder streichelte sie unbewusst ihren Bauch.
„Ich wollte dir noch etwas zeigen“, sagte Jake sanft und ging mit ihr zurück zum Auto.
Ohne ein Wort zu sagen, fuhr er wieder auf die Straße und bog bei der ersten Auffahrt links ab.
Toris Zuhause.
Oder vielmehr das, was davon übrig geblieben war. Die Natur war dabei, sich das Gelände zurückzuerobern, nur der einsam aufragende Schornstein erinnerte daran, dass hier ein Haus gestanden hatte.
Der Kamin, früher der Mittelpunkt eines Zuhauses, war heute ein trauriges Symbol der Zerstörung.
Seltsamerweise verspürte Tori bei diesem Anblick nicht mehr diese alles erdrückende Trauer. Der Schmerz war noch da, aber er war leiser geworden, wie ein einst schriller Ton, der langsam in der Ferne verklang. Es mochte daran liegen, dass in ihr ein neues Leben heranwuchs, dass sie einen neuen Anfang gemacht hatte mit ihren Hunden und einem neuen Job.
Und ganz bestimmt daran, dass sie Jakes warme, feste Hand in ihrer spürte.
Wieder half er ihr aus dem Wagen und führte sie den Weg entlang, dorthin, wo das Haus gestanden hatte. Vor dem alten Zitronenbaum, der wie durch ein Wunder den Brand überlebt hatte und voller Früchte hing, blieb er stehen. Davor lag ein Eukalyptusbaum am Boden. Jake breitete eine Decke über den angekohlten Stamm.
„Bitte, nimm Platz“, bat er, und sie setzte sich. „Bis jetzt habe ich alles ohne dich geplant und so weit wie möglich realisiert. Aber nun wird es Zeit, dich mit an Bord zu holen.“
„An Bord?“
„Auf mein Boot in einem Meer von Plänen.“ Jake lächelte schief. „Es gibt drei Richtungen, und ich weiß nicht, welche ich nehmen soll.“
„Wie meinst du das?“
„Okay“, sagte er, ließ sich neben ihr nieder und griff nach ihrer Hand. „Das Wichtigste zuerst. Ich bin nach Hause gekommen.“
Hoffnung keimte in ihr auf, aber Tori wagte nicht, ihr nachzuspüren.
„Hier wurde ich geboren“, fuhr er fort. „Ich vermute, dass ich in dem Haus dort drüben gezeugt wurde. So, wie du hier. Man sagt, es besteht eine große Chance, dass man das Mädchen von nebenan heiratet. Wie findest du das?“
Ihr fehlten die Worte.
„Aber eins nach dem anderen.“ Er lächelte sie an, und ihr Herz schlug wie verrückt. Wie sehr sie dieses Lächeln liebte … „Ich habe meinen Job gekündigt und an einer intensiven Fortbildung in Schmerzmanagement teilgenommen. Statt als Anästhesist, der ein bisschen etwas von Schmerztherapie versteht, möchte ich in Zukunft als Schmerzspezialist arbeiten. Ich möchte Menschen helfen …, und zwar hier.“
Als sie den Mund öffnete, um nun doch etwas zu sagen, drückte Jake ihr die Hand. Also war er noch nicht fertig. Tori schwieg.
„Tori, ich habe immer geglaubt, dass mein Vater nichts von mir wissen will“, sprach er weiter. „Meine Mutter hat mich zwar großgezogen, aber ich war ihr egal. Ich habe früh gelernt, mich abzukapseln und meine Gefühle zu verbergen. Und dann lernte ich dich kennen, jemand, dem wegen eines toten Koalas fast das Herz brach. Ich lernte die Menschen von Combadeen kennen, die meinen Vater geliebt und verehrt haben, weil er immer für sie da war. Mir wurde klar, dass ich mit einer Lüge aufgewachsen war.“
Wieder drückte er ihre Hand, ganz leicht nur, und Tori sah auf. Ihre Blicke verfingen sich.
„Ich will damit nur erklären, warum ich so lange gebraucht habe, um einiges zu begreifen. Als du New York verlassen hast, ging ich zur Arbeit und redete mir ein, dass mein Leben weitergehen würde wie bisher. Aber du hast Farbe in mein Leben gebracht, mein Apartment ist voll davon …“
„Ich wusste, es würde dir gefallen!“ Sie lächelte erfreut.
„Ich liebe jeden einzelnen Gegenstand“, sagte er. „Deshalb habe ich alles Verschiffen und herbringen lassen. Und Ferdy und Freddy auch, sie sind noch in Quarantäne. Ich hoffe, Itsy, Bitsy und Rusty nehmen sie freundlich auf, die beiden Kater
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