Aerzte zum Verlieben Band 47
kalt“, führte sie die einseitige Unterhaltung fort und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Sie war auf der Suche nach einem Fax, das ein Hausarzt geschickt hatte, um einen seiner Patienten einzuweisen. „Sie merken es sicher in dem großen Haus.“
„Eigentlich nicht.“ Andrew klang so, als würde er nur aus Höflichkeit antworten. „Heute kommt der Schornsteinfeger, um die Kamine zu fegen, und ich habe schon eine große Ladung Feuerholz bestellt.“
„Aber warum? Sie haben doch Unmengen an Feuerholz direkt vor der Haustür! Überall stehen Bäume mit abgestorbenen Ästen. Sie brauchen nur eine Kettensäge.“
„Danke für den Tipp.“ Er lächelte angestrengt. „Ich werde mir gleich aufschreiben, dass ich eine kaufen muss.“
Die Unterlagen halb zusammengeknüllt in der geballten Hand marschierte er davon. Alice sah ihm nach, und in ihrer Fantasie verschwand der weiße Kittel, und stattdessen trug Andrew alte eng anliegende Jeans und ein schwarzes Achselshirt, das seine gebräunten Arme entblößte. Er stand unter Bäumen im lichten Wald, und seine kraftvollen Muskeln spannten sich an, als er an der Anreißkordel zog, um den Motor der schweren Kettensäge zu starten.
Plötzlich hatte sie einen trockenen Mund.
„Pinienzapfen“, hörte sie sich sagen. Ihre Stimme klang ungewohnt heiser.
Andrew blieb stehen und drehte sich um. „Wie bitte?“
„Sie werden Pinienzapfen brauchen.“ Alice brachte ein Lächeln zustande. „Damit haben Sie Ihr Kaminholz im Nu angezündet. In dem kleinen Wäldchen, wo ich mein Pferd anbinde, liegen sie haufenweise herum. Ich bin sicher, dass es Emmy viel Spaß machen würde, welche zu sammeln.“
Andrew sagte nichts. Aber seine Miene verriet deutlich, dass sie sich ihre Ratschläge sparen konnte. Gut, dass er nicht wusste, wie heftig ihr Herz geklopft hatte, als sie sich ihn im Wald beim Holzfällen vorstellte …
Tu’s nicht, ermahnte Alice sich streng. Vertrauen war eine Sache, Lust eine völlig andere. Sie sollte wirklich vergessen, dass Andrew Barrett breite Schultern hatte und unwiderstehlich gut aussah!
Peter rettete sie aus der Verlegenheit.
„Im Beobachtungsbereich sind wir knapp mit Personal, Alice. Sie möchten nicht vielleicht heute einspringen?“
„Sicher.“ Es war nicht gerade ihr Lieblingsarbeitsplatz, aber im Moment konnte ihr nichts Besseres passieren. Damit hätte sie auf jeden Fall genügend Abstand zu ihrem neuen Chef.
Kurz nach Dienstbeginn war der acht Jahre alte Lukas mit einem Asthmaanfall eingeliefert worden. Er hatte ruhig in einer der Kabinen gelegen, aber nun verschlechterte sich sein Zustand wieder. Alice hörte die pfeifenden Atemgeräusche, als sie an seinem Bett vorbeiging. Sie beugte sich über Lukas und sah, wie sich der schmale Brustkorb schnell hob und wieder senkte, weil der Junge Mühe mit dem Atmen hatte.
„Holt deine Mum deine kleine Schwester vom Kindergarten ab?“, erkundigte sie sich.
Lukas nickte. Seine Augen glänzten verdächtig. Machte es ihm mehr Angst, als er sich anmerken lassen wollte, dass seine Mutter ihn für eine Weile allein ließ? Irgendetwas hatte einen erneuten Asthmaanfall ausgelöst.
„Ich gebe dir gleich etwas mehr Salbutamol in den Vernebler“, sagte sie. „Und wir stecken dir auch wieder diesen Clip an den Finger.“ Sie verband das Oximeter mit dem Monitor. „Und nun hole ich den Arzt, damit er dir hilft und es dir besser geht.“
Der Arzt, der Lukas am Morgen behandelt hatte, hatte schon seit Stunden Dienstschluss. An seiner Stelle kam Andrew.
„Hallo Lukas.“ Andrew nahm die Patientenkarte, die am Fußende des Betts steckte, zur Hand. „Wie geht es dir, mein Junge?“
„Ein leichter Anfall heute Morgen“, informierte Alice ihn sachlich. „Sauerstoffsättigung vierundneunzig Prozent. Er hat gut auf das Salbutamol reagiert.“
Was jetzt leider nicht der Fall war. Atem- und Herzfrequenz waren zu hoch, und das Oximeter zeigte, dass der Sauerstoffgehalt im Blut beständig sank. Der kleine Junge zeigte deutliche Anzeichen von Erschöpfung. Alice wusste, dass diese Asthma-Attacke schnell zu einem lebensbedrohlichen Atemstillstand führen konnte.
„Geben Sie etwas Ipratropium in den Vernebler“, ordnete Andrew ruhig an. Er setzte sich auf die Bettkante und nahm Lukas’ Hand. „Du bist ein tapferer Kerl“, lobte er den Jungen und strich behutsam mit dem Daumen über das Pflaster auf der schmalen Hand. Dann sah er Alice mit hochgezogener Augenbraue fragend an. „I.v.
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