Aerzte zum Verlieben Band 47
absichtlich meiden.
Andrews Stirnfalte vertiefte sich, als er in den Röntgenraum zurückkehrte.
„So schlimm?“, meinte Peter und blieb stehen, um einen Blick auf den Lichtkasten mit den Aufnahmen zu werfen.
„Nein, überhaupt nicht. Ein glatter unkomplizierter Bruch. Ein schlichter Gips genügt, dann ist der Knochen schon bald wieder so gut wie neu.“
Der leitende Chefarzt nickte. „Dann müssen Sie gerade an etwas anderes gedacht haben. Wo drückt der Schuh, kann ich helfen?“
„Danke, ist nicht so wichtig.“ Andrew schlug absichtlich einen lockeren Ton an.
„Wirklich nicht?“
„Nein, nein, mir geht’s prächtig.“
„Sie haben sich doch gut eingelebt, oder? Sind Sie immer noch glücklich mit Ihrer Entscheidung, hierherzukommen?“
„Oh ja.“ Aus dem Augenwinkel sah er, dass Alice zurückkehrte. „Könnte nicht glücklicher sein.“ Mit einem breiten Lächeln schaute er zu Alice hinüber.
Peter folgte seinem Blick. „Ach so …“
„Hallo Alice!“, rief Andrew, und sie blickte in seine Richtung.
Sie lächelte strahlend. Zu strahlend?
„Alles in Ordnung?“
„Natürlich.“ Die Antwort kam viel zu schnell. Und sie wirkte überrascht, als hätte sie eine solche Frage nicht erwartet.
„Wie geht es Laura?“
„Gut. Noch leichte Blutungen, aber wir können sie bald nach Hause entlassen.“
Sie sah Peter an, dann streifte ihr Blick Andrew, ohne ihn richtig wahrzunehmen. Was ist nur mit ihr los? fragte Andrew sich. Warum sah sie ihn nicht richtig an? Weil Peter dabei war? Aber alle auf der Station wussten doch inzwischen von ihrer Beziehung – wieso war sie dann nervös?
„Besser, ich mache jetzt weiter …“, murmelte sie und wandte sich ab.
Andrew fiel auf, dass Peter ihr nachdenklich hinterherblickte.
„Ich muss zurück an den Schreibtisch, solange es hier ruhig ist“, wandte er sich schließlich an Andrew. „Und vergessen Sie nicht die Besprechung nach dem Schichtwechsel, ja?“
Immer wieder musste Andrew an Alice’ seltsames Verhalten denken, während er die Röntgenbilder analysierte. Wann hatte es angefangen, dass sie so distanziert war? Seit …
Seitdem sie zusammen Laura betreut hatten. Seit sie alle erleichtert den Herzschlag des Babys gesehen hatten und sicher sein konnten, dass das junge Paar sein Kind nicht verlieren würde.
Er selbst war emotional sehr viel stärker beteiligt gewesen als sonst. Ohne es zu wollen, hatte er sich vorgestellt, dass Alice dort an Lauras Stelle lag, dass er ihre Hand hielt und dass sie beide überglücklich waren, weil ihrem Baby nichts passiert war.
Hatte er sich diese Sehnsucht etwa anmerken lassen?
Um Himmels willen … vielleicht hatte der Gedanke, mit ihm ein Kind zu haben, Alice abgeschreckt? Dann sollte er es sich noch einmal überlegen, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Möglicherweise war sie noch nicht bereit, sich zu binden.
Oder sie hatte von Anfang an nur eins gewollt – weiterhin in ihrem geliebten Zuhause wohnen zu dürfen.
Nein, dachte er. Alice war anders als Melissa. Sie würde einen Menschen nicht benutzen, um ihre Ziele zu erreichen. Und was seine Gefühle für Alice betraf, so hatten sich alle Zweifel und Vorbehalte in Luft aufgelöst, als sie die Lebensmittelvergiftung gehabt hatte. Außer Emmy gab es niemand, der ihm so nahestand.
Er wollte nur noch den richtigen Zeitpunkt abwarten, bis er ihr von seinen Gefühlen und dem Traum einer gemeinsamen Zukunft erzählte.
Am späten Nachmittag jedoch schien dieser Zeitpunkt weiter denn je entfernt zu sein.
Nur eine Notbesetzung war auf der Station geblieben, während sich die leitenden Ärzte und Schwestern im Personalraum versammelten. Andrew kam als Letzter herein, er hatte gerade Laura verabschiedet und schaute sich nun nach Alice um, weil er nicht wusste, ob sie teilnehmen konnte oder nicht.
Er wollte sie abfangen, bevor sie losfuhr, um Emmy von der Schule abzuholen. Damit sie nicht zu kochen brauchte, wollte er ihr vorschlagen, unterwegs beim Schnellimbiss etwas zu holen. Sie hatte sich von dieser Lebensmittelvergiftung wohl noch nicht ganz erholt, denn sie sah immer noch ein bisschen mitgenommen aus.
„Was ich zu sagen habe, wollte ich nicht allgemein bekannt werden lassen, und ich bitte auch darum, dass es auf den hier versammelten Personenkreis beschränkt bleibt“, begann Peter. „Ich habe Sie zu dieser Besprechung gebeten, weil jeder von Ihnen über einen Schlüssel für den BTM-Schrank verfügt. Leider sind bei der Medikamentenentnahme
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