Aerzte zum verlieben Band 48
Wie im Zeitraffer schrumpfte ein Jahr zusammen, und sie war wieder in Florenz, in Dantes Bett … in seinen Armen. Schlagartig kehrten all diese Erinnerungen zurück … Erinnerungen, die ihr so viel bedeuteten und die sie verzweifelt hatte vergessen wollen.
Einmal mehr halfen ihr ihre Erziehung und die jahrelange Übung darin, sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen.
Dafür sah sie in Dantes dunklen Augen einen schockierten Ausdruck, als er sie erkannte. Aber nur kurz, dann hatte er sich wieder in der Gewalt, und sein Blick wurde ausdruckslos.
„Dr. Corsi und ich kennen uns bereits.“ Anmutig hielt sie Dante die Wange hin, und als er sie küsste, stieg ihr der vertraute Duft seines Aftershaves in die Nase.
„Ach, ja?“ Ihr Vater wirkte für eine Sekunde sichtlich irritiert, dann aber glättete sich seine Stirn wieder. „Natürlich, Italien. Aber wo und wie?“
„Ihre Tochter hat sich dort in der Kunst des Zeichnens versucht. Dann passierte ein Unfall, und sie hat sich mit mir zusammen um die Opfer gekümmert. Das ist aber schon lange her.“ Er sprach sachlich, mit unbewegter Miene, doch seine Augen sagten etwas anderes. Etwas, das sie nicht hören wollte, zum Beispiel: Warum bist du einfach verschwunden, verdammt noch mal!
Alices Vater kniff leicht die Augen zusammen und blickte von Dante zu ihr und wieder zurück. Sie hörte förmlich, wie sein scharfer analytischer Verstand arbeitete.
„Dr. Corsi ist hier, um die Arbeit seiner Hilfsorganisation vorzustellen, für die wir heute Abend Spenden sammeln“, sagte er dann.
„Du sammelst Spenden für gemeinnützige Zwecke?“ Alice bemühte sich, ruhig zu sprechen. Aber das war schwierig, weil ihr Herz wie verrückt hämmerte. „Ich dachte, du bist immer noch Kinderarzt in Florenz.“
Kaum hatte sie es gesagt, bemerkte sie ihren Fehler. Nun wusste er, dass sie sich über ihn informiert hatte. Dass er auch für internationale Hilfsorganisationen arbeitete, war ihr allerdings nicht bekannt gewesen.
Dantes Augen waren dunkel wie die Nacht draußen. „Und du? Hast du deinen Abschluss gemacht?“ Es klang gelangweilt, wie Small Talk.
„Ja, habe ich“, erwiderte sie angriffslustiger, als sie wollte. „Und im Moment arbeite ich im Fundraising für die Hilfsorganisation, die mein Vater unterstützt.“
Wieder sah ihr Vater von ihr zu Dante und zurück, immer noch Verwunderung im Gesicht. Da winkte ihn ein Gast zu sich.
„Würdet ihr mich bitte einen Augenblick entschuldigen?“, sagte er. „Da ist jemand, den ich sprechen muss.“
Geh nicht, Dad! wollte Alice rufen. Lass mich nicht allein mit diesem Mann . Aber sie musste auch jetzt die Contenance wahren. Mit einem schwachen Lächeln überspielte sie ihre Panik.
„ Lady Alice …“ Der sarkastische Unterton war nicht zu überhören. „Nun verstehe ich, warum du mich Hals über Kopf verlassen hast.“
„Nicht hier, Dante, nicht jetzt“, murmelte sie. Unter den neugierigen Blicken der Gäste konnte sie unmöglich mit ihm darüber reden.
Unerwartet packte er sie am Arm und zog sie mit sich in Richtung der weit geöffneten Terrassentüren. Sie versuchte sich zu befreien, aber sein Griff war stahlhart. Da sie eine Szene vermeiden wollte, ließ sie es zu, dass er sie auf die Dachterrasse schob.
Obwohl hier draußen bequeme Sessel standen, hielten sich die meisten Gäste im Ballsaal auf. Eine Fontäne versprühte Wasser, und unter ihnen breitete sich das schimmernde Lichtermeer von London aus. Alice war froh über die leichte Sommerbrise, die ihre brennenden Wangen kühlte.
Dante wandte sich ihr zu. „Da ich dich endlich gefunden habe, kannst du mir ja verraten, warum du mir nicht die Wahrheit gesagt hast.“
Ihr Mund war trocken, und ihr Herz klopfte so rasend, dass sie fürchtete, ohnmächtig zu werden. „Du hast nach mir gesucht?“, brachte sie mühsam heraus.
„Ich habe an der Piazza auf dich gewartet, und als du dann nicht kamst, dachte ich, dir wäre etwas passiert.“ Ein Muskel zuckte an seinem Kinn. „ Dio , ich dachte, du hast einen Unfall gehabt und liegst in irgendeinem Krankenhaus. Ich fuhr zur Villa, aber es war nur die Haushälterin da. Sie erzählte mir, dass du abgereist warst, wollte mir aber deine Adresse nicht geben. Später erhielt ich dann den Brief, den du im Krankenhaus hinterlegt hattest.“ Er lächelte humorlos. „Immerhin wusste ich, dass dir nichts passiert war.“
„Ich …“ Alice atmete tief durch. „Es tut mir leid.“
Mit einer heftigen Bewegung
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