Aerzte zum verlieben Band 48
versuchte Caroline ihre Enttäuschung zu überspielen. Schon wieder hatte er sie abgewiesen. Doch im Grunde hatte sie nichts anderes erwartet.
„Nein, ich werde hierbleiben“, erklärte sie resolut. „Im Internet steht, dass diese Hütte hier den Gastmedizinern zur Verfügung steht, und ich finde sie vollkommen in Ordnung. Ella und ich haben unsere Isomatten und Schlafsäcke dabei, es ist also kein Problem. Außerdem finde ich es gut, wenn wir hier zusammen mit dir wohnen und gemeinsam essen. So kann Ella sich an deine Gegenwart gewöhnen.“
In diesem Augenblick mischte Ella sich in das Gespräch ein. Aufgeregt hüpfte sie neben Caroline auf und ab. „Werden wir wirklich hier wohnen, Mummy? In dieser kleinen Hütte? Und ich kann jeden Tag mit den Kindern da draußen spielen?“
Als Jorge die Vorfreude in ihrer Stimme hörte, wusste er, dass er die erste Runde verloren hatte.
Wie sollte er es aushalten, jeden Tag stundenlang mit den beiden zusammen zu sein? Es war schlimm genug, dass Caroline mit ihm arbeiten wollte. Wieso musste sie auch noch in seine Privatsphäre eindringen?
Doch dann bemerkte er tief in seinem Inneren ein vollkommen unangemessenes Gefühl von freudiger Erwartung. Sofort rief er sich zur Vernunft und zwang sich, an das Spiegelbild zu denken, das ihn jeden Morgen im Badezimmer begrüßte.
Die meisten Frauen reagierten mit Entsetzen auf seine Narben, und auch wenn Caroline, die schon Schlimmeres gesehen hatte, seinen Anblick möglicherweise nicht abstoßend fand, war Jorge sich sicher, dass sie Mitleid mit ihm hatte.
Doch er hatte keine Wahl. Und schließlich waren es nur wenige Tage.
Jorge ging zur Tür. „Da du dich offensichtlich nicht davon abbringen lässt, hier bei mir zu wohnen, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als euer Gepäck zu holen.“
Nachdenklich sah Caroline ihm nach. Sie hatte größeren Widerstand erwartet. Wollte Jorge im Grunde doch gern seine Tochter kennenlernen?
Egal! Hauptsache, er hatte ihre Anwesenheit akzeptiert. Erleichtert drückte sie Ella an sich und erklärte ihrer Tochter, dass sie zwar draußen mit den anderen Kindern spielen dürfe, allerdings in Rufweite bleiben solle.
Als die Tür aufging, brachte zu Carolines Erstaunen nicht Jorge ihre Rucksäcke herein, sondern ein junger Einheimischer.
„Jorge ist eingefallen, dass er einen Termin in der Stadt hat“, erklärte der junge Mann. „Ich bin Juan, sein Assistent. Ich bin hier das Mädchen für alles und studiere nebenbei Medizin.“
Höflich schüttelte Caroline seine Hand und warf dabei einen besorgten Blick nach draußen.
„Machen Sie sich keine Sorgen um das kleine Mädchen“, beruhigte Juan sie. „Meine Großmutter passt auf alle Kinder hier auf. Viele der Mütter arbeiten in der Stadt, so dass die Kleinen tagsüber bei meiner Großmutter sind. Sie liebt es, Kinder um sich herum zu haben, denn sie findet, dass es sie jung hält.“
„Sicher hat sie recht damit“, stimmte Caroline zu. „Ich finde es großartig, dass sie den Müttern hilft. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, Kinder und Job unter einen Hut zu bringen.“
Juan lächelte schüchtern und wollte gerade die Hütte wieder verlassen, als Caroline ihn aufhielt.
„Wären Sie so nett und würden mir gleich die Krankenstation zeigen?“
Noch bevor Juan antworten konnte, kam Jorge herein. „Hat Juan dir gesagt, dass ich noch einmal fort muss? Es tut mir leid, aber es ist eine Verabredung mit einem wichtigen Regierungsvertreter.“
„Kein Problem. Juan hat es mir schon erklärt. Ich habe ihn gerade gefragt, ob er mir in der Zwischenzeit die Krankenstation zeigen kann.“
Es war Jorge deutlich anzusehen, dass diese Idee ihm nicht sonderlich gut gefiel, doch da im Internet ausdrücklich Gastmediziner eingeladen worden waren, blieb ihm nichts anderes übrig als zuzustimmen.
„Ich hoffe, du hast alle notwendigen Impfungen?“, erkundigte er sich schroff.
„Hepatitis A und B, Typhus und Gelbfieber. Ella ist ebenfalls geimpft.“
Jorge zögerte noch immer.
„Geh ruhig zu deiner Verabredung, ich komme schon zurecht.“
Stirnrunzelnd sah er sie an und ging dann hinaus. Caroline war überzeugt davon, dass er nur deshalb keine weiteren Einwände gehabt hatte, weil er vor Juan keinen Streit vom Zaun brechen wollte.
Als die beiden Männer die Hütte verlassen hatten, sank Caroline auf den einzigen Sessel und holte tief Luft. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so ausgelaugt gewesen zu sein. Es kostete
Weitere Kostenlose Bücher