Aerzte zum verlieben Band 48
bin.“
Obwohl sie sich manchmal verhaspelte und einige Wörter undeutlich aussprach, war Jorge ganz von ihrer Erzählung gefangen.
„Deine Mummy hat also über mich gesprochen?“, fragte er ungläubig.
„Ja, sie hat mir viele Geschichten von ihrem Freund Chor-cheh erzählt, mit dem sie in …“ Fragend sah sie ihre Mutter an. „Wo war das noch mal, Mummy?“
„In Afrika“, erwiderte Caroline müde. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie ihrer Tochter am liebsten den Mund zugehalten hätte.
„Genau! Mit dem sie in Afrika war.“ Ella zeigte auf die Kalebasse. „Kann ich auch etwas davon trinken?“
Er reichte ihr das Gefäß, hielt jedoch fürsorglich seine Hand darunter für den Fall, dass es ihr zu schwer war.
Als ihm klar wurde, dass er gerade zum ersten Mal seinen Matetee mit seiner Tochter teilte, verspürte Jorge ein eigenartiges, nur schwer zu benennendes Gefühl.
„Brrr!“
Es schmeckte ihr offensichtlich nicht. Doch Jorge war zuversichtlich, dass sie sich im Laufe der Zeit an den Geschmack gewöhnen würde.
Im Laufe der Zeit?
Dachte er wirklich gerade ernsthaft darüber nach, am Leben dieses Kindes teilzuhaben?
Wie sollte das gehen? Seine Lebensumstände waren für ein Kind völlig ungeeignet.
Abgesehen davon waren seine Tage hier in Rosario mehr oder weniger gezählt. Schon in neun Tagen würde er die Leitung der Krankenstation an die lokalen Behörden übergeben. Danach würde er nach Buenos Aires zu seinem Vater zurückkehren – dem Mann, der ihn gelehrt hatte, dass Liebe das Wichtigste im Leben war.
Während Ella ihm gerade eine komplizierte Geschichte von einer Puppe, die Caroline ihr genäht hatte, erzählte, schweiften Jorges Gedanken ab. Konnte es sein, dass es für ihn noch eine Chance gab? Die Chance auf ein Leben in Frieden mit der Vergangenheit, zusammen mit Caroline und Ella?
Doch sein gesunder Menschenverstand widersprach ihm sofort. Ohne Liebe war dieses Leben nicht möglich. Nach seinem Unfall hatte er mehrere Beziehungen mit Frauen gehabt, die er nicht lieben konnte. Keine dieser Affären hatte ihm Glück und Zufriedenheit gebracht.
Und da es ausgeschlossen war, dass Caroline ihn jemals wieder lieben würde, war es sinnlos, über eine gemeinsame Zukunft nachzudenken.
Carolines Herz wurde schwer, als sie Vater und Tochter zusammen sah. Mit der für sie typischen Unbekümmertheit betrachtete Ella Jorge bereits als ihren Freund und plauderte so angeregt mit ihm, als würde sie ihn schon ihr ganzes Leben lang kennen.
Wenn es doch nur so wäre!
Wenn Jorge doch nur von Anfang an dabei gewesen wäre; Ellas kleine und große Fortschritte und Erfolge miterlebt hätte! Auch in den schweren Zeiten hätte Caroline ihn gern bei sich gehabt: In den vielen durchwachten Nächten, als Ella an Krupphusten gelitten oder einfach nur geweint hatte. Und natürlich in den schrecklichen Wochen nach dem Tod ihrer Mutter.
Nein, sie durfte jetzt nicht darüber nachgrübeln! Sie musste positiv denken und nach vorn blicken!
Pragmatisch wie immer wandte Caroline sich den aktuellen Fragen zu. In dieser Hütte gab es anscheinend zwei Schlafräume. Sie würde sich also keinesfalls von Jorge wegschicken lassen.
Ein Monat war zwar keine lange Zeit, doch sie war zuversichtlich, dass sie am Ende der vier Wochen wissen würde, ob er die ungeheuerlichen, vernichtenden Worte in seiner E-Mail ernst gemeint hatte, oder ob es lediglich sein lächerlicher Stolz gewesen war, der ihn dazu gebracht hatte, ihre Beziehung zu beenden.
„Caroline?“
Anscheinend hatte er ihr eine Frage gestellt.
„Jorge?“ Allein seinen Namen auszusprechen verursachte ein Glückgefühl in ihr. Natürlich durfte er keinesfalls merken, was er ihr noch immer bedeutete. Auch Caroline hatte ihren Stolz. Sie konnte es nicht riskieren, erneut von ihm abgewiesen zu werden. Die Zeit würde zeigen, ob noch etwas von der magischen Anziehungskraft übrig war, die früher zwischen ihnen geherrscht hatte. Bevor sie nicht sicher war, dass Jorge noch etwas für sie empfand, würde sie sich bedeckt halten.
„Ich sagte gerade, dass ihr nicht hierbleiben könnt, aber dass es ganz in der Nähe ein kleines, sehr nettes Hotel gibt. Es ist sauber, die Küche ist ausgezeichnet, und hinter dem Haus ist eine große plaza – ein Park – mit einem Spielplatz. Falls du also an deinem verrückten Plan, hier bei mir arbeiten zu wollen, festhältst, könnt ihr da wohnen. Es fährt ein Bus von dort zur Krankenstation.“
Mit einem Lächeln
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