Aerzte zum verlieben Band 48
Gegenden mit Landminen gibt, dachte ich, ich könnte mich dort vielleicht nützlich machen.“
„Daher also deine Kenntnisse über Amputationen“, bemerkte Caroline. Obwohl er ihr Gesicht wegen des Mundschutzes nur halb sehen konnte, wusste Jorge, dass sie lächelte. Er erkannte es am Blitzen in ihren Augen und am melodischen Klang ihrer Stimme. Es war eine gefährliche Ablenkung.
Caroline!
Ihr Name hallte in seinen Gedanken wider, und es kostete ihn einige Mühe, sich wieder auf die Operation zu konzentrieren. „Im Augenblick beschäftige ich mich mit Genetik. Ich würde gern die genetischen Unterschiede der verschiedenen Stämme hier in Südamerika untersuchen. Wir haben hier optimale Forschungsbedingungen, denn die meisten Eingeborenenstämme bleiben noch heute immer unter sich und heiraten fast nur untereinander.“
Es hörte sich interessant an, dennoch fand Caroline, dass es eine Art Verschwendung war, jemanden wie Jorge in ein Labor zu schließen. Es gab nur wenige Ärzte, die so gut mit Patienten umzugehen wussten.
„Ich hätte dann auch die Möglichkeit, viel Zeit mit diesen Menschen zu verbringen“, fügte Jorge hinzu. Ein Blick in seine dunklen Augen genügte, und Caroline wusste, dass er ihre Gedanken gelesen hatte.
Wieder einmal.
Es machte sie wütend, dass er mit nur einem Blick, einer beiläufigen Bemerkung ihr inneres Gleichgewicht derart durcheinanderbringen konnte. Sie musste ihre Gefühle besser unter Kontrolle halten.
Doch wie sollte ihr das gelingen, wenn seine Gegenwart sie jede Sekunde daran erinnerte, wie es früher zwischen ihnen gewesen war? Selbst bei einer rein fachlichen Unterhaltung fühlte sie sich schmerzhaft in die Vergangenheit zurückversetzt, denn ihr geteiltes Interesse für Medizin war auch früher ein wichtiger Aspekt ihrer Beziehung gewesen.
Damals wie heute war Caroline fasziniert von seinem umfassenden Wissen und seinem unermüdlichen Bestreben, immer mehr zu lernen.
„So, ich denke, ich habe jetzt das entzündete Gewebe entfernt.“ Er trat einen Schritt zurück, und Caroline beobachtete erschrocken, wie sein Gesicht sich vor Schmerz verzerrte, als er sich aufrichtete.
„Ich werde ihn vernähen“, erklärte sie bestimmt. „Handarbeit war schon in der Schule mein bestes Fach.“
Jorge machte ihr Platz, und obwohl sie sich seiner Präsenz die ganze Zeit bewusst war, gelang es ihr, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.
„Gut gemacht!“, lobte er sie etwa eine Stunde später, und Caroline freute sich wie ein Schulmädchen.
„Hoffen wir, dass es diesmal ohne Probleme verheilt.“ Er berührte sie leicht an der Schulter und führte sie nach draußen. Die Vorstellung, wieder in den Alltag zurückzukehren, behagte Caroline überhaupt nicht. Kaum hatte sie den Behandlungsraum verlassen, stellten sich ihre Sorgen wieder ein. Wie würde ihre Zukunft aussehen?
Es war schön und gut, dass Jorge sie mit nach Buenos Aires nehmen wollte, doch was kam danach? Sein Vater schien etwas schwierig zu sein, und Jorge hatte nicht im Geringsten angedeutet, dass sie ihm – außer in ihrer Eigenschaft als Mutter seiner Tochter – irgendetwas bedeutete.
Sie würde wohl kaum für immer und ewig im Haus seines Vaters leben können. Also musste sie für Ella und sich eine Unterkunft in der Nähe suchen. Außerdem brauchte sie einen Job, denn sie konnte und wollte sich ein Leben ohne ihren geliebten Beruf nicht vorstellen.
Es gab so viel zu tun!
„Stimmt etwas nicht? Hast du einen Tupfer in seinem Fuß vergessen?“ Jorge Worte sollten scherzhaft klingen, doch in seinen Augen spiegelte sich Besorgnis wider.
„Nein, keine Sorge. Ich habe nur gerade über etwas nachgedacht.“
„Juan und ich kümmern uns jetzt um unseren Patienten. In der Küche bei mir in der Hütte findest du bestimmt etwas zu essen. Viel ist es nicht, aber ein paar Eier müssten noch da sein, so dass du dir ein Omelette machen kannst. Ich warte, bis der Mann aus der Narkose aufwacht. Du kommst doch allein zurecht, oder?“
Machte er sich wirklich Sorgen um sie, oder wollte er nur seiner Rolle als Gastgeber gerecht werden?
„Kein Problem“, beruhigte sie ihn und verschwand so schnell es ging aus der Krankenstation.
Draußen leuchtete der Mond. Caroline blieb stehen und bewunderte die Silhouette eines großen Baumes, die sich dunkel vom Mondschein abhob.
Sie spürte Jorge, noch bevor sie ihn sehen konnte.
„Ich bringe dich doch lieber selbst nach Hause“, sagte er leise und blieb neben ihr
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