Aerzte zum verlieben Band 55
weiter.
Zehn, neun, acht, sieben ⦠Stumm zählte sie rückwärts, während sie an die Wand gepresst weiterschlich.
Endlich, endlich spürte sie die Schalter im Rücken. Ja! Sie wirbelte herum und drückte alle, die sie erreichen konnte.
GleiÃendes weiÃes Licht flackerte auf und tauchte ihre Umgebung in erlösende Helligkeit. Erleichtert lehnte Hayley die Stirn an die kühle Wand.
Ihr Puls hatte sich gerade einigermaÃen beruhigt, da hörte sie es wieder.
Klick.
Sie fuhr herum, ihr Schrei hallte von den Wänden wider.
âSind Sie verletzt?â Keine drei Meter entfernt kam ein Mann um die Ecke, groà und schlank und ganz in Schwarz gekleidet: Jeans, Pulli, Wildlederjacke. Er hielt etwas in der Hand, das Hayley nicht genau ausmachen konnte.
Ihr Herz pochte, in ihrem Kopf drehte sich alles, doch dann war ihr Ãrger stärker als die Angst. âNein, bin ich nicht! Aber Sie haben mich zu Tode erschreckt.â
âWarum?â Das klang erstaunt. Der Fremde starrte sie an, kam jedoch nicht näher.
âWeil ich nicht wusste, dass Sie da sind!â
âIch habe Sie schon vor ein paar Minuten bemerkt.â
Sie stutzte. âWie denn? Es war stockdunkel.â
âIch habe den Fahrstuhl gehört. AuÃerdem konnte ich Sie riechen.â
Ihr blieb fast der Mund offen stehen. Was bildet der Kerl sich ein?
âEs war eine lange Nacht, und beim Lebenretten kommt man nun mal ins Schwitzenâ, fuhr sie ihn an. âTut mir leid für Sie.â
âIch habe nicht gesagt, dass Sie unangenehm riechen.â
Er hatte eine tiefe, wohlklingende Stimme, die seinen Worten etwas Schmeichelhaftes verlieh. Fast hätte Hayley gelächelt. Aber sie war auf der Hut, weil sein Starren sie misstrauisch machte. Andererseits hatte er sich keinen Zentimeter weiterbewegt, worüber sie sehr froh war.
Jetzt entdeckte sie auch das Band, das ihm aus der Tasche hing. Ihr Mitarbeiterausweis war an genau so einem Band befestigt. Er gehörte also zum Krankenhaus.
Mit seiner dunklen Kleidung und dem rabenschwarzen Haar bot er vor den weiÃen Wänden ein beeindruckendes Bild. Er hatte hohe Wangenknochen, eine leicht gekrümmte Nase und ein charmantes Grübchen in dem von dunklen Bartstoppeln bedeckten Kinn. Hayley gestand sich ein, dass er auf eine raue Art atemberaubend gut aussah.
Und sie spürte eine Willenskraft, eine starke Energie von ihm ausgehen, als wäre die dunkle Kleidung nur zivile Fassade. Vielleicht fühlte sie sich deshalb befangen? Unwillkürlich stellte sie sich ihn nackt vor. Das Prickeln, das sie daraufhin tief im Bauch verspürte, hatte nichts mit Furcht zu tun ⦠was ihr Unbehagen noch verstärkte.
âAbgesehen vom Duft â¦â Er neigte leicht den Kopf. â⦠übrigens Jensonâs Floral Fantasy, wenn ich mich nicht täusche â¦â
Woher weià er das? Verblüfft blickte Hayley sich um, suchte nach einer versteckten Kamera, irgendeinem Hinweis darauf, dass dies ein Scherz war, ein Streich, den sie jedem neuen Kollegen spielten. Als sie nichts entdeckte, drehte sie sich wieder zu ihm um.
Seine angespannte Miene wich einem Lächeln, das langsam über sein Gesicht glitt und die Fältchen in seinen Augenwinkeln vertiefte. Es erhellte die düstere Aura, die ihn umgab, und Hayley fragte sich unwillkürlich, warum sie sich überhaupt vor ihm gefürchtet hatte.
Sein tiefes, volles Lachen hatte jedoch einen bitteren Unterton. âIch hätte schon taub sein müssen, um nicht zu bemerken, wie Sie mit Ihren FüÃen gehadert haben.â
Er weiÃ, dass ich Angst hatte.
âHabe ich nicht!â, erwiderte sie scharf.
âNein? Sie haben nicht überlegt, ob Sie weglaufen sollen? Oder was sonst sollte dieses Schlurfen, Stehenbleiben, Weiterschlurfen bedeuten?â
âEs war dunkel, und ich konnte nichts sehen.â
âWem sagen Sie das?â
Die schroffe Antwort war wie eine eiskalte Dusche. Schlimmer war jedoch, dass er sie weiterhin anstarrte. Ihr war, als wüsste er mehr über sie, als sie je einem Fremden erlauben würde. Hayley fühlte sich verletzlich, und das machte sie wütend.
âHören Sie endlich auf, mich anzustarren!â
Er zuckte zusammen und drehte den Kopf zur Seite. âEntschuldigung.â
Steif stand er da, die breiten Schultern angespannt. Seltsamerweise hatte Hayley auf einmal das Gefühl, dass sie ihn
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