Aerzte zum Verlieben Band 57
ging zu dem Raum, konnte ihn öffnen und sah den kleinen Koffer, der ungeöffnet vor dem unbenutzten Bett stand.
„Oh, Matt, du bist großartig“, rief Amy aus, als er damit in seinem Zimmer auftauchte. „Vielen Dank!“
„Gerne, wenn es der Dame eine Peinlichkeit erspart. Ich gehe in dein Zimmer“, sagte er. „Falls jemand klopfen sollte, einfach ignorieren. Es können nur Ben oder meine Eltern sein, und die werden mich dann auf dem Handy anrufen.“
Er ließ das Smartphone in seine Tasche gleiten, nahm seine Brieftasche, schob sie in die Gesäßtasche seiner Jeans und lächelte unsicher. „Dann sehen wir uns beim Frühstück?“
Sie nickte, verlegen, wie er fand, und in ihren grünen Augen lag ein Ausdruck, der ihm zu Herzen ging … Scham? Ohne das näher ergründen zu wollen, verließ er den Raum und machte sich auf den Weg zu Amys Hotelzimmer.
Als er dann lang ausgestreckt auf ihrem Bett lag, stieß er einen tiefen Seufzer aus.
Du Idiot! Was hatte er mit dieser Nacht bewiesen? Doch nur eins, nämlich, dass er nie aufgehört hatte, Amy zu lieben. Als hätte er das nicht gewusst, verdammt! Es war ja wohl nicht nötig, diese Erkenntnis noch mit einem Ausrufungszeichen zu versehen …
Matt rollte sich auf die Seite, boxte sich das Kopfkissen zurecht und versuchte, noch ein wenig zu schlafen.
Wie hatte sie nur so dumm sein können?
Sie hatte gewusst, dass es gefährlich werden würde, ihn wiederzusehen. Aber … so? Amy zog den Gürtel des Morgenmantels fester und setzte sich in den Sessel am Fenster. Von hier aus konnte sie die Terrasse sehen, auf der sie gestern Abend gegessen hatten, und auch die Bank, wenn sie sich etwas vorbeugte.
Plötzlich liefen ihr die Tränen über die Wangen. Schniefend wischte sie sie hastig weg. Sie hatte in ihrem Leben so viele Dummheiten begangen, die meisten mit Matt, aber das hier setzte allem die Krone auf!
Amy erhob sich und stellte den kleinen Wasserkocher an, um sich einen Tee zu machen. Sie nahm die Pillenpackung aus ihrer Waschtasche und drückte eine Tablette heraus. Dem Himmel sei Dank für künstliche Hormone, dachte sie. Oder auch nicht … Würde sie nicht wegen ihrer unregelmäßigen Periode die Pille nehmen, hätte sie gar nicht mit Matt geschlafen.
Was sie auf keinen Fall hätte tun sollen. Und ihm zu sagen, dass sie die Pille nahm … Wahrscheinlich dachte er jetzt …
„Mir doch egal, was er denkt! Es geht ihn nichts an, und ich werde wenigstens nicht schwanger“, sagte sie zu dem Wasserkocher, goss sich den Tee auf und nahm ihn mit zum Fenster.
Amy setzte sich in den Sessel, hielt die Tasse mit beiden Händen umklammert und starrte Löcher in die Luft, ohne einen Schluck zu trinken, bis der Tee kalt war.
Und dann blickte sie nach unten auf die Terrasse und ließ beinahe die Tasse fallen. Matt war dort, direkt unter ihr auf der Bank, auf der sie gestern Abend zusammen gesessen hatten. In einer Hand hielt er einen Kaffeebecher, mit der anderen tippte er etwas in sein Handy.
Er telefonierte, stellte den Becher ab und marschierte schnellen Schrittes über die Terrasse und aus ihrem Blickfeld. Ging es um eine seiner Londoner Patientinnen? Oder um Melanie Grieves, die Mutter der kleinen Zwillinge, die er Freitagnacht mit auf die Welt geholt hatte?
Kurz darauf klopfte es an ihrer Zimmertür.
„Amy? Ich bin’s, Matt.“
Nur ungern ließ sie ihn herein. Amy versuchte, sich normal zu verhalten und nicht wie ein schüchterner Teenager. „Alles in Ordnung?“, fragte sie.
„Ja. Ich fahre gleich zu Melanie Grieves. Ben hat mich gebeten, ein Auge auf sie zu haben.“
„Kommst du zum Frühstück wieder und verabschiedest dich von allen?“
„Sicher, ich will doch nicht gelyncht werden. Da ist dein Zimmerschlüssel, aber bleib ruhig hier, solange du willst.“ Er schnappte sich Anzug, Hemd und Unterwäsche, warf alles in seine Reisetasche und zog den Reißverschluss zu. Einen Moment lang zögerte er, und Amy dachte schon, er würde sie küssen, aber dann griff er nach der Tasche und verließ das Zimmer, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Amy merkte erst jetzt, dass sie die Luft angehalten hatte, und atmete tief aus, während sie sich aufs Bett sinken ließ. Es hatte wenig Sinn, länger in diesem Zimmer herumzusitzen. Sie beschloss, zu duschen, sich anzuziehen und nach unten zu gehen, um zu sehen, wer schon auf war.
Wahrscheinlich niemand. Das Hochzeitsfest war in vollem Gange gewesen, als sie mit Matt verschwunden war. Sicher lagen alle noch in
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