Aerzte zum Verlieben Band 57
gegessen hatte? Das wäre nicht einmal gelogen.“
„Wir könnten auch die Wahrheit sagen.“
Wenn ich wüsste, welche, dachte sie, aber da kam die Kellnerin mit Kaffee und Schinkenbrötchen. Amy nahm sich eins und biss hungrig hinein. „Hm, hast du gut ausgesucht“, meinte sie mit vollem Mund.
Matt lachte. „Unser verspätetes Katerfrühstück. Möchtest du Ketchup?“
„Igitt.“ Sie beobachtete, wie er einen dicken Klecks auf sein Brötchen drückte, es mit drei Bissen vertilgte und zum nächsten griff.
Ungebetene Erinnerungen überschwemmten sie. Wie oft hatte Matt ihr morgens Schinkenbrötchen gemacht und Kaffee gekocht … Zum ersten Mal nach ihrer allerersten gemeinsamen Nacht. Zum letzten Mal, als sie aus dem Krankenhaus gekommen war, nachdem …
Sie legte das Brötchen hin. Ihr war schlagartig der Appetit vergangen. „Wann fährst du wieder nach London?“
„Dienstagmorgen.“ Erst? Damit hatte sie nicht gerechnet. „In meiner Klinik ist es zurzeit ruhig, also achte ich hier auf Mel Grieves, bis Daisy und Ben zurück sind. Sie nehmen sich nur zwei Tage frei.“
„Bleibst du im Hotel?“
„Nein, ich übernachte so lange bei Ben.“
Natürlich. Sie hätte es wissen müssen, aber es versetzte ihr trotzdem einen Stich. Nun würde sie ihm bei jeder Gelegenheit über den Weg laufen, entweder im Krankenhaus oder wenn sie Daisys Katze fütterte. Daisy gehörte die Doppelhaushälfte neben Bens, und Amy hatte vorgehabt, für zwei Nächte dort einzuziehen, um der Katze Gesellschaft zu leisten. Jetzt fand sie die Idee gar nicht mehr so gut.
Auch Daisys Vorschlag, sie könnte nach der Hochzeit doch ganz in ihr Haus ziehen, würde sie sich noch einmal gründlich überlegen. Dabei hatte es so verlockend geklungen: Sie hätte eine Garage, einen hübschen Garten und die besten Nachbarn der Welt. Der einzige Haken an der Sache war Matt, der seinem Bruder gelegentlich einen Besuch abstatten würde. Und nach der letzten Nacht … Amy war sich nicht sicher, ob sie sich das auf Dauer antun wollte. So würde sie ihren inneren Frieden nie wiederfinden.
Sein Handy klingelte, er sah die Nummer und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Hi, Ben.“
„Wollt ihr unter euch bleiben, oder dürfen wir euch Gesellschaft leisten?“
Matt blickte auf. Sein Bruder und seine Schwägerin standen an der Terrassentür. Amy hatte sie auch gesehen und seufzte ergeben. „Mach dich auf ein Verhör gefasst“, sagte sie leise und stand auf, um Daisy zu umarmen. „Hallo, guten Morgen! Wie geht’s dem Schädel?“
Daisy lächelte geheimnisvoll. „Hervorragend. Falls du es nicht bemerkt haben solltest, ich habe keinen Tropfen getrunken.“
Amy stutzte und blickte von einem zum anderen. Bens Augen leuchteten. Da fiel der Groschen, und es fühlte sich an wie ein Schlag in den Magen. „Oh, das ist wundervoll“, hörte sie sich sagen, und spürte zu ihrem Entsetzen, dass ihr die Tränen in die Augen schossen. Sie drückte Daisy fest an sich, wandte sich zu Ben um und sah, wie Matt seinen Bruder umarmte. Mit einem Gesichtsausdruck, den sie nicht mehr an ihm gesehen hatte, seit …
„Herzlichen Glückwunsch“, sagte er rau und schloss seine Schwägerin in die Arme. Sekunden später war seiner Miene nichts mehr zu entnehmen. Aber Amy kannte ihn zu gut. Der Schmerz, der sie beide damals auseinandergerissen hatte, war noch da, gemildert vielleicht, aber nicht völlig verschwunden.
„Wann ist es so weit?“ Matt zwang sich, die richtigen Fragen zu stellen. Nicht dass es ihn nicht interessiert hätte, aber ausgerechnet heute …
„Am 10. Mai. Wir sind noch ganz am Anfang“, meinte Daisy. „Ich habe den Test erst heute Morgen gemacht.“
„Gleich, nachdem sie ihren Mageninhalt von sich gegeben hat.“
Matt lachte mitfühlend auf. „Arme Schwägerin. Aber das geht vorbei.“
„Es ist ein gutes Zeichen.“ Bildete er es sich nur ein, oder klang Amy etwas angespannt? „Die Schwangerschaft ist stabil.“
Anders als bei ihr. Matt hätte nichts dagegen gehabt, sich in diesem Moment in Luft auflösen zu können.
„Um das Thema zu wechseln, es geht mich zwar nichts an, aber …“, begann Ben. Matt ahnte, was gleich kommen würde.
„Richtig, es geht dich nichts an“, unterbrach er ihn. „Wir wollten reden, aber es waren zu viele Leute um uns herum. Amy hat in meinem Zimmer geschlafen, ich bin in ihres gegangen.“
Um Viertel vor sechs heute Morgen, aber das brauchten sie nicht zu wissen. So früh waren sie bestimmt
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