Aerzte zum Verlieben Band 58
„Wir sind beide Miss Cooper. Mum heißt Emily, und ich bin Annie. Uneheliche Kinder liegen bei uns in den Genen.“
Marco hatte Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Am liebsten hätte er sich zwischen dieses kleine Biest und ihre arme Mutter gestellt. Sehr zu seiner Erleichterung schenkte Emily der abfälligen Bemerkung ihrer Tochter keine Beachtung.
„Reden wir über Ihr Kind, Annie“, begann er sachlich und deutete auf den zweiten Besucherstuhl. „Bitte nehmen Sie doch Platz.“
Emily unterdrückte einen Seufzer und das Bedürfnis, sich mit beiden Händen Luft zuzufächeln. Warum musste sich der gehässige Zwilling, der seit Neuestem in Annie steckte, ausgerechnet hier präsentieren? Gut, versuchte sie sich zu beruhigen, das sind die Hormone, in der Schwangerschaft ist jede Frau emotionaler als sonst. Außerdem hat sie Angst um ihr Baby und ist wütend auf die ganze Welt, seit ihre geliebte Gran gestorben ist.
Zugegeben, Emily vermisste Gran genauso sehr, aber sie sehnte sich nach dem lieben, fröhlichen Mädchen zurück, das ihre Annie bis vor zwei Monaten noch gewesen war.
Uneheliche Kinder liegen bei uns in den Genen. Oh, wie peinlich! Einen Flirt mit ihm konnte sie jetzt vergessen.
Emily fing sich wieder – und stellte fest, dass sie den Anfang der Unterhaltung verpasst hatte.
„Es gibt zwei Verfahren bei vorgeburtlichen Operationen“, sagte Dr. D’Arvello gerade. „Das eine erfolgt über eine feine Nadel, das andere ist einem Kaiserschnitt ähnlich. Wir eröffnen den Uterus und operieren unter Narkose für Mutter und Kind.“
Unfassbar, was heutzutage alles möglich war. Emily beobachtete den gut aussehenden Arzt. Im OP standen bestimmt alle unter Hochspannung, doch so, wie er es sagte, hörte es sich nach einem Kinderspiel an.
„Das Risiko einer Frühgeburt erhöht sich natürlich, je aufwendiger der Eingriff ist. Und manchmal ist es ratsam, abzuwarten, bis das Baby auf der Welt ist, um dann sofort zu operieren.“
Annie kaute auf ihrer Unterlippe. „Können wir bei mir noch warten?“
„Das hängt von dem Problem ab, mit dem wir es zu tun haben. Ihr Baby ist sechsundzwanzig Wochen alt. Zu jung also, als dass wir vorzeitige Wehen und eine Frühgeburt riskieren dürften. Aber auch schon zu alt, um noch lange warten zu können, bevor die Anomalie nicht mehr zu beheben ist. Sehen wir uns einmal an, was wir haben.“
Er zog eine Reihe Ultraschallbilder aus einem großen Umschlag und klemmte sie an den Lichtkasten an der Wand. Emily und Annie traten zu ihm.
„In Ihrem Fall ziehe ich eine Fetoskopie vor. Die Instrumente, die wir verwenden, sind dünner als eine Bleistiftmine, und jeder einzelne Schritt wird am Monitor überwacht.“
„So fein?“
„ Sì .“ Er lächelte, und Emily hätte fast ihre Sonnenbrille aus der Tasche geholt. Der Mann hatte ein blendendes Lächeln.
Marco deutete auf einen dunklen Fleck. „Bei Ihrem Baby besteht eine Verengung am Blasenhals.“ Ein schlanker, sonnengebräunter Zeigefinger umkreiste die Stelle. „Einfach ausgedrückt: Die Tür, aus der der Urin aus der Blase strömt, ist nahezu verschlossen, und durch den Rückstau schwellen die Nieren an. Ich hätte diesen Eingriff lieber schon vor vier Wochen durchgeführt, um die Nieren Ihres Babys besser zu schützen.“
„Wir wissen erst seit Kurzem, dass meine Tochter schwanger ist“, erklärte Emily rasch. „Es ist ihr erster Ultraschall. Das war für uns alle ein Schock.“
Beschönigend ausgedrückt. Sie hatte kaum glauben können, dass ihre Tochter in die gleichen Umstände geraten war wie sie selbst damals. Aber als sie dann erfuhren, dass das Leben des Babys in Gefahr war, wurde alles andere unwichtig. Ihr Mutterinstinkt übertrug sich auch auf das kleine runzlige Wesen auf den Ultraschallbildern. Sie liebte es schon jetzt von ganzem Herzen.
„ Sì. Wir sollten die Operation so bald wie möglich ansetzen.“ Er lächelte Annie beruhigend an. „Die Instrumente sind so fein, dass nur ein winziger Einschnitt nötig ist. Also morgen?“
„Morgen?“, quiekte Annie.
Sofort griff Emily nach der Hand ihrer Tochter. Die Finger waren eiskalt. „Je eher, desto besser“, sagte sie. „Für das Baby.“ Sie blickte den Mann an, dem sie Annies und die Zukunft ihres Enkelkinds anvertraute. „Was meinen Sie, haben die Nieren schon gelitten?“
Ihre Blicke trafen sich, dunkle Augen verrieten ein Mitgefühl, das ihr guttat. Er verstand, dass sie Angst hatte.
„Warten wir es ab. Nach der
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