Aerzte zum Verlieben Band 58
Male“, beruhigte er sie. „Glauben Sie mir, ich werde sehr vorsichtig sein. Die größere Gefahr, vor allem für den kleineren Zwilling, besteht, wenn wir nichts unternehmen.“
Er war ein erfahrener Arzt, der Sicherheit und Kompetenz ausstrahlte, aber June schien noch zu zögern. Emily fand, dass sie sich ruhig einmischen konnte. „Hört sich an wie Science-Fiction, oder?“ Sie deutete auf Marco. „Dr. D’Arvello ist auf Wunsch des Chirurgenteams als Gastchirurg am Sydney Harbour Hospital. Als anerkannter Spezialist für intrauterine Chirurgie gibt er seine Erfahrungen vor allem an unsere geburtshilflichen und pädiatrischen Operateure weiter.“
June sah ihn forschend an. „Dann sind Sie also Experte?“
„Sì.“
„Das heißt, Sie holen die Babys nicht auf die Welt? Sie lasern sie nur?“
Blendend weiße Zähne blitzten auf, als er breit grinste. Emily spürte, wie ihre Mundwinkel zuckten, so ansteckend war sein Lächeln. „Aber nein“, hörte sie ihn antworten. „Ich bin bei vielen Geburten dabei. Zum Glück brauchen mich nur wenige Babys im OP, und eine normale Entbindung macht immer wieder viel Freude.“ Er sah Emily an. „Da geben Sie mir doch Recht, Schwester Cooper?“
„Natürlich.“
June hatte nachgedacht. „Okay“, sagte sie. „Und wie geht es jetzt weiter?“
„Sie bekommen noch eine zweite Spritze, die die Lungen Ihrer Kinder schneller reifen lässt, falls es doch zu einer Frühgeburt kommt.“ Er sah Emily an, und sie nickte zustimmend. „Und bitte nichts mehr essen und trinken, wir operieren morgen früh …“ Marco lächelte und verbesserte sich: „Heute früh, meine ich.“
Ihre Miene verriet, dass June mulmig zumute war. „Wann denn?“
„Gleich nach dem Frühstück.“ Er zwinkerte ihr zu. „Das für Sie leider ausfallen muss.“
Sie seufzte ergeben, und Emily hätte sie am liebsten gedrückt. Die junge Frau war so tapfer. „Danke, Doktor“, sagte June.
Auch er schien beeindruckt. „Sie sind eine starke Mutter. Möchten Sie etwas zum Einschlafen? Schwester Cooper kann Ihnen ein Beruhigungsmittel geben.“
„Nein, danke. Hinterher werde ich sowieso nur im Bett liegen, dann hole ich den Schlaf nach.“
Marco stand auf. „ Bene. Gute Nacht.“ Er sah zu Emily hinüber. „Kann ich Sie kurz sprechen, Schwester?“
„Sicher.“ Sie lächelte June an. „Ich bin gleich wieder bei Ihnen.“
2. KAPITEL
Emily warf einen Blick auf ihre Uhr. Viertel vor eins. Dr. D’Arvello würde nicht mehr viel Schlaf bekommen, bevor ihn eine lange OP-Liste erwartete.
Er hatte vor ihr das Zimmer verlassen, saß jetzt am Schreibtisch des Stationsbüros und schrieb seine Anweisungen für den Nachtdienst. Im Licht der Lampe schimmerte sein Haar wie Rabengefieder, und sie konnte kein einziges silbernes Haar entdecken. Emily schätzte ihn auf Mitte dreißig, also etwas älter als sie.
„Sie wollten mich sprechen, Doktor?“, sagte sie.
Marco sah auf, dunkle Augen musterten sie. Dann lächelte er, und sie lächelte zurück. Wie eine dumme Gans, dachte sie, wieder einmal erstaunt, wie mühelos er sie zum Lächeln brachte. „Ich wusste nicht, dass Sie Hebamme sind, als Sie heute Morgen mit Ihrer Tochter bei mir waren“, meinte er.
Das schien eine Ewigkeit her zu sein. „Ist das so wichtig?“
„Ich hätte Ihnen genauere Erklärungen geben können. Möchten Sie noch mehr Einzelheiten wissen?“
„Nein, danke.“ Sie zögerte. „Natürlich habe ich im Internet nach Informationen gesucht und einiges gelesen. Ich denke, ich habe eine ungefähre Ahnung davon, wie diese Operation vor sich geht.“
„Manchmal wünsche ich mir, dass meine Patienten nicht so viel im Internet nachsehen. Aber ich bin sicher, dass Sie nur auf seriösen Seiten recherchiert haben. Der Eingriff ist relativ simpel. Vielleicht ein bisschen komplizierter als bei June, aber genauso schnell erledigt.“
Er stand auf, überragte sie mit seiner breitschultrigen Gestalt. Sekundenlang herrschte Schweigen, dann fragte er: „Müssen Sie nach der Operation Ihrer Tochter auch zum Nachtdienst?“
Ihr sank der Magen in die Kniekehlen. Rechnete er mit Komplikationen? „Nein.“
„Und wann schlafen Sie?“ Das klang besorgt.
„Sobald Annie aus dem OP kommt, fahre ich nach Hause. Danach schlafe ich dann, wenn sie schläft.“
„Sie werden müde sein.“ Marco reichte ihr die Unterlagen, und sie starrte auf das Papier, nahm die geschwungene Handschrift kaum wahr. Um nichts in der Welt hätte sie ihm jetzt
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