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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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und weißt erstaunlicherweise ganz genau, wie man die Viecher umbringen muss. Und dann bricht der Alex ein, und ich finde dieses Video.«
    Jul spannte sich unwillkürlich an. Es gefiel ihm gar nicht, in einer Aufzählung mit Dämonen und unerklärlichen Katastrophen genannt zu werden. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Karin hob die Hand.
    »Außerdem gibt sich irgendwer große Mühe, dieses ganze Zeug zu vertuschen. Kein Wort über Monsterratten in irgendeiner Zeitung, obwohl der Senat offensichtlich bestens darüber informiert ist. Immerhin haben sie dich angeheuert, um sie zu beseitigen. Und weißt du, was mit diesem Video hier passiert ist?« Aufgebracht gestikulierte sie in Richtung des Laptopbildschirms. »Es ist im Internet komplett verschwunden! Ein Glück, dass ich’s gespeichert hab. Selbst der YouTube-Account von dem Typ, der es online gestellt hat, existiert nicht mehr.«
    Karins Blick bohrte sich förmlich in Juls. »Weißt du, du bist echt in Ordnung, Jul. Du hast mich vor so einem Rattenvieh gerettet, und ich glaub nicht, dass du in dieser Vertuschungsaktion mit drinhängst. Aber ich bin ziemlich sicher, dass du mehr weißt, als du mir verrätst. Also bitte, sag mir, was hier los ist. Es hängt alles irgendwie zusammen, oder?«
    Für einen Moment hielt Jul dem Blick seiner Mitbewohnerin stand. Wie viel sollte er ihr erzählen? Sie wohnten erst seit ein paar Monaten zusammen, dennoch hatte er sich einem Menschen noch nie so nahe gefühlt wie ihr. Er empfand … Freundschaft. Ohne wirklich einen Entschluss gefasst zu haben, ging er um das Sofa herum und setzte sich neben sie. »Wie kommst du auf die Idee, dass ich mehr weiß?«
    »Na ja.« Karin zuckte mit den Schultern. »Deine Verbindung zu den Monsterratten ist eindeutig. Anscheinend hast du, bevor wir uns kennengelernt haben, dein ganzes Leben darauf verwendet, sie zu jagen. Hattest kein Dach überm Kopf, aber dafür diese Wumme, die Plasmageschosse oder irgendwas in der Richtung verschießen kann.«
    Was hatte sie sich da nur zusammengereimt? »Es sind ganz normale Kugeln, Karin. Ich schwöre es.«
    »Aber sie haben geleuchtet!« Sie raufte sich die Haare. »Ich weiß doch, was ich gesehen hab.«
    Eine Welle komplizierter Gefühle überrollte Jul. Er wusste sie kaum zu deuten, doch mit einem Mal war ihm klar, dass er Karin nicht belügen wollte. Das hatte er bisher nie getan. Er hatte nur Dinge verschwiegen und darauf gebaut, dass sie nie fragen würde. Nun aber fragte sie.
    Einem Impuls folgend streckte er die Hand aus und legte sie auf Karins Schulter. Sofort wurde sie ruhiger. »Es waren keine Plasmageschosse.« Er gab seiner Stimme einen sanften, beschwörenden Ton. »Aber sie haben geleuchtet, da hast du recht. Doch wie bringt mich das deiner Ansicht nach mit dem in Verbindung, was auf dem Alexanderplatz geschehen ist?«
    »Wenn ich das wüsste.« Karin stieß einen frustrierten Seufzer aus. »Du gehörst halt mit zu den seltsamen Dingen, über die ich in letzter Zeit gestolpert bin. Es sind ja nicht nur die Leuchtgeschosse oder was auch immer. Ich hab …« Mit einem Mal wirkte sie verlegen. »Na ja. Als ich letztens in dein Zimmer geplatzt bin, als du dich umgezogen hast, hab ich die Narben auf deinem Rücken gesehen. Sehen nicht gerade aus wie normale Narben. Irgendwie haben sie einen … seltsamen Schimmer oder so.«
    Jul ließ die Hand wieder sinken. Karin war offensichtlich sehr viel mehr Dingen auf der Spur, als er geahnt hatte. Einen Moment lang starrte er in Richtung des Fernsehers, der noch immer Bilder der Katastrophe zeigte. Doch die Entscheidung war längst gefallen.
    »Was würdest du sagen, wenn ich dir erzähle, dass ich ein Engel bin? Oder besser gesagt war.« Er sprach leise, sah sie nicht an. Seltsam, dass er nun fürchtete, sie könnte ihm nicht glauben.
    Karin schnappte nach Luft, doch als er sich ihr wieder zuwandte, lag kein Unglauben in ihrem Gesicht. Eher der Ausdruck eines Menschen, der gerade das passende Puzzleteil für die passende Lücke gefunden hatte. »Deine Narben …«
    Noch ehe sie den Satz beenden konnte, nickte Jul. »Darüber würde ich ungern sprechen.«
    War das Mitleid in ihrer Miene, als sie ebenfalls nickte? Doch der Ausdruck verschwand so schnell, wie er gekommen war. In Karins Gesicht arbeitete es. Er konnte sich vorstellen, dass sie versuchte, die Existenz von Engeln in ihr Weltbild einzufügen. Sicher keine leichte Aufgabe, denn bislang hatte sie auf ihn nicht sonderlich religiös

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