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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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spielte Jul mit dem Haltegurt seiner Pistole. Er musste Karin ein wenig Zeit geben, all die Informationen zu verarbeiten, ihr nicht noch mehr aufladen. »Belassen wir es vorerst dabei, dass es seit einer Weile eine Art … Waffenstillstand zwischen Engeln und Dämonen gibt. Er ist an bestimmte Bedingungen geknüpft, und was auf dem Alexanderplatz passiert ist, verstößt eindeutig dagegen.«
    Karin nickte langsam. Für einen Moment kehrte sich ihr Blick nach innen, als versuche sie zu entscheiden, welche Frage sie als Nächstes stellen sollte. Dann entschied sie sich für die offensichtlichste. »Aber was ist dann hier los?«
    Jul hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Aber ich habe vor, es herauszufinden.«
    Karins Augen leuchteten auf. »Ein guter Plan.«

4
    N ach allem, was Amanda im letzten Jahr gesehen hatte, war dies trotzdem ein seltsamer Anblick. Schwerter in altertümlichen ledernen Scheiden blitzten unter den langen Mänteln der beiden Engel hervor, die rechts und links der zweiflügeligen Tür standen. Es waren vor allem die Schwerter, die die Wächter in der modernen Eingangshalle des Palisade-Tagungszentrums so fehl am Platz wirken ließen. Ihre Flügel hatte Amanda nur einmal kurz aufschimmern sehen, filigrane Gebilde aus Licht, die sie offensichtlich nach Belieben erscheinen und verschwinden lassen konnten. Der Anblick hätte ihr vor lauter Schönheit vielleicht die Tränen in die Augen getrieben, wäre sie nicht zu sehr mit ihrem Zorn beschäftigt gewesen. Da waren sie also, die Gegenstücke zu den Dämonen. Doch statt ihre alten Feinde zu bekämpfen, standen sie Seite an Seite mit ihnen und hatten nichts als missbilligende Blicke für Amanda übrig. Obwohl sie nie gläubig gewesen war, fühlte sie sich verraten.
    Im Gegensatz zu den Engeln sahen die Dämonen neben ihnen aus, wie man sich Security-Leute vorstellt. Die Augen hinter dunklen Sonnenbrillen verborgen und die Knöpfe von Funkgeräten im Ohr. Nur hin und wieder wirkten ihre Fingernägel etwas zu lang und spitz, blitzten Reißzähne zwischen ihren Lippen auf.
    Gemeinsam bewachten die vier ungleichen Gestalten die Tür zu dem Raum, in dem Balthasar nun schon vor Stunden verschwunden war.
    Wieder sah einer der Engel zu Amanda herüber, die Augen hart und mitleidlos wie blaue Diamanten. Es kostete sie alle Mühe, unter dem Blick mit unbewegter Miene sitzen zu bleiben, anstatt sich einfach irgendwo zu verkriechen. Das Polster ihres Stuhls war mit einem Mal ungemütlich, egal wie sie ihr Gewicht verlagerte.
    Automatisch strich sie über ihren linken Arm, fühlte die verhärteten Konturen der Schlange. Balthasar hatte ihr verboten, das Tattoo zu verstecken. Er hatte gesagt, dass es in der derzeitig angespannten Situation ihre Sicherheit garantieren würde, wenn man sie sofort als Dienerin eines Dämons erkannte. Deshalb trug sie etwas Ärmelloses, was sie sonst nur im Haus tat, und fühlte sich mehr als unwohl in ihrer Haut. Das Tattoo war ein Makel, den sie nicht gerne öffentlich zur Schau stellte. Obwohl die Sommersonne ihren Rücken wärmte, wünschte sie sich nichts mehr als lange Ärmel. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass Balthasar, was ihre Sicherheit betraf, höchstwahrscheinlich recht hatte.
    Amandas Blick glitt wieder zu der Tür, hinter der sich in diesem Moment Engel und Dämonen trafen. Worum genau es bei dem Treffen ging, wusste sie nicht, denn Balthasar hatte ihr nur enthüllt, dass schon seit einer Weile ein wackeliger Waffenstillstand zwischen den beiden Gruppen herrschte und nun etwas Wichtiges geschehen war, über das sie reden mussten. Und dieser Waffenstillstand wiederum machte das Tattoo zu ihrer besten Überlebensgarantie. Sollte bei diesem Treffen irgendjemand zu Schaden kommen, der mit einer der Parteien in Verbindung stand, käme das wahrscheinlich einer diplomatischen Katastrophe gleich. Kein Dämon würde unter diesen Umständen einen Versuch wagen, Amanda zu beseitigen. Hoffte sie zumindest.
    Inzwischen spürte sie die Blicke der Engel beinahe körperlich. Ihre Hände verkrampften sich um die Kanten des Stuhls. Was würden die beiden wohl sagen, wenn sie wüssten, dass Balthasar ihr das Tattoo aufgezwungen hatte? Dass er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, sie in irgendeinen Vertrag hineinzuschwindeln, wie es bei seinen anderen Dienern der Fall zu sein schien? Dass er sie erpresste, weil er ihre Magie brauchte? Und vor allem, womit er sie erpresste?
    Kurz wanderten ihre Gedanken zu Roman, doch dann

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