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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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gewirkt.
    »Das ist …« Sie stockte, räusperte sich. »Irgendwie hatte ich bisher eher an Genexperimente und Superkräfte und so gedacht. Engel sind ein bisschen … metaphysischer, als ich erwartet hatte. Das wirft eine Menge Fragen auf. Ich meine, so ganz allgemein …«
    Jul hob eine Hand, ehe sie fortfahren konnte. »Können wir vorerst bei dieser Sache bleiben?« Er deutete Richtung Fernseher, der gerade wieder den schiefen Fernsehturm zeigte. Der Tag war bereits anstrengend genug gewesen. Er wollte es vermeiden, nun auch noch im wahrsten Sinne der Worte Fragen zu Gott und der Welt beantworten zu müssen. Vor allem, da das unvermeidlich zu einem Eiertanz um ungeliebte Erinnerungen ausarten würde.
    »Okay.« Karin wirkte enttäuscht, doch im nächsten Moment atmete sie bereits tief durch und versuchte offensichtlich, sich zu sammeln. Während sie ihn aufmerksam von der Seite musterte, zupfte die Andeutung eines Grinsens an ihren Mundwinkeln. Jul legte den Kopf schief, erwiderte den Blick fragend. Was sah sie? Das Einzige, was an ihm zumindest halbwegs den menschlichen Vorstellungen von Engeln entsprach, war sein weißblondes Haar, und das trug er eindeutig zu struppig. Seine zerschlissene Jeans passte ganz sicher nicht ins Bild, ebenso wenig wie die Pistole in seinem Schulterhalfter.
    Karins Grinsen wurde breiter, dann schüttelte sie den Kopf. »Sorry, ich werd ’ne Weile brauchen, um über die Erkenntnis hinwegzukommen, dass mein Mitbewohner ein Engel ist. Oder war. Oder was auch immer. Ich bin mir auch noch nicht sicher, ob ich das so im Großen und Ganzen cool oder unheimlich finden sollte, aber im Moment tendiere ich zu cool.«
    Jul lächelte. »Mit cool könnte ich auf jeden Fall besser leben als mit unheimlich.«
    Unvermittelt lachte sie auf. »Na, dann …«
    Als ihr Blick erneut auf den Fernseher fiel, wurde ihre Miene wieder ernst. Abermals atmete sie tief durch. »Okay, reden wir mal über diesen … Welleneffekt. Was weißt du darüber?«
    »Nicht mehr als du, das musst du mir glauben.«
    Nachdenklich strich sie sich über das Kinn, und Jul sah ihr an, wie das Problem sie erneut in Beschlag nahm. Erstaunlich, wie leicht sie alles um sich herum vergessen konnte, sobald es ein Rätsel zu lösen gab. »Aber irgendwer weiß etwas und will, dass es geheim bleibt. Sonst hätte sich niemand die Mühe gemacht, das Video verschwinden zu lassen. Wer könnte das sein?«
    »Der Senator, mit dem ich heute gesprochen habe, sagte, er wolle nicht, dass Nachrichten über irgendetwas Übernatürliches in die Medien gelangen.«
    »Hm. Angeblich vertuscht die Regierung ja eh immer ziemlich viel Zeug. Aber dann wäre sie darin erstaunlich gut.«
    Jul ging nicht auf diese Bemerkung ein. Seine Gedanken wanderten bereits weiter zu der Tatsache, dass der Senator vom Nachmittag eben nicht nur ein Senator gewesen war. »Dann wären da noch die Dämonen«, sagte er schließlich.
    Karins Lippen formten ein O. »Okay … Ich schätze, es ist logisch, dass es Dämonen gibt, wenn es Engel gibt.« Dennoch rutschte sie unbehaglich in den Kissen hin und her. »Wie sind die denn so drauf?«
    »Den niederen bist du schon begegnet, das sind deine Rattenmonster. Aber die mächtigen lassen sich kaum von den Menschen unterscheiden, wenn sie nicht erkannt werden wollen. Und genau das wollen sie nicht. Die Jagd nach Seelen ist sehr viel einfacher für sie geworden, seit viele Leute nicht mehr daran glauben, eine zu besitzen. Ich schätze, auch die Dämonen würden übernatürliche Vorkommnisse eher geheim halten wollen.«
    Als Jul die Angst in Karins Gesicht bemerkte, bereute er seine Worte sofort. Hatte er ihr zu viel zugemutet? Sie schluckte sichtlich. »Okay … das ist jetzt wirklich unheimlich.« Ihre Finger schlossen sich fester um die Kante ihres Laptops, als suche sie etwas Vertrautes, an dem sie sich festhalten konnte. »Also …« Sie stockte, musste offensichtlich ihre Gedanken erst wieder sammeln. »Also könnten Dämonen irgendein fieses Höllendings auf den Alex losgelassen haben, damit er einstürzt. Und jetzt wollen sie nicht, dass ihnen jemand auf die Schliche kommt. Willst du das sagen?«
    Eilig schüttelte Jul den Kopf, froh, Karin zumindest in diesem Punkt beruhigen zu können. »Nein, das meine ich nicht. Sie könnten das Video beseitigt haben, aber sie waren ganz sicher nicht für die Ereignisse auf dem Alexanderplatz verantwortlich.«
    »Wieso nicht?«
    »Das wäre eine längere Geschichte.« Nachdenklich

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