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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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sie hören wollte. Nicht in dieser Situation, während er versuchte, sie von etwas Wichtigem zu überzeugen. Während er womöglich alles sagen würde, um zu verhindern, dass sie die Welt zerstörte. Bevor er weitersprechen konnte, legte Amanda ihm einen Finger auf die Lippen.
    »Sag es nicht. Warte, bis das hier vorbei ist. Dann werden wir sehen, ob du es immer noch sagen willst.«
    Er nickte mit einem Lächeln, in dem so viel Wärme steckte, dass Amanda nicht anders konnte, als es zu erwidern.
    Dann lauschte sie hinaus. Der Bunker lag nun wieder vollkommen ruhig da. Ebenso, wie sie sich fühlte. Die fremden Erinnerungen wirbelten noch immer durch ihren Geist, doch Juls Worte hatten eine Insel geschaffen, in der sie zumindest für eine Weile mit ihren Gedanken allein war.
    Sie wollte ihm glauben, wenn er sagte, dass er sie beschützen würde. Und noch lieber wollte sie ihm glauben, dass sie auch allein und ohne göttliche Macht klarkam. Ihre Gedanken wanderten zu dem Moment zurück, an dem sie die Seraphim durch die Höhle geschleudert hatte. Diese mächtigsten aller Engel. Sollte sie so etwas bei Balthasar nicht wiederholen können? Warum krampfte sich bei diesem Gedanken alles in ihr zusammen? Warum hatte sie bei den Seraphim nie daran gedacht, was diese ihr antun könnten, falls sie versagte? Warum dachte sie bei Balthasar ständig daran?
    Hatte Jul recht, fürchtete sie den Dämon so sehr? Zu sehr?
    Amanda spähte zu seiner dunklen Gestalt hinüber. Sie hatte geglaubt, er würde einen Weg finden zu verhindern, dass sie all die Macht erhielt, die Luzifer ihr versprochen hatte. Aber da war sie, hatte für einen Augenblick sogar sein Leben in der Hand gehalten.
    Auch er konnte nicht auf alles vorbereitet sein. Und er sollte ihr nicht mehr Angst einjagen als die Möglichkeit, mit nur einem falschen Gedanken die Welt zu vernichten. Das war wirklich mehr, als er verdient hatte.
    Sie räusperte sich, wandte sich wieder Jul zu. »Ich nehme nicht an, dass du weißt, wie ich die ganze Macht wieder abgeben kann?«
    »Ich weiß es.« Balthasar trat vor, nun wieder ganz in der Form, in der sie ihn kannte. Keine ledrigen Schwingen und ein Gesichtsausdruck irgendwo zwischen herablassend und lauernd, umrahmt von langem, dunklen Haar. Selbst der Designeranzug fehlte nicht, makellos, als hätte er nicht gerade erst auf Leben und Tod gekämpft.
    Amanda verzog das Gesicht und rutschte auf dem Boden in eine bequemere Position. Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie Jul sich aufrichtete und ein paar Schritte zurücktrat. Gern hätte sie ihn festgehalten, ihm gesagt, er solle in ihrer Nähe bleiben. Aber sie konnte sich das Grinsen ganz genau vorstellen, das Balthasar dann aufsetzen würde. Und sie brauchte niemanden, der ihre Hand hielt, sie würde das auch allein schaffen.
    Amanda sah dem Dämon entgegen. »Du bist ein schlechter Lehrer, hab ich dir das schon mal gesagt?«
    Kaum hatte sie die Worte gesprochen, versteifte sie sich, strich mit der Rechten über den Rücken ihrer linken Hand. Sie bemerkte erst, was sie tat, als in Balthasars Augen ein amüsiertes Funkeln aufblitzte. Verdammt! Jul hatte recht, so was von recht.
    Er ging neben ihr in die Hocke. »Ich werde dir nicht nur hierbei helfen, sondern dir nachher auch etwas von meinem Blut geben, damit du uns einen Weg hier heraus bahnen kannst. Vergiss dabei nicht, dass nur ich weiß, wo dein Bruder ist.«
    »Du hast Angst.« Die Erkenntnis entlockte Amanda ein Grinsen. Endlich war Balthasar einmal nicht ganz Herr der Situation.
    Schwärze kroch in das Braun seiner Augen, und bevor sie etwas dagegen tun konnte, zuckte Amanda ein Stück zurück. Balthasar schmunzelte. »Nein, ich bin nur vorsichtig. Aber du hast immer noch Angst vor mir.«
    Wütend auf sich selbst schüttelte Amanda den Kopf. Gedämpft vom Schutt hörte sie irgendwo Gestein kollern. »Ich könnte dich einfach mit dem Messer töten, ich müsste dich damit nur ritzen. Dann hätte ich alle deine Erinnerungen. Aber die bräuchte ich nicht mal. Krätschmer wusste auch, wo Roman ist.«
    Wo war das Messer überhaupt? Sie tastete über ihre Hüfte, fand es aber nicht im Bund ihrer Hose.
    »Er hat es.« Balthasar nickte in Juls Richtung, verriet mit keiner Reaktion, was er darüber dachte, dass sie Krätschmer getötet hatte. »Und wie es der Zufall so will, bin ich seine beste Chance auf einen neuen Frieden zwischen Engeln und Dämonen. Immerhin haben die Engel die Kämpfe begonnen. Wir hätten allen Grund, nachtragend

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