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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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sonst für ihn. Er war überzeugt, dass die alten Kulturen uns viel lehren könnten.
    „ Karl“, sagte er immer, „wenn wir all das Wissen, das über die Jahre verschollen gegangen ist, noch hätten, wäre die Menschheit schon weiter.“ Ich fragte ihn immer, was er unter „weiter“ verstünde. Dann wurde er zum Träumer: eine Welt, in der die Menschen in Harmonie mit der Natur leben würden. Ich konnte mir darunter nichts vorstellen. Ich war jung, und Natur, das waren für mich Freunde und Feiern.“
    Er grinste wieder, und trank seinen Whiskey aus, dann schenkte er sich nach.
    „ Wir haben uns dann ein paar Jahre aus den Augen verloren. Als ich ihn wieder traf, war er anders geworden, härter irgendwie. Ihm fehlten drei Finger an seiner rechten Hand, aber er hat mir nie genau erzählt, was passiert war.
    Er hatte seinen Doktor in Archäologie gemacht und strebte nun die Professur an. Ich wusste, dass es ihm nicht um den Titel und das Prestige an sich ging, er brauchte es, damit sich ihm einige Türen öffneten. Seine Forschungen waren außergewöhnlich und er hatte Korrespondenzen mit der ganzen Welt.
    Eine junge Frau war an seiner Seite: Josephine, Annabelles Mutter.” Karl zeigte auf ein Porträt, das hinter dem Schreibtisch hing. Peter Falkenberg hatte sich schon gedacht, dass das Annabelles Mutter war, die Ähnlichkeit war nicht zu übersehen.
    “ Sie waren ein schönes Paar, und er liebte sie abgöttisch. Als sie bei Annabelles Geburt starb, hatten alle die schlimmsten Befürchtungen. Aber er riss sich zusammen und überstand den Schmerz, obwohl er zeit seines Lebens keine andere Frau mehr geliebt hat. Es gab nur noch sein Kind und seine Arbeit. Er tat alles ihm Mögliche für das Kind, auch wenn es bedeutete, dass er sie an die entlegensten Orte der Welt mitnahm. Als sie schließlich älter wurde, erkannte er wohl, dass es besser wäre, ihr ein Heim zu schaffen. Er hat einige Kinderfrauen in seinen Diensten verschlissen, bis er schließlich Frau Barbara fand.
    Aber er wurde auch immer merkwürdiger und seine Forschungen wurden schließlich so abwegig, dass er seine Anstellung an der Universität aufgab. Er reiste nun noch mehr, und ich begleitete ihn oft.“
    Wieder war das Glas leer und Burger schenkte sich nach. Peter Falkenberg erhob sich und ging ein paar Schritte durch die Bibliothek.
    „ Er sammelte und forschte wie ein Wahnsinniger. Wie ein Bluthund auf einer Fährte. Ich schützte ihn, organisierte die Expeditionen, machte all die Dinge, für die in seinem Kopf kein Platz mehr war.
    Dann fing er an zu verschwinden. Erst nur ein paar Tage. Dann manchmal Monate. Wenn ich ihn zur Rede stellte, dann wich er aus. Schließlich kümmerte ich mich um mein Leben, und wir verloren uns aus den Augen. Ich versuchte ihn regelmäßig zu Annabelles Geburtstagen zu besuchen, ansonsten gingen wir unserer Wege.”
    Karl machte eine Pause und schwenkte sein Glas.
    “ Als der Æther aufstieg und die Welt veränderte, sagte er zu mir: »Siehst du, Karl, ich habe es gewusst.«
    Ich fragte ihn, was er denn gewusst hatte, und er antwortete: »Ich wusste, dass die Magie wiederkommt.« Ich lachte ihn aus, und war der Meinung, dass mein alter Freund nun endgültig den Bezug zur Realität verloren hätte.
    Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.“
    Peter Falkenberg trank einen Schluck. Der irische Whiskey sagte ihm sehr zu, aber er hielt sich zurück. Das war alles zu viel für ihn. Dennoch er verschloss seinen Mund und dachte bei sich, dass ja einer hier einen klaren Kopf behalten musste. Magie, ha! So ein Unsinn.
    „ Ich glaube“, sagte Dr. Burger plötzlich, „dass Annabelle und Paul in Gefahr sind.“
    Peter Falkenberg stand neben einer riesigen afrikanischen Holzmaske und spielte nachdenklich an deren „Haaren“ aus Gazellenschweif.
    „ Es ist gut, das sie so weit weg sind“, sagte er.
    „ Sind sie das? Ich meine, sind sie weit genug weg? Ich habe mich erkundigt: Der Hartmann ist gefährlich. Er arbeitet mit Depuis zusammen. Als ich vorhin mit einigen meiner einflussreichen Freunde in höheren Stellen telefonierte, wurde mir klar, dass sie es irgendwie geschafft haben, sich eine Menge Macht und Einfluss in Baden-Baden zu ergaunern. Ich warte noch auf ein paar Rückrufe, aber ich habe ein schlechtes Gefühl. Dennoch ich gebe nicht auf.“ Er schloss die Augen und atmete tief.
    Peter Falkenberg verabschiedete sich kurz danach, um eine Krankenschwester anzuheuern. Magie, so ein Unsinn!
     
    * *

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