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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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Beamter: Der Konditor.“
    Wilhelm lachte. „Ein Bäcker?“
    „ Konditor. Er verkauft die Praline »Herzblut«.“
    „ Ja, davon habe ich schon gehört. Meine Frau erzählte mir neulich davon. Alle ihre Freundinnen schwärmen darüber. Luise hat leider die Zuckerkrankheit und darf so etwas nicht essen. Sie ist da sehr diszipliniert. Sie macht mich verrückt mit dem ganzen Gesundheitskram: Kneippen und Dampfbad und so. Ich meine, Therme? Jederzeit. Aber in kaltem Wasser herum stapfen wie ein Storch, das muss doch nicht sein.“
    „ Dafür siehst du aber auch blendend aus, Wilhelm“, zwinkerte Karl und prostete seinem alten Kollegen zu.
    „ Apropos Krankheit und Tod – was ist denn nun mit dem Rosenherz? Ich habe gehört, sie wollen ihn für tot erklären?“
    „ Ja, seine Tochter kann dann endlich erben. Aber sie ist noch alleinstehend. Obwohl“, Karl grinste, „ich bin mir da gerade nicht mehr so sicher.“
    „ Annabelle, hieß sie nicht so?“
    Karl nickte.
    „ Es ist immer besser, wenn sich Männer um so etwas kümmern. Du lässt sie sicher auch nicht im Stich, oder?“
    „ Als ihr Patenonkel bin ich ja dazu verpflichtet. Aber ich tue es gerne. Es handelt sich auch um einen beträchtlichen Nachlass, da braucht sie Hilfe.“
    Wilhelm winkte ab, als die Kellnerin nach einem Dessert fragte.
    „ Aber habe ich ihren Namen nicht sogar im Zusammenhang mit einem Todesfall gelesen?“
    „ Ja, sie wurde verdächtigt, eine Frau auf einer Festlichkeit umgebracht zu haben. Die Anklage ist fallen gelassen worden. Leider hat sie trotzdem vier Tage im Adlerhorst verbracht.“
    Wilhelm sah ihn entsetzt an.
    „ Jetzt verstehe ich! Du hast ein ganz persönliches Interesse an den Vorgängen dort! Wie geht es ihr?“
    „ Ich hoffe gut. Sie erholt sich im Schwarzwald.“
    „ Karl, lass die Finger davon.“ Scharenburg wurde plötzlich sehr ernst.
    „ Wilhelm, ich muss. Sie haben sie gequält. Irgendetwas stimmt da nicht. Mein Freund Hirschmann vom Polizeipräsidium lässt sich verleugnen, seit ich ein paar Fragen gestellt habe.“
    „ Der Hirschmann ... ja, der hat kein Rückgrat.“
    „ Wilhelm“, beugte sich Karl nun über den Tisch zu seinem Freund. „Ich glaube, dass der Hartmann und der Depuis einige Strippen in dieser Stadt ziehen. Viel zu viele Leute haben Angst und reden nicht mit mir.“
    „ Aber was hat der Hartmann damit zu tun?“ Wilhelm verstand nicht. Er gestikulierte der Kellnerin: “Zwei Kirschwasser bitte!“
    „ Der Hartmann tut irgendetwas in die Pralinen. Es sterben Frauen, vorher werden sie abhängig. Sie werden süchtig nach dem Zeug. Damit hat er sie dann in der Hand. Wahrscheinlich sind viele hochrangige Beamte betroffen. Und dann treffen sie nicht mehr ihre eigenen Entscheidungen.“
    Wilhelm nickte. „Wie Laudanum. Teufelszeug. Oder Opium.“
    Sie bekamen ihre Schnäpse und kippten sie herunter. Dann bestellten sie noch einen und Kaffee.
    „ Lass uns besprechen, was du dir vorgestellt hast“, sagte Wilhelm, und Karl lehnte sich erleichtert zurück. Er hatte einen Verbündeten gefunden.
     
    * * *
     
    Walter Hartmann fühlte sich ausgelaugt. Er hatte die ganze Nacht Herzblut hergestellt. Schließlich hatte er Verpflichtungen. Heute Morgen hatte er dann ausschlafen wollen, aber ein Bote hatte seinen Besuch bei Depuis angefordert. Er hatte dennoch ausgiebig gefrühstückt und gebadet. Es gab Dinge, die waren einfach wichtig.
    Nun saß er in Pelze eingehüllt in der Kabine seiner Kutsche und schaute hinaus. Schneeflocken fielen, die kleinen, die bei solchen kalten Temperaturen wie Nebel über die Straßen wirbelten. Er hasste es, sich so schlecht zu fühlen. Er hasste seinen Körper, wie er ihn in der Badewanne betrachtet hatte. Alles war zu klein und weich und braun.
    Er wusste, dass das Leben, das er damit führte, eine Prüfung war. Gott, den er als einen rachsüchtigen Übervater spürte, wollte ihn testen. Er sollte erst später in seinem Leben die Früchte ernten. Jetzt war er noch dazu verdammt, in dieser unzulänglichen Hülle zu leben.
    Die Zeit war noch nicht reif. Das sagte er sich jeden Tag. Er suchte nach den Zeichen, er bezahlte eine Menge Wahrsager dafür, ihm die Zukunft zu deuten, damit er den richtigen Zeitpunkt erfuhr. Jetzt war erst einmal seine Schwester dran. Er war gespannt, was aus ihr werden würde. Es schien ihm wie ein Geschenk, dass sie den Weg vor ihm ging, um ihn vorzubereiten. Sicher würde es grandios, und dann wäre sie ihm dankbar. Wenn er dann

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