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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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endlich auch so weit war, würden sie zusammen ihre wohlverdiente wundervolle Zukunft leben.
    Einen kurzen Moment dachte er darüber nach, was er tun würde, wenn seine Schwester stattdessen eine Verdorbene würde. Die Möglichkeit bestand. Bei seinen Experimenten waren mehr Verdorbene als Nützliche herausgekommen. Nun, dann würde er eben allein regieren.
    Er stieg aus der Kutsche, als diese vor Depuis Haus anhielt. Der Gockel hatte sich eine mittelalterliche Burg bauen lassen. Wie lächerlich! Aber als Hartmann durch die große Eingangstür ging und vor einem riesigen Kamin Platz nahm, in dem ein Feuer prasselte, über dem man einen Ochsen hätte braten können, da fühlte er sich tatsächlich ein wenig wie ein König. Er schloss wohlig die Augen und öffnete sie erst wieder, als er sich sicher war, dass Depuis ihm gegenüber saß.
    Der hatte einen maßgeschneiderten Hausanzug aus lila Samt mit schwarzem Seidenfutter an. Hartmann fühlte eine Welle der Wut durch ihn hindurch fahren. Der Geck ließ ihn in aller Herrgottsfrühe durch die halbe Stadt kutschieren, und war noch nicht einmal angezogen? Hartmann bündelte diese Wut und steckte sie zur späteren Verwendung weg, dann lächelte er falsch.
    „ Depuis! An diesem schönen Tag hatte ich mit Ihrem Anblick nicht gerechnet!“
    Jean Depuis zog eine Augenbraue hoch. Er war der humorloseste Mensch, den Hartmann kannte.
    „ Monsieur Hartmann, isch muss misch entschuldigen: Pardonnez mois, s'il vous plait.“
    „ Ja, ja, mein Guter. Was war denn so wichtig?“
    „ Es ist Verschiedenes. Thé?“
    Hartmann nickte. Depuis bestellte Tee bei seinem Diener.
    “ Nun, zunächst ein Berischt von die gewünschte Angriff auf das Fräulein Rosen'erz, oder vielmehr ihre Kinderfrau. Der Mannwolf ist von den Blitzmännern gefangen worden. Isch 'abe aber ge'ört, das die Frau im Hospital war, und auch der neugierige docteur ist verletzt worden.”
    “ Das sollte doch reichen, um den Leuten einen Schrecken einzujagen.” Hartmann war zufrieden.
    Depuis sah immer noch magenkrank aus, und trank einen Schluck Tee.
    “ Was ist denn noch?”
    „ Alors, isch 'abe Nachricht von der 'Griffon', äh, der 'Greif'. Sie ist testtauglisch.“
    Hartmanns Gesicht erhellte sich. Na, das war doch einmal eine gute Nachricht!
    „ Hervorragend! Wann können wir einen Testflug machen?“
    „ Immédiatement! Mais – aber ...“
    „ Was?“
    „ Nun, wir müssen vorsichtig sein. Isch glaube, es ist nischt gut, wenn es so kalt ist.“
    „ Depuis, alter Freund“, lachte Hartmann ihn aus. „Haben Sie etwas Flugangst? Die 'Greif' ist für das Manövrieren unter den widrigsten Umständen konzipiert. Wir haben eine Menge Geld dafür ausgegeben, die besten Leute zu verpflichten: Schließlich ist sie für den Krieg gebaut. Wenn sie schon auf einem einfachen Testflug versagt, dann rollen einige Köpfe.“
    „ Wenn wir dann nischt tot sind.“ Depuis war nicht überzeugt.
    Das reizte Hartmann nur noch mehr. Er würde es dem Gockel nicht ersparen! Schließlich sollte die 'Greif' der Schlüssel zu ihrer Zukunft werden. Eine Zukunft, in der der Freistaat Baden einen neuen, besseren Regenten bekommen würde, als diesen unfähigen Friedrich von Baden ... Ja, er hatte große Visionen, und er würde es mit oder ohne den Gockel schaffen! Falls dieser dabei auf der Strecke blieb ... man musste immer Opfer bringen!
    „ Sie erwähnten mehrere Neuigkeiten.“
    „ Ah, oui. Meine Informateurs haben mir berischtet, dass jemand sisch über den „Adler'orst“ um'ört.“
    „ Wer?“
    „ Der Bruder von dem jungen Falkenberg. Friedrich Falkenberg.“
    „ Und?“
    „ Er ist ein Blitzmann. Ein Lieutenant.“
    Hartmann dachte nach. Dann nickte er.
    „ Das ist kein Zufall. Es schnüffelt noch jemand herum. Ein Dr. Karl Burger. Leider kennt er offensichtlich einige wichtige Leute hier in Baden-Baden. Das ist nicht gut.“
    „ Wie kommt dieser Burger dazu? Pourquois il le fait?“
    „ Ich weiß es nicht. Aber ich könnte ein paar Telefonate führen. Wo steht ihr Apparat?“
     
    * * *
     
    Es war dunkel und kalt. Paul starrte in den Himmel. Zwischen den Wolken gab es nur einzelne Lücken, durch die die Sterne blitzten. Paul folgte den Flug seines Vogels. Es war ein toller Anblick. Unter dem Einfluss des elektrischen Spannungsfeldes leuchteten die Ætherschwingen grünlich irisierend.
    Er war noch nicht ganz zufrieden mit der Konstruktion, aber er hatte zu wenig Material dabei. Trotzdem konnte er hier das Fliegen

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