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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Wo sind deine Bücher?«
    Kato wollte antworten, dass sie sie im Bücherzimmer habe stehen lassen, da fiel ihr Blick auf den säuberlich zusammengeschnürten Stapel. Wann hatte Herr Tiez das gemacht? Sie war doch die ganze Zeit bei ihm gewesen?
    »Ah, gut. Die Rechnung liegt dem Stapel bei, wie ich sehe. Herr Fähnrich, sind Sie so gut …«
    Kato staunte, als ihre Stiefmutter mit spitzen Fingern den Umschlag öffnete und eine säuberlich geschriebene Rechnung überflog. Dann nickte Ada und rief: »Herr Tiez? Ich schicke einen Burschen mit dem Geld für die Reparatur und die Bücher vorbei, ist das recht?«
    Irgendwo aus den Tiefen des Ladens erscholl eine bejahende Antwort. Adelaïde legte Kato die Hand auf die Schulter und schob sie hinaus auf die Straße und hinein in den wartenden Motorwagen.

3
Der Maulwurf
    Major Nagy lehnte mit nachdenklicher Miene an ihrem Schreibtisch, eine unangezündete Zigarette zwischen den Fingern. Die Tür des Büros wurde geöffnet, zwei Männer traten ein und nahmen schweigend vor dem Tisch Platz. Der kleinere der beiden glättete seine Hosenbeine und setzte sich mit geradem Rücken auf den Stuhl, ohne die Lehne zu berühren. Er wirkte wachsam und angespannt und reckte das Kinn mit dem schwarzen Ziegenbart aufmerksam vor.
    Der Größere hatte bequem die Beine ausgestreckt, die Arme vor der Brust verschränkt und zog den Kopf zwischen die kräftigen Schultern, als wollte er sich kleiner machen.
    Die Zigarette tanzte unruhig zwischen Major Nagys Fingern. Sie fixierte ihre beiden Kommissäre mit ernster Miene. »Meine Herren, ich habe Sie gerufen, um mit Ihnen eine Angelegenheit von großer Bedeutung für das Reich zu besprechen. Ihre kaiserliche Majestät befiehlt uns eine Operation, die wir mit Behutsamkeit und Diskretion auszuführen gehalten sind.«
    Die beiden Männer erwiderten nichts, sahen sie nur aufmerksam an. Major Nagy nickte knapp und fuhr fort: »Ihre Majestät hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass sie mich und meine Leute nicht wird decken können, wenn die Angelegenheit an die Öffentlichkeit gelangt. Wir sind vollkommen auf uns gestellt. Auch innerhalb des Sicherheitsbureaus darf außer uns dreien niemand von dem, was wir hier besprechen, in Kenntnis gesetzt werden. Meine Herren, die Mission, auf die man uns schickt, ist lebensgefährlich. Ich will Ihnen nicht befehlen, daran teilzunehmen.« Sie sah den Kleineren an, fragend, dann mit deutlicher Zuversicht den Größeren.
    »Ich bin dabei«, sagte der kleinere Mann nach einer winzigen Pause. »Unverbrüchlich. Ich diene mit Leib und Seele der Vierten Abteilung, das wissen Sie, und wenn Ihre Kaiserliche Majestät meiner bedarf, kann und werde ich nicht zögern.«
    Nagy verzog den Mund zu einem humorlosen Lächeln. »Ich habe nichts anderes von Ihnen erwartet, Drago.« Sie blickte den anderen Kommissär an. Der beugte sich schweigend vor und gab ihr Feuer. »Shenja?«, fragte sie leise. Er zuckte die Achseln. »Ich war an deiner Seite in Russland und am osmanischen Hof«, gab er mit tiefer Stimme zurück. »Erwartest du wirklich, dass ich jetzt kneife? Erzähl schon, was will Ihre Majestät von uns?«
    Major Nagy seufzte und betrachtete die Glut ihrer Zigarette. »Gut«, sagte sie. »Wir sollen die Akademie und vor allem ihren Leiter unter die Lupe nehmen. Ihre Majestät sieht es mit Sorge, wie bedingungslos ihr Gemahl diesem Mann vertraut. Sie fürchtet, dass die Entscheidungen Seiner Majestät unter dem Einfluss der Akademie letztlich zu unguten Entwicklungen in diesem unseligen Krieg gegen die Engel führen werden.«
    Der große Kommissär pfiff tonlos durch die Zähne. »Er behandelt den Thronfolger, wenn ich recht informiert bin.«
    »Du bist recht informiert. Er behandelt seine Kaiserliche Hoheit seit dem Attentat.« Major Nagy zog an der Zigarette und stieß aromatisch riechenden Rauch aus den Nasenlöchern. »Es gibt niemanden im ganzen Kaiserreich, der größeren Einfluss besitzt. Ihre Majestät ist darüber in höchstem Maße beunruhigt.«
    Der kleinere der beiden Männer beugte sich nun auch vor und stützte die Hände auf die Knie. »Wir müssten also ohne Wissen Seiner Majestät und gegen seinen Wunsch handeln?«
    Seine Vorgesetzte sah ihn beinahe mitleidig an. »Ja, Drago. Das bedeutet unsere Order.«
    Der Kommissär senkte das Kinn auf die Brust und schwieg. Major Nagy wechselte einen Blick mit dem großen Mann, den sie »Shenja« genannt hatte. Dieser nickte stumm und beruhigend. Sie schwiegen.

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