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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Zigarettenrauch kräuselte sich zur vergilbten Decke des Büros. Schritte hallten im Korridor, Stimmen murmelten, eine Tür schlug heftig zu. Wieder war es still.
    Dann hob ein tiefer Atemzug die Brust des kleineren Mannes. Er blickte mit resignierter Miene auf. »Ich diene in erster Linie dem Kaiserreich«, sagte er. »Wir befinden uns schon viel zu lange in einem unseligen Krieg, dessen Ausgang immer ungewisser erscheint. Unser Land braucht Frieden.«
    Major Nagy beugte sich vor und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann, Drago«, sagte sie leise.
    »Was befiehlt Ihre Majestät?«
    Nagy ließ den Zigarettenstummel fallen und trat ihn aus. »Wir sollen unsere Zielperson observieren, und zwar vor Ort. Ihre Majestät wünscht einen umfassenden Bericht über geheime und womöglich verbotene Experimente, die an dem Institut wahrscheinlich durchgeführt werden. Versuche an Personen, die dort eingewiesen wurden. Mögliche Verstöße gegen die Energiegesetze. Und so weiter.«
    Der große Kommissär stülpte nachdenklich die Lippen vor. »Das heißt, einer von uns muss dort eingeschleust werden«, sagte er. »Was bestehen deiner Meinung nach für Möglichkeiten?«
    »Ich habe bereits einen Mitarbeiter als Lohnwärter dort stationiert, und zwar seit über einem halben Jahr«, sagte Nagy. »Er wird aber nur mit Routinearbeiten betraut und gelangt nicht in die fragliche Abteilung D, weil dort nur eine Handvoll der altgedienten Wärter eingesetzt wird. Sprich: Sie vertrauen ihm nicht. Wir brauchen also jemanden, der es von der anderen Seite her versucht.«
    Die beiden Männer brauchten einen Moment, um ihre Worte zu begreifen. Dann stieß der größere Mann einen wortlosen Laut des Abscheus aus und der kleinere erbleichte.
    »Das ist gefährlich«, sagte der Große. »Wie sollen wir ausschließen, dass dort …«
    »Es ist ein Himmelfahrtskommando«, fiel Major Nagy ihm ins Wort. »Ich weiß es. Wenn ich eine Möglichkeit sähe, diese Mission selbst auszuführen, würde ich es tun. Aber ich muss davon ausgehen, dass ich unserer Zielperson bekannt bin.«
    Shenja wiegte nachdenklich den Kopf. »Außerdem musst du die Operation leiten, Katalin. Es kann nur einer von uns gehen.« Er tauschte einen Blick mit seinem Kollegen.
    Der straffte die Schultern, reckte das Kinn vor und sagte: »Ich melde mich freiwillig.«
    »Nein«, rief Shenja. »Du hast Familie. Das hier ist eine Aufgabe für jemanden wie mich.« Er lachte basstief und grollend. »Im Übrigen denke ich, dass meine speziellen Fähigkeiten bei dieser Aufgabe von Nutzen sein werden. Sei mir nicht böse, Drago, du bist ein guter Kommissär, aber ein lausiger Schauspieler.«
    Der kleinere Mann lachte zwar und hob abwehrend die Hand, aber er wirkte erleichtert. Sein Blick flackerte zu seiner Vorgesetzten, die am Schreibtisch lehnte, die Hand nachdenklich gegen die Wange gelegt. Sie sah von einem Mann zum anderen, atmete seufzend aus und nickte. »Er hat recht, Drago. Sie haben Frau und Kinder. Kommissär Sorokin ist der geeignetere Kandidat für diese Mission. Es tut mir leid, Shenja.« Ihr Blick streifte sein Gesicht nur flüchtig, als hätte sie Angst davor, etwas in seiner Miene zu lesen, was sie umstimmen könnte. Sie stieß sich vom Schreibtisch ab. »Danke, Drago. Ich würde es vorziehen, die näheren Details mit Ihrem Kollegen unter vier Augen zu besprechen. Vergessen Sie nicht: Es darf niemand erfahren, was wir planen.«
    Der kleinere Kommissär nickte und deutete eine knappe Verbeugung an. »Ich stehe zur Verfügung, wenn Sie meine Dienste benötigen.«
    »Das werde ich, sobald die Aktion anläuft. Dann setze ich Sie auch vollständig ins Bild. Danke, Kommissär Pejić.«
    Die Tür schloss sich hinter ihm. Nagy und Sorokin sahen sich schweigend an. Dann seufzte sie und sagte: »Es tut mir leid. Ich wünschte …«
    »Es ist gut«, unterbrach er sie rau. »Wir tun nur unsere Pflicht, Katya. Private Dinge haben hier nichts zu suchen.«
    »Das sagst du so leicht«, erwiderte sie heftig. »Wir haben etliche schwierige Missionen gemeinsam gemeistert, aber diese hier ist anders. Wir wissen nicht, was dich erwartet. Ich kann dir dort nicht helfen. Wenn sich die Türen hinter dir geschlossen haben, kann dir niemand mehr helfen – nur du selbst. Du wirst vollkommen auf dich allein gestellt sein, und mir sind im Notfall vollkommen die Hände gebunden, weil Ihre Majestät sich auf keinen Fall exponieren wird. Wir bewegen uns auf

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