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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Ordner.
    Katalin stützte ihre Ellbogen auf den Tisch und betrachtete den überquellenden Aschenbecher und die Tasse, in der ein kalt gewordener Rest Tee ölig im Licht der Ætherlampe schillerte. »Johannsen ist ein guter Mann«, sagte sie. »Aber er hat keine Fantasie. Und er hat nicht den Mut, seine Nase in jede Ecke zu stecken, auch wenn es ihm von der Anstaltsleitung verboten wurde.«
    Er stand auf und ging zum Fenster. Der dunkle Hof, dahinter der Widerschein von Ætherlampen, die den feinen Sprühregen, der auf die Stadt niederging, geisterhaft erhellten. Jewgenij sah hinaus, aber sein Blick war nach innen gerichtet, er nahm weder den Regen noch die Lichter wahr. »Wie komme ich von dort wieder weg?«, fragte er leise. »Aus der Abteilung, die ich untersuchen soll, ist noch niemals jemand wieder herausgelangt.«
    Das leise Klicken eines Feuerzeugs, Atemzüge. Das Knistern von Tabak, der sich entzündete. Der Tabakqualm im Zimmer war so dicht, dass Jewgenij den Fenstergriff drehte und durch einen Spalt kalte, feuchte Luft hineinließ. Er atmete mit tiefen Zügen.
    »Wir haben etwas vorbereitet«, sagte Katya. »Einen Notausgang, wenn du so willst. Eine Weisung der Staatsanwaltschaft, dass der Gefangene Moroni wegen einer alten Strafsache erneut vorgeführt werden soll.« Sie lächelte, aber unter dem Lächeln war deutlich ihre Besorgnis zu erkennen.
    Jewgenij lehnte sich gegen das Fenster und stützte den Kopf in die Hand. »Die Staatsanwaltschaft«, murmelte er. »Wie hast du die ins Boot bekommen, ohne zu verraten, worum … ah.« Er nickte mehrmals.
    »Ja«, sagte sie. »Ihre Majestät hat dem Leitenden Staatsanwalt eine Order erteilt.«
    »Der zufällig auch noch zu deinen verschrobenen ›Brüdern‹ gehört.« Seine Augen verengten sich zu amüsierten Schlitzen.
    »Es war die einzige Möglichkeit, dich dort wieder zu befreien. Wenn die Situation dir zu brenzlig wird, gibst du mir über Johannsen ein Zeichen, dann leite ich den Rückruf ein.«
    Er stieß sich vom Fensterbrett ab und kehrte zum Tisch zurück, blätterte ziellos in den Aufzeichnungen, die dort verstreut lagen. »Was, wenn ich nicht in der Lage sein sollte, dir ein Zeichen zu geben?«
    »Johannsen hat die Anweisung, alles zu beobachten. Er ist deine Rettungsleine.«
    Jewgenij senkte den Blick und betrachtete seine Hände. Er seufzte. Es war kein schönes Gefühl, sich auf einen anderen verlassen zu müssen. »Wenn du es wärst …«, sagte er, und obwohl er den Rest seiner Gedanken nicht aussprach, verstand Katya, was er sagen wollte.
    »Ich wollte, ich könnte deine Stelle einnehmen«, sagte sie. »Ich würde es mit Freude tun.« Sie sah Jewgenij mit zusammengekniffenen Augen an. Müde sah sie aus. Die Augen dunkel gerändert.
    Er beugte sich wie sie vor und nahm ihre Hand. »Du reibst dich auf«, sagte er leise. »Warum? Wofür?«
    Sie versuchte ein Lächeln, das misslang. »Meine Familie«, flüsterte sie. »Simon gehört zu den gefährdeten Sensitiven.«
    Einen Moment lang verschloss sich sein Gesicht. Dann hob er die Schultern. »Simon«, sagte er sanft. »Der mit dir nichts mehr zu tun haben will, weil du für das Sicherheitsbureau …«
    »Du weißt, dass das nicht stimmt«, unterbrach sie ihn scharf. »Ich habe entschieden, dass es besser ist, mich von ihnen fernzuhalten. Mein Beruf bringt sie in Gefahr. Du weißt doch selbst, wie das ist, Shenja.«
    »Ja«, sagte er schnell. »Ich weiß es. Entschuldige meinen dummen Anfall von Eifersucht.« Er klopfte sacht mit der flachen Hand auf den Tisch. »Wir sollten nach Hause gehen«, schlug er vor. »Morgen ist ein neuer Tag.«
    Katalin hielt ihn am Handgelenk fest. »Warte«, sagte sie. Ihr Blick flackerte an ihm vorbei, ihre Schultern erschienen eckig und angespannt, ihre Miene wachsam. »Wir müssen noch über eine Sache reden, die mir Magenschmerzen bereitet. Du hast die – zugegebenermaßen mageren – Berichte gelesen.«
    Sie tippte zwei-, dreimal schnell mit dem Zeigefinger gegen sein Handgelenk, das stark, fest und zuverlässig in ihrem Griff ruhte. Stark, fest, zuverlässig – das beschrieb ihn besser als alles andere. Wenn da nicht seine einzige schwache Stelle wäre, die ihr Sorgen bereitete.
    »Was willst du mich fragen?« Seine breite Stirn zeigte eine Andeutung von Furchen, aber sein Blick war fest und klar.
    »Du erinnerst dich an die Affäre Tarassow«, sagte sie.
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Warum erinnerst du mich ausgerechnet an den einzigen Auftrag, den

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