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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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nicht abhauen? An den Schurmsee?”, fragte sie sehnsüchtig. In der Hütte am See würde sie niemand stören.
    „Oh ja”, flüsterte er heiser, und küsste ihr Dekolleté. Seine verstrubbelten braunen Haare kitzelten an ihrer Nase.
    „Nein, mal im Ernst”, versuchte sie ihn zu überzeugen.
    Er sah sie an. Sie liebte seine sanften braunen Augen, und wenn er sie wie jetzt gerade von unten her ansah, dann hatte er diese Falten auf der Stirn, wie ein trauriger Hund … Aber er war ernst: „Annabelle, du weißt, dass ich sofort mit dir überall hingehen würde. Aber mal ganz abgesehen von den Verantwortungen, die wir hier haben, würden wir damit ein großes Risiko eingehen.”
    „Was die Leute denken, ist mir egal.” Jetzt war sie trotzig, das wusste sie, aber sie fühlte sich den Menschen, die sie ausgestoßen und gefoltert hatten, nicht verpflichtet. Dass sie dabei alle über einen Kamm schor, war ihr egal.
    Jetzt runzelte er die Stirn eher ärgerlich: „Das weiß ich, und das macht es nicht leichter für mich.”
    „Deine Mutter will mich immer noch nicht kennenlernen”, sagte Annabelle wütend.
    „Ihr seid beide dickköpfig. Du willst sie nicht verstehen, und sie kann dich nicht verstehen.” Pauls Mutter war eine schlichte Seele, die nicht mit Annabelles Veränderung zurechtkam.
    „Muss ich sie verstehen?” Annabelle blätterte in dem Buch, welches auf dem Schreibtisch lag. Paul legte seine Hand auf die Seiten und sagte: „Schau mich an.” Annabelle gehorchte und entdeckte zu ihrer Verwunderung keine Wut, aber so etwas wie Enttäuschung. Paul mochte zwar seine Differenzen mit seiner Mutter haben, aber er war in allen Dingen immer uneingeschränkt loyal. Das war letztlich eine Eigenschaft, die Annabelle sehr an ihm liebte, und sie würde es nicht anders haben wollen.
    „Entschuldigung”, murmelte sie.
    „Mir fällt das auch nicht leicht, und ich wünschte, die Dinge wären anders, aber das sind sie nicht. Wir leben nicht allein auf dieser Welt, und wir haben Pläne. Diese Pläne beinhalten Kinder, und diese Kinder sollen es besser haben. Wir wollen die Welt verändern, aber das können wir nicht, wenn wir alle Regeln brechen und die Menschen vor den Kopf stoßen. So gerne ich dich auch hier und jetzt auf diesem Schreibtisch …”, er stockte, und Annabelle konnte nicht anders als über seine unausgesprochenen Worte lächeln.
    „Doch nicht auf dem Tisch meines Vaters”, sagte sie.
    „Das Risiko, dass du schwanger wirst, ist mir zu groß”, sagte Paul wieder ernst. Das sah Annabelle ein. Auch sie wollte keinen Zweifel an der Ehelichkeit eines Kindes aufkommen lassen.
    „Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als zu heiraten”, sagte sie leise.
    „Nichts lieber als das.” Paul freute sich, aber sie seufzte.
    „Was ist?”, fragte er vorsichtig.
    „Es kommt mir vor, als hätten sie dann gesiegt, verstehst du.”
    Er schüttelte den Kopf. „Nein.” Seine Augen suchten ihren Blick, aber sie wich ihm aus.
    „Sie wollten immer, dass ich heirate.”
    „Wer sind denn ”Sie”?”
    „Na die Gesellschaft, deine Eltern, Frau Barbara … Ich weiß, dass es Regeln gibt, Paul. Aber ich habe von meinem Vater gelernt, Regeln zu hinterfragen. Und ich habe viele Gemeinschaften kennengelernt, wo solche Regeln nicht existieren. Wo die Frauen den Männern gleich stehen, wo sie mehr Rechte haben, als nur die Farben der Einrichtung auszuwählen. Ich habe es so satt, nach den Regeln anderer Menschen zu leben, die sich nicht darum scheren, wie es mir geht.”
    Nach einer Pause fragte er: „Was willst du?”
    „Meine eigenen Entscheidungen treffen.” Das kam sehr schnell, und sie erschrak. Es hörte sich sehr egoistisch an.
    „Und wenn deine Entscheidung zufällig der Wille der Anderen ist, dann ist sie damit schlecht?”, fragte Paul kritisch.
    Annabelle sah ihm in die Augen. Sie wollte es nicht wahr haben, aber das war genau das, was sie empfand. Sie fühlte sich verraten und wollte nichts den 'Anderen' zu liebe tun. Aber sie wusste auch, dass vor allem Paul im Moment der Leidtragende war.
    „Es tut mir leid”, sagte sie und streichelte seine Wange. Da sie schon geschlafen hatte, trug sie keinen Handschuh. Ihre grünen Finger schienen auf seiner blassen Haut zu leuchten. Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. Wie immer empfand sie die merkwürdigsten Dinge mit ihrer veränderten Gliedmaße: Sie sah sich selbst aus Pauls Augen und spürte seine Liebe, aber auch seine Enttäuschung über ihr langes

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