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Affären

Affären

Titel: Affären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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James Joyce sie 1909 an seine Frau Nora geschickt hatte; Briefe, über die ich gestolpert war, als ich im College eine Arbeit über den Dichter vorbereitete. Ich musste es mir an Ort und Stelle in der Bibliothek besorgen. Dabei waren die Briefe gar nicht so eloquent, dass man sie unbedingt aufbewahren musste. Ich entnahm ihnen jedoch, dass die Affäre rein sexuell war und trotzdem über einen längeren Zeitraum anhielt. Er betrog seine Liebe - wie Pierce mich betrog, was ich nur dadurch herausfand, dass er seinen Laptop an diesem Tag vergessen hatte.
    Zwei Wochen lang hütete ich mein kleines Geheimnis, bis ich es schließlich meiner besten Freundin Cheryl gestehen musste. Die Bürde, meine ungehörige Neuigkeit für mich zu behalten, wurde zu schwer, und außerdem wollte ich hören, was sie dazu zu sagen hatte. Überschritt ich eine Grenze, indem ich so viel Zeit mit Schnüffeleien verbrachte? Rechtfertigte das Ergebnis mein sündiges Verhalten?
    Aber was mich wirklich berührte, war die Antwort auf die Frage, ob ich krank und pervers war, weil ich einen Orgasmus erlebte, wenn ich an Pierces Affäre mit Margot dachte. Mir kam es so vor, als verfolgte ich eine besonders heiße Soap Opera und nicht mein eigenes echtes Leben.
    Ich habe mir sogar einen BlackBerry angeschafft, ein transportables Gerät zum Schreiben und Lesen von E-Mails. Ich würde also mit dem Einkaufswagen durch den Supermarkt ziehen und vor der Fleischtheke anhalten, um ein besonders frisches Stück Fleisch fürs Abendessen zu ergattern, während ich versuchte zu erfahren, was Margot und Pierce für den Abend geplant hatten; ob sie im Hotel blieben oder was Neues probieren würden. Bisher hatte ich es geschafft, alles für mich zu behalten und Pierce nichts zu erzählen. Wenn ich abends über ihn herfiel, sollte er glauben, dass ich ganz einfach nur naturgeil war, und dass meine Detektivarbeit nichts damit zu tun hatte. Wer war der wirkliche Betrüger?
    Irgendwie war ich aus der Spur geworfen, seit ich immer mehr spionierte. Ich brauchte die E-Mails, um meine eigenen Phantasien zu füttern. Selbst wenn Pierce auf mir lag (das Licht gelöscht, was für ein Unterschied zu unseren früheren Experimenten und zu seinen Erlebnissen mit Margot, denn aus den E-Mails wusste ich, dass er Margot bei Schritt und Tritt beobachten wollte). Ich presste dann die Augen ganz fest zu und stellte mir ihren kleinen Mund vor, wie er sich um seine Härte schlang. Ich musste mir auf die Lippen beißen, damit ich nicht ihren Namen rief und alles verriet.
    Als ich Cheryl davon erzählte, wollte sie ein Beispiel ihrer Briefe lesen. Ich zeigte ihr den Bildschirm.

 
    »Du bist eine kleine geile Hure. Ich wette, Du nimmst es auch mit zwei Männern auf, einen im Mund, einen in der Pussy. Soll ich das nächste Mal einen Freund mitbringen? Er ist noch besser bestückt als ich ... Ich würde gern sehen, wie Du uns beide bedienst.«

 
    Cheryl errötete, dann sah sie mich mit einem entsetzten Ausdruck an, obwohl sie längst wissen sollte, dass ich eine Menge wegstecken kann. »Sag mal, hebst du diese E-Mails auch gut auf? Das sind schließlich Beweisstücke.«
    »Beweisstücke?« Ich lachte. »Cheryl, ich will mich nicht von ihm scheiden lassen. Nicht mit solchen Vorlagen für meine Masturbationsorgien. Ich meine, das ist heißer als alles, was wir seit unserer Hochzeit getan haben.«
    »Du meinst, du fährst ab, wenn du solche Sachen liest?« Sie sah mich zuerst schockiert an, aber dann merkte ich, dass sie auch fasziniert war. »Stört es dich nicht? Eine andere Frau treibt es mit deinem Mann. Was ist, wenn sie ihn dir stehlen will?«
    Natürlich hatte ich an all diese Dinge schon gedacht, aber diese Aspekte hatte ich verdrängt. »Da kann man nichts machen.«
    »Du kannst zurückschlagen. Treib ihn mit deiner Geilheit in den Wahnsinn. Du zeigst ihm durch dein Verhalten, dass er sich geirrt hat.«
    Aber das war der Punkt, in dem Cheryl irrte. Die uralte Geschichte, dass Frauen um Aufmerksamkeit hecheln und sich schließlich damit zufriedengeben, nur zweite Wahl zu sein. Ich würde ihn auch nicht in flagranti überraschen - mir genügte es, wenn ich meine ganzen widersprüchlichen Gefühle auf die eine Stelle meines Körpers ausrichtete, die damit am besten fertig wurde - meine Pussy.
    Genau das habe ich meiner Freundin erzählt. War ich eifersüchtig? Ja, klar. War ich wütend? Ein bisschen. Aber irgendwelche negativen Emotionen wurden überschattet von meinem Geheimnis, das

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