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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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Bettdecke eingesponnen haben. Was war gestern Abend passiert? Sie erinnerte sich an die Weihnachtsfeier. Daran, dass sie Andreas Amendt seine Unschuld bewiesen hatte. Dass er ihr nicht geglaubt hatte und davongelaufen war. Und danach? Sie war durch die Nacht gelaufen. Mit Javier. Und vor ihrer Tür hatte der Priester sie geküsst. Oder nicht? Hatte sie sich das eingebildet?
    Einerlei. Sie würde später darüber nachdenken. Wenn sie richtig wach war. Erst würde sie noch etwas schlafen. Nachdem sie sich aus dieser seltsamen Lage befreit hatte. Sie versuchte, sich zu drehen und zu rekeln, um ihre verspannten Muskeln zu lockern. Doch die verdammte Bettdecke hielt sie fest. Moment. Das war gar keine Bettdecke!
    Katharina riss die Augen auf: Sie saß auf einem Stuhl in der Mitte ihres Bungalows. Ihre Hände waren hinter dem hölzernen Stützpfeiler gefesselt.
    Vor ihr, auf dem Bett, saß Javier, eine Pistole in den Händen; eine Walther PPK, unförmig durch den großen Schalldämpfer.
    Katharina verstand endlich. »Sie sind Ministro!«, krächzte sie.
    Javier sah zu ihr. Seine Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln. Er stand auf und nahm ein Glas Wasser von ihrem Nachttisch. »Trinken Sie.« Seine Stimme war noch immer erschreckend sanft. Er hielt ihr das Glas an die Lippen. Katharina wollte den Kopf wegdrehen, doch Javier hielt ihn bestimmt fest. »Trinken Sie. Keine Sorge, das ist wirklich nur Wasser.«
    Katharina gehorchte und nahm ein paar kleine Schlucke. Javier setzte das Glas wieder ab.
    »Ich weiß, die Fesselung ist unbequem. Aber wir müssen uns unterhalten. In Ruhe.«
    »Sind Sie nun Ministro?«
    Javier unterdrückte ein trockenes Auflachen: »Ja.«
    Natürlich. Ministro hieß Priester. Und Javier hatte es ja schon mehr als angedeutet. »Kein Mensch verdächtigt uns Kirchenmäuse.« Das hatte er gesagt. Als sie sich auf Golden Rock begegnet waren.
    Katharina betrachtete ihn. Javier … Ministro sah aus wie aus dem Ei gepellt. Er musste ihre Bewusstlosigkeit genutzt haben, um seine Kleidung zu bügeln und zu duschen: Sein Haar glänzte noch feucht.
    »Und?«, fragte sie schließlich.
    »Und was?«
    »Sie wollten mit mir reden. Sie haben meine volle Aufmerksamkeit.« Zeit gewinnen, dachte Katharina. Vielleicht kam jemand. Oder ihr fiel etwas ein.
    Ministro ließ sich Zeit, bevor er anhob: »Eigentlich habe ich nur eine ganz einfache Frage an Sie: Warum hat Felipe de Vega mich auf Sie angesetzt?«
    »Was? Das wissen Sie nicht?«
    »Nein. Sonst würde ich nicht fragen«, erwiderte Ministro mit mürrischer Ungeduld. »Antworten Sie! Sind Sie ein schmutziger Cop? Haben Sie de Vega bestohlen? Ihr Bestechungsgeld auf eigene Faust erhöht? Oder was?«
    »Ich bin nicht bestechlich«, giftete Katharina zurück. »Und von Drogendealern nehme ich erst recht nichts an.«
    Ministro blickte ihr unverwandt in die Augen: »Und warum will er Sie dann tot sehen? Und zwar so dringend, dass er mich losschickt, anstatt das von seinen deutschen Verbindungen erledigen zu lassen?«
    »Das hat er zuerst versucht. Dieses Geschwisterpaar, Chabi … Chabra …«
    »Chabrijewskow?« Ministro pfiff durch die Zähne. »Mit kleinem Geschütz hat sich de Vega bei Ihnen gar nicht erst abgegeben, oder?«
    »Besonders erfolgreich waren die nicht. Sitzen beide ein.«
    Ministro nickte anerkennend: »Glückwunsch. Die haben kein Problem damit, ganze Straßenzüge in Schutt und Asche zu legen, um eine Maus zu fangen.«
    »Ich weiß.« Einen kurzen Augenblick sah Katharina das Bild des geborstenen Wracks von Morris, ihrem Mini Monte Carlo, vor sich.
    »Also? Warum hat de Vega mich geschickt?«
    Interessant, dass er das nicht wusste. Vielleicht konnte sie ja daraus irgendwie Kapital schlagen. Sie antwortete: »Ich habe seinen Sohn erschossen. Miguel de Vega.«
    Ministros Reaktion überraschte Katharina. Wenn sie sich nicht sehr täuschte, versuchte er seine Verblüffung zu verbergen, indem er sich intensiv mit einem Fleck auf dem Lauf seiner Waffe beschäftigte. Endlich sah er wieder zu ihr: »Erzählen Sie!«
    »Was soll ich erzählen?«
    »Wie und warum Sie Miguel de Vega erschossen haben.«
    Also gut. Jede Minute, die sie gewann, war kostbar. Katharina begann zu erzählen. Wie sie mit ihrem Partner Thomas in eine völlig verkorkste Geiselnahme geraten und Thomas im Kugelhagel aus Miguel de Vegas Mac-10 gestorben war. Und wie sie selbst die beiden Geiselnehmer erschossen hatte.
    Ministro schüttelte den Kopf, als wüsste er nicht, ob er

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