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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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vor. »Ja, das kann eine Einstichstelle sein. Aber woher –?«
    Katharina unterbrach ihn. »Jemand hat Ihnen aufgelauert und eine Spritze in den Hals gestoßen. Vermutlich ein Betäubungsmittel. Deshalb sind Sie auch nach vorne gefallen, daher die Handabdrücke von Ihnen neben der Tür.« Sie deutete auf die entsprechende Notiz im Bericht der Spurensicherung. »Der Täter ist geflohen. Doch Sie haben sich wieder aufgerafft –«
    »Trotz Betäubung?«, fragte Andreas Amendt sarkastisch.
    »Na ja, vielleicht das Adrenalin. Oder die Dosierung war nicht hoch genug.«
    »Oder es war kein Betäubungsmittel, sondern etwas, das Sie desorientierten sollte«, schlug Javier vor.
    »Und dann?«, fragte Andreas Amendt wenig überzeugt.
    »Und dann …« Katharina holte Luft. Das war es, was sie verstanden hatte, als die T-Shirts vor ihr auf ihrem Bett gelegen hatten: »Dann haben Sie versucht, Susanne wiederzubeleben. Deshalb das Blut auf Ihrem Hemd. Genau wie hier.« Sie zeigte auf das zweite T-Shirt. »Und darum lag Susannes Körper auch so merkwürdig auf dem Boden.« Sie nahm das letzte Foto hervor. Es war das Tatortfoto, neben das Thomas notiert hatte: »Wer hat die Leiche bewegt?«
    Andreas Amendt betrachte die Fotos und die T-Shirts misstrauisch.
    »Und danach …«, redete Katharina schnell weiter, »danach haben Sie die Polizei gerufen. Dann hat Sie der Schock überwältigt. Oder die Drogen. Sie haben sich in die Dusche geschleppt.« Und endlich konnte sie den Satz aussprechen, auf den sie die ganze Zeit gewartet hatte: »Sie sind unschuldig.«
    Andreas Amendt hielt das Foto von Susannes Leiche in der Hand und starrte es an. Er zitterte und war totenblass. Plötzlich ließ er das Foto fallen und rannte in die Nacht hinaus.
    Katharina wollte ihm nachsetzen, doch Javier hielt sie zurück. Stattdessen sagte Sandra Herbst: »Ich passe besser auf, dass er keine Dummheiten macht.«
    Dann folgte die Ärztin Andreas Amendt in die Dunkelheit.
    Im ersten Augenblick war Katharina nur verwirrt. Dann packten sie Wut, Verzweiflung und Trauer gleichzeitig. Was hatte sie ihm denn getan? Sie hatte doch nur bewiesen, dass er unschuldig war. Gut, es waren alles nur Indizien, aber zusammengenommen war ihre Theorie absolut schlüssig. Was wollte dieser Idiot denn noch?
    Sie ließ sich in einen Sessel fallen und verbarg das Gesicht in den Händen. Nicht mal heulen konnte sie jetzt.
    Hinter ihrem Nebel aus Gedanken hörte sie Harry und Javier leise miteinander sprechen. Sie verstand nur, was Javier zuletzt sagte: »Keine Sorge, ich kümmere mich um sie.«
    Zögernd entfernten sich Schritte. Dann spürte sie, wie sich jemand auf die Armlehne ihres Sessel setzte. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Sie sah auf. Es war Javier: »Ich würde gerne ein paar Takte unter vier Augen mit Ihnen sprechen. Gehen Sie ein paar Schritte mit mir?«
    Katharina war ohnehin nicht mehr nach Weihnachten zumute. »Sie können mich zu meinem Bungalow begleiten.«
    Langsam gingen Katharina und Javier nebeneinander her, ihre Schritte auf dem Kies das einzige Geräusch.
    Endlich fragte Katharina: »Sie glauben mir auch nicht, oder?«
    Überrascht blieb Javier stehen: »Doch. Natürlich glaube ich Ihnen. Ich bin sogar hundertprozentig sicher, dass es sich genauso abgespielt hat, wie Sie geschildert haben.«
    »Aber?«
    »Doktor Amendt glaubt Ihnen nicht. Und er wird Ihnen so lange nicht glauben, bis Sie ihm den wahren Täter präsentieren.«
    »Warum das denn nicht?«
    »Wissen Sie, warum viele Menschen an Gott glauben?«, fragte Javier zurück.
    Diese Frage verwirrte Katharina: »Was hat das denn jetzt damit zu tun?«
    Doch Javier fuhr mit sanfter Stimme fort: »Der Glaube gibt ihrem Leben einen Zusammenhalt. Einen inneren Kern, ohne den sie sich in der Realität verirren würden.«
    »Gott als menschengemacht? Und das von einem Priester?«
    »Ich sage ja nicht, dass ich diese Auffassung teile. Doch für diese Gläubigen ist es letztlich unerheblich, ob Gott wirklich existiert. Solange sie nur an ihn glauben können.«
    »Und was hat das mit Doktor Amendt zu tun?«
    »Das ist doch offensichtlich, oder nicht? Er ist ein Gläubiger: Seit sechzehn Jahren glaubt er fest daran, dass er Ihre Familie umgebracht hat. Und er wird sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, dass jemand diesen Glauben zerstört. Weil dann nichts mehr von ihm übrig bleibt.«
    »Meinen Sie? Das klingt aber ziemlich gestört.«
    »Vielleicht.«
    Katharina ging ein paar Schritte. Was Javier

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