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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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ich meinen – unseren – Dank aussprechen. Nicht nur dem allmächtigen Gott, der schützend die Hand über uns gehalten hat, sondern auch denen, die seine irdischen Instrumente waren. Ich danke Stefan Döring, der auch im größten Chaos die Ruhe bewahrt hat. Ich danke Augustin und allen Angestellten, die uns nicht nur beschützt, sondern uns auch den Aufenthalt so angenehm wie möglich gestaltet haben. Ich danke Harry Markert, dem unsere Sicherheit über alles ging. Ich danke unseren beiden Ärzten, Sandra Herbst und Andreas Amendt, die um jedes Leben gerungen haben bis zum Letzten. Ich danke Oberst Bachmann und seinen Pionieren, die in kürzester Zeit eine architektonische, bauliche und logistische Meisterleistung vollbracht und die Brücke wieder errichtet haben.« Er hielt einen Moment inne. Katharina sah auf. Fixierte er etwa sie? Ja, Javier sah genau zu ihr herüber. Ihre Wangen begannen zu glühen. Javier musste es gesehen haben, denn er hob erneut leicht die Mundwinkel. Flirtete er etwa doch mit ihr?
    »Und, nicht zuletzt möchte ich Frau Yamamoto danken, die ihr Leben riskiert hat, um den Mörder unter uns zu stellen und so noch Schlimmeres zu verhindern.«
    Alle drehten sich zu ihr um. Katharina wollte sich am liebsten unter dem Tisch verkriechen. Diesen Dank verdiente sie nicht.
    Javier erlöste sie, indem er zügig weitersprach: »Und nicht zuletzt gilt mein Dank natürlich Frau Kerbel und ihren fleißigen Küchenhelfern, die unser Weihnachtsmahl bereitet haben. Und da wir alle hungrig sind, schließe ich hier. Amen.« Nach einem kurzen, augenzwinkernden Moment fügte er hinzu. »Und guten Appetit.«
    Die Zuhörer wussten nicht, ob sie das Amen wiederholen oder klatschen sollten. Schließlich taten sie beides.
    Während des Essens unterhielten Augustin und sein kleiner Chor die Gäste mit ihren eigenen, afrikanischen Versionen von Weihnachtsliedern. Katharina ertappte sich dabei, wie ihr Fuß hin und wieder mitwippte, auch wenn »Schneeflöckchen, Weißröckchen« bei lauen fünfundzwanzig Grad ein wenig fehl am Platze wirkte.
    Als das Geschirr abgeräumt war, trat von Weillher an ihren Tisch, um sie zu einer neuen Runde Tango aufzufordern. Doch Katharina lehnte ab: »Nicht heute.« Der Freiherr wirkte ein wenig enttäuscht, also erklärte sie ihm: »Ich muss noch ein Weihnachtsgeschenk überreichen. Einem wirklich guten Freund.«
    »Ich verstehe. Ein anderes Mal?«, fragte der Freiherr höflich.
    »Jederzeit.«
    Erst jetzt fiel Katharina auf, dass erwartungsvolle Blicke auf ihr ruhten: Andreas Amendt, Sandra Herbst, Harry und Javier, die alle mit an ihrem Tisch saßen, hatten ihr Gespräch unterbrochen. Nun denn, ein Zeitpunkt war so gut wie jeder andere.
    »Doktor Amendt? Können Sie mich in die Rezeption begleiten? Ich möchte Ihnen etwas zeigen. Aber nicht hier.«
    Zögernd stand Andreas Amendt auf. Die anderen sahen Katharina noch immer neugierig an. Nun gut, Zeugen konnten vielleicht nicht schaden. »Ja, ihr dürft auch mitkommen.«
    »Ich weiß jetzt, was am dritten Dezember 1991 passiert ist«, begann Katharina. Sie hatte Andreas Amendt und die anderen gebeten, um einen Tisch in der Rezeption Platz zu nehmen.
    Als Erstes faltete sie die beiden T-Shirts auf.
    »Hier, sehen Sie«, begann sie, an Andreas Amendt gewandt, »das T-Shirt, das Sie getragen haben, als Sie Sylvia Schubert wiederbeleben wollten. Sie erinnern sich? Als ich in den Swimmingpool gefallen bin? Und hier, Ihr Hemd von damals.« Sie zog ein Foto aus der Akte. »Die Spuren sind fast identisch.«
    »Ja, und?«
    »Ich habe mir den Kopf zerbrochen. Etwas fehlte nämlich. Rückschleuderspuren!« Katharina zeigte auf ihr eigenes T-Shirt mit Antons Blut darauf.
    »Die muss es nicht geben«, widersprach Andreas Amendt.
    »Bei acht Schüssen aus nächster Nähe?«
    »Oder ich habe damals die Kleider gewechselt.«
    »Glaub’ ich nicht. Ich bin ziemlich sicher, dass es sich folgendermaßen abgespielt hat.« Sie zog den Bericht mit den Fußabdrücken auf der Treppe und im Flur aus der Akte: »Sie sind von den Schüssen aufgewacht und die Treppe hinuntergelaufen. Im Wohnzimmer haben Sie die Toten entdeckt. Deshalb sind Sie in der Tür stehen geblieben. – Und jetzt sagen Sie mir, ob dies hier eine Einstichstelle ist.«
    Sie nahm das Foto aus der Akte, das bei Amendts körperlicher Untersuchung nach der Tat gemacht worden war. Es zeigte seine einzige sichtbare Verletzung: einen kreisrunden blauen Fleck am Hals.
    Andreas Amendt lehnte sich

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