African Boogie
so, dass ich die da getötet habe. Und?«
»Warten Sie es ab.«
Endlich waren alle Leichen verladen. Die Rotoren des Lasthelikopters begannen sich zu drehen, immer schneller, der Motor heulte auf. Der Hubschrauber hob ab und flog wie eine riesige Libelle in den blauen Himmel hinein. Bald war er nicht mehr zu sehen und das Motorengeräusch nur noch ein entferntes Brummen.
»Und?« Dirk-Marjan drehte sich zu Katharina um. »Kann ich jetzt wieder in meine Zelle zurück?«
Katharina zog amüsiert die Augenbraue hoch: »Nein! Jetzt sind Sie dran!«
»Ich? Aber …?«, fragte Dirk-Marjan überrascht. Und dann wurde sein Gesicht schlagartig aschfahl: »Sie wollen mich von der Brücke werfen, oder?«
Katharina ließ ihn genüsslich ein paar Sekunden zappeln, bevor sie antwortete: »Nein, natürlich nicht. – Aber –«
»Bitte, bitte, bitte. Ich will!«, unterbrach sie Kristina mit kindlicher Begeisterung. Sie hatte es sich wirklich verdient, daher erwiderte Katharina mit einer angedeuteten Verneigung: »Aber natürlich. Tu uns die Ehre, Kristina.«
Kristina baute sich vor Dirk-Marjan auf: »Also ich war ja sehr dafür, dich von der Brücke zu schubsen. Aber wir haben noch eine bessere Lösung gefunden. Siehst du dort?«
Sie deutete auf einen kleinen Punkt am Horizont.
»Das ist der Helikopter, der dich nach Deutschland bringen wird«, fuhr sie zufrieden fort. »Vor Gericht!«
Dirk-Marjan sah sie verständnislos an: »Aber das wäre … Entführung. Freiheitsberaubung. Die können doch nicht einfach jemanden in einem fremden Land kidnappen.«
Kristina gluckste vor Vergnügen: »Tun sie auch nicht. Die Brücke ist extraterritoriales Gebiet. So was wie eine Botschaft. Von wegen deutscher Truppen auf fremdem Staatsgebiet. Wenn ich das richtig verstanden habe.«
Sie blickte zu Oberst Bachmann, der bestätigend brummte.
»Bis heute um Mitternacht ist die Brücke noch neutrales Gelände. Und die Soldaten haben hier Polizeirecht. – Ätsch! Schachmatt!« Kristina streckte ihm die Zunge raus.
Katharina trat neben sie, widerstand aber dem Drang ihm gleichfalls die Zunge rauszustrecken. Stattdessen sagte sie in ihrem offiziellsten Tonfall: »Dirk-Marjan Jakutzki alias Dirk Schröder? Sie sind vorläufig festgenommen. Sie haben das Recht –«
In diesem Augenblick wurden sie von lautem Hupen unterbrochen. Ein Auto fuhr mit hoher Geschwindigkeit auf die Brücke. Es war der DKW Munga, Augustins Glanzstück.
Mit quietschenden Reifen kam der Wagen neben Dirk-Marjan zum Stehen; er hechtete kopfüber hinein. Und schon trat der Fahrer wieder aufs Gas.
Er raste die Brücke hinunter, auf das Festland zu. Doch Katharina fackelte nicht lange. Sie riss ihre Pistole heraus, legte an, zielte und schoss. Ein Hinterreifen des Munga platzte, der Wagen geriet ins Schleudern und prallte mit voller Wucht gegen das Geländer der Brücke.
Das Geländer hielt. Doch der Aufprall schleuderte Dirk-Marjan, der sich mit seinen gefesselten Händen nicht hatte festhalten können, aus dem türenlosen Wagen hinab in den Abgrund.
Katharina und die anderen sprangen zum Geländer: Dirk-Marjan stürzte kopfüber in das gischtige Wasser. Doch gleich darauf tauchte er wieder auf. Panisch mit den Füßen paddelnd versuchte er, gegen den Sog eines großen Strudels anzuschwimmen.
In diesem Moment donnerte der zweite Helikopter über sie hinweg. Katharina hörte, wie Oberst Bachmann Anweisungen in sein Funkgerät brüllte.
Der Helikopter flog dicht über der Wasseroberfläche, ein Soldat in einem Tragegurt schwang sich hinaus. Es gelang ihm, Dirk-Marjan zu packen und ihn in ruhigeres Wasser zu ziehen, doch dann ging dem Soldaten die Kraft aus. Er ließ Dirk-Marjan fallen. Der Helikopter sank noch tiefer. Die Kufen berührten jetzt fast die Wasseroberfläche. Der Soldat streckte wieder seine Hand aus und –
Der unmenschliche Schrei war so laut, dass er sogar das Dröhnen des Hubschraubermotors übertönte. Dirk-Marjan bäumte sich noch ein letztes Mal im Wasser auf. Dann versank er wie ein Stein.
»Seewespen«, brüllte Harry über den Lärm des Hubschraubers hinweg in Katharinas Ohr. Dann starrten sie wieder fassungslos auf die Wasseroberfläche. Der Helikopter drehte noch eine Runde, während der Soldat das Wasser absuchte. Dann gab er auf. Dirk-Marjan war Opfer seiner eigenen Falle geworden.
Endlich hatte Katharina ihre Fassung wiedergewonnen. Ihr Blick fiel auf den DKW Munga: Totalschaden. Sie lief zu dem Wrack.
Der Fahrer war über dem
Weitere Kostenlose Bücher