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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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Lenkrad zusammengesunken, vermutlich vom Aufprall ausgeknockt. Katharina packte ihn an der Schulter und zog ihn zurück.
    Das konnte doch nicht sein! Augustin?
    Er schlug die Augen auf und spuckte einen Mund voller Blut aus. Zwei seiner Frontzähne fehlten. Trotzdem lächelte er. Ernsthaft?
    Katharina brauchte gar nicht zu fragen. Augustins Aussprache war zischend, aber verständlich. »Fünfhunderttausend Dollar. Weißt du, wie viel Geld das ist?«, fragte er träumerisch.
    »Du? Du warst der Komplize?« Katharina konnte es nicht fassen. »Die ganze Zeit? – Auch bei den Morden?«
    Augustin versuchte die Schultern zu heben, zuckte aber vor Schmerz zusammen. Dann stieß er hervor: »Die paar Weißen. Wer vermisst die denn schon?« Er schloss die Augen wieder.
    Katharina spürte, wie ihr Gesicht eiskalt wurde. Langsam ging sie rückwärts vom Wagen weg. Ein paar Soldaten waren inzwischen herbeigelaufen und begannen, Augustin aus dem Wagen zu heben und auf eine Trage zu legen. Wenn es denn sein musste. Von ihr aus hätte er dort verrecken können. Und im nächsten Augenblick schämte Katharina sich für diesen Gedanken.

Farewell Smile
     
    »Es lebe der Katastrophentourismus! Wir sind das ganze nächste Jahr ausgebucht!«
    Stefan Döring war, glänzend gelaunt einen Computer-Ausdruck schwenkend, an den Frühstückstisch getreten, an dem Katharina, Harry, Andreas Amendt und Sandra Herbst saßen. Er schwang sich auf einen Stuhl neben Katharina. »Ach, Frau Yamamoto? Sie brauchen nicht zufällig einen Job und wollen für unsere Gäste eine Show inszenieren? Krimi live auf Golden Rock?«
    Einunddreißigster Dezember 2007. Silvester. Die meisten Gäste waren direkt nach Weihnachten abgereist. Doch Katharina war geblieben. Wo sollte sie auch hin?
    Die meisten Reparaturen waren erledigt; auch neue Kabel für Telefon, Fernsehen und Internet waren über die Brücke gelegt worden; ein Abschiedsgeschenk von Oberst Bachmann, der die Gelegenheit nutzen wollte, auch die elektrischen und elektronischen Fähigkeiten seiner Truppe zu trainieren.
    Die Abendessen waren still gewesen ohne Augustins Gesang. Es hatte unter den Gästen eine hitzige Diskussion gegeben, als sie erfuhren, dass er der Komplize des Mörders gewesen war. Jean-Luc war sich in rassistischen Tiraden ergangen, andere hatten sich über die Korruptheit Afrikas ereifert.
    Es war ausgerechnet Luisa Rheinsberger gewesen, der juwelenbehängte Weihnachtsbaum, die ein Machtwort gesprochen hatte: »Ich kann das zumindest nachvollziehen. Tansania ist sehr arm. Viele Menschen leben von nicht mal einem Dollar am Tag. Fünfhunderttausend Dollar. Das ist unermesslicher Reichtum. So wie für uns fünfzig Millionen Euro! Und dafür würden bei uns auch eine Menge Menschen morden.«
    Charlie Buchmann hatte erwidert, das würde er ja noch verstehen, aber dieser Rassismus gegen die Weißen –
    Luisa Rheinsberger ließ ihn gar nicht erst ausreden: »Und wann haben Sie sich zuletzt über den Tod eines Schwarzen aufgeregt?«
    »Frau Yamamoto? Wollen Sie nun Krimispiele für uns machen, oder nicht?« Stefan Döring stupste sie an die Schulter. Katharina schreckte hoch. Frau Yamamoto. Wie lange würde sie den Namen wohl noch tragen müssen?
    Sie schüttelte energisch den Kopf: »Nein. Ich habe bereits einen Beruf. Und Krimispiele sind mir zu weit von der Realität weg.«
    »Sie könnten das Ganze doch realistischer gestalten.«
    Katharina seufzte. Was war das nur mit diesen Krimifans? Kristina hatte ihr beim Abschied verkündet, dass sie ein Buch über die Ereignisse auf Golden Rock schreiben werde. Natürlich einen Krimi. Mit dem Titel »African Tango«. Sie hatte Katharina gefragt, ob sie sie mal aufsuchen könne, von wegen der Details. Katharina hatte genickt. Und die junge Frau war glücklich in den Bus eingestiegen.
    Sicher würde sich ihr Buch glänzend verkaufen. Denn natürlich hatten die Medien Wind von den Vorgängen auf Golden Rock bekommen und sich auf die nach Deutschland zurückgekehrten Gäste gestürzt. Ein paar Reporter waren sogar auf Golden Rock selbst aufgetaucht, und Stefan Döring hatte sich gerne interviewen lassen.
    Katharina hatte sich aus guten Gründen verweigert. Es fehlte gerade noch, dass sie in Deutschland in die Schlagzeilen geriet.
    Schlagzeilen? Das erinnerte Katharina an etwas. Sie wandte sich an Stefan Döring, der, enttäuscht darüber, dass sie sein Angebot abgelehnt hatte, löffelklirrend in seinem Kaffee rührte. »Geht das Internet eigentlich

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