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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
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drückte. An der Stelle, an der ich Michael vermutet hatte, stand ein mittelgroßer Berggorilla. Er ging auf alle vieren und starrte mich mit seinen Glutaugen auffordernd an. Mir wurde immer heißer, als ob sich mein Blut in Lava verwandelte. Zu was auch immer er mich aufforderte, ich kam nicht drauf. Aber sein Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel, irgendetwas wollte er von mir.
    Alan und der Gunman trugen auch nicht wirklich zu meiner Beruhigung bei. Den aus der Reihe tanzenden Spaßvogel keinen Moment aus den Augen lassend schoben sie mit der Umsicht von Toreros ihre Körper als menschliche Schutzschilde zwischen mich und seine Pelzmuckis. „He only wants to play, don`t worry and move slowly away from the gorilla“, forderte mich Alan auf, langsam etwas Abstand zwischen mich und den – angeblich – bloß ein wenig spielen wollenden Gorilla zu bringen. Aber es war bereits zu spät. Ich sollte zur Lachnummer für die Berggorillas und sämtliche anwesende Homo Sapiens werden.
    Ein gekonnter Griff, eine geschickte Körperbewegung und im Nu hatte mich der „Spiel-Gorilla“ aus dem Gleichgewicht gebracht – und schon ging es den Hang hinunter. Kein Mensch kann sich vorstellen, welche Gefühlswelten jemand betritt, der von einem Menschenaffen angefallen wird. Wie es ist, mit einem lebenden Pelzklops um die Knie durch Disteln und Brennnesseln bergab zu kullern. Jeder Quadratzentimeter in Superalarmstimmung: Wann fahren die Zähne ins Fleisch? Alan oder wer auch immer rief mir noch irgendetwas hinterher, das ich nicht verstehen konnte, aber ehe ich mich versah, ließ mich mein neuer Freund genauso unvermittelt, wie er mich in seinen Klammergriff gebracht hatte, auch schon wieder los. Grunzte ein paar Worte in seiner Sprache und jagte anschließend so schnell es nur ging im Gefolge seiner Kumpels durch den Sellerie davon. Bald waren sie nur mehr durch ein lautes Krachen und Splittern zu vernehmen, das von ihrer eiligen Flucht durch das Dickicht kündete.
     

    Bild 22: Der „Spiel-Gorilla“ rückt mir auf die Pelle
     
    Ich fand mich am Fuße eines Farnbaums sitzend wieder. Die Haare voll Dornen und mit Ameisen bis in die Unterhose. Meine Gedanken fuhren Achterbahn, der Adrenalinspiegel war auf Höchstniveau und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Noch immer etwas durcheinander tastete ich meinen Körper ab, aber zum Glück war mir nichts passiert. Es war alles viel zu schnell gegangen, um zu reagieren. Trotzdem klopfte Alan mir auf die Schulter und lobte mich, wie geistesgegenwärtig ich mich verhalten hätte und welch cooler Hund ich wäre. Offensichtlich hatte der Gorilla tatsächlich nur mit mir spielen wollen, oder es war, wie Alan vermutete, eine Art Mutprobe gewesen. Was mir aber wirklich zusetzte, war, dass niemand aus unserer Gruppe in der Lage gewesen war, meine unfreiwillige Showeinlage zu dokumentieren und ein paar Fotoaufnahmen für die Ewigkeit zu fertigen. Sogar Michael hatte sich lieber vor Lachen gebogen, als seinen Fotojob ernst zu nehmen.
    Dafür blieb mein geschmeidiger Auftritt sicher in bleibender Erinnerung. Vielleicht nicht nur bei uns Menschen, sondern womöglich auch bei der Umubano-Gruppe der Berggorillas in den undurchdringlichen Wäldern Ruandas, wenn sie sich Sellerie kauend auf ihre haarigen Schenkel klopften und an den kleinen Besucher zurückdachten, der sich so elegant rollen ließ.
     

08. Herausforderung Mgahinga
     
    Uganda, im Jahr 2011
     
    Wir hielten uns bereits seit drei Tagen im Gebiet der Virunga-Vulkane auf. Heute Mittag hatten wir, aus Ruanda kommend, die Grenze nach Uganda ohne Komplikationen überquert und waren mit einem Sammeltaxi die wenigen Kilometer bis in die Kleinstadt Kisoro gefahren. Erschöpft von der Anreise und völlig ausgehungert saßen wir jetzt in unserer Backpacker-Unterkunft, dem „Golden Monkey Guest House“. Während wir auf die bestellten Spaghetti Bolognese warteten, besprachen wir unsere, für die nächsten Tage geplanten Ausflüge.
    Kisoro liegt im äußersten Südwesten Ugandas, der von seinen Nachbarn Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo lediglich durch die Virunga-Vulkane getrennt wird. Vor den Toren der Stadt befindet sich der Mgahinga Gorilla National Park, der zusammen mit dem Parc National des Volcans in Ruanda und dem Parc National des Virunga in der Demokratischen Republik Kongo ein mehr als 400 Quadratkilometer großes Ökosystem bildet, das mit mindestens 350 Berggorillas nahezu die Hälfte der weltweiten Population

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